Partner, Paare, Paarungen - Erzählungen
nicht mehr den Beifall der Verzeihenden fand.
Also, wie eben angedeutet, die Betrogene verzieh unter Deponierung eines Gattenmordes, falls noch einmal …
Die Nähe zur besten Freundin kam nur zögerlich wieder zustande. Eine gewisse Entfremdung, ein kleiner Vertrauensverlust war vice versa nicht merkbar, aber da.
Dem gesellschaftlichen Smalltalk tat alles keinen Abbruch.
»Du hast ja eine größere Sache zu überstehen gehabt«, sagte bei Zigarre und Rotwein der Zeitungsherausgeber zum Banker.
»Das kann man wohl sagen«, antwortete der und blies, mit Blick zum Himmel, sehr viel Luft heraus.
Ins Detail pflegen Männer von Format nicht zu gehen.
Ein oder zwei Sommer später liebten sich der Zeitungsherausgeber und seine Frau und plauderten anschließend, in Morgenmantel und Dressinggown, über wildere Zeiten, über Zeiten, als er noch nicht so trostlos vermanagt war. Da kam von ihm die Anregung zu einem lange nicht mehr konsumierten Totalurlaub. Er fasste den Vorsatz, sich einen ganzen Monat freizuschaufeln, die Tochter die Zeit bei den Großeltern auf dem Land verbringen zu lassen. Er schlug eine von diesem Paar noch nie besuchte Nordseeinsel vor. Sie war begeistert. Der Urlaub kam zustande. Zwei Wochen lang ließen sie sich die Krabben schmecken, freuten sich, dass ihre nackten Körper noch keinen Grund hatten, sich zu verhüllen, legten bei beißend kaltem Wind die Arme einander um die Schultern, fühlten sich jung.
Da kam aus dem Verlag ein Mail, eine Brandmeldung, der Chefredakteur hatte fristlos gekündigt, die Anwesenheit des Herausgebers wäre demnach unverzichtbar. Der Herausgeber war wütend, sah aber ein, dass ohne ihn eine Problemlösung nicht möglich war. Er beschwor seine Frau, die zweiten zwei Wochen zu genießen, sich ihren herrlichen Urlaub nicht vermiesen zu lassen. Er würde sie jedenfalls abholen kommen, vielleicht gingen sich noch ein, zwei Tage auch für ihn aus. Er flog ab und hinterließ eine verjüngte, schöne Frau, Anfang vierzig.
Man könnte das Angesprochenwerden durch einen perfekt Französisch und ganz gut Englisch sprechenden Russen ausgiebig schildern, den ersten Strandspaziergang, seine Erzählung, wonach er seine Karriere als Solotänzer jetzt aufgrund einer Verletzung beenden musste und nicht wusste, ob er Choreograf oder ganz etwas Anderes werden wolle. Man könnte sich in das Beschreiben dieses Typs verlieren, der aussah, als wäre er das Modell für alle sehr herben Männerparfums des Globus, aber wozu sollte man das tun? Alle Kenner der Fernsehfilme von Autoren mit schwedischem Pseudonym wissen, wie alles lief. Der Aquavit oder auch der Wodka taten ihr Teil. Die Frau ließ sich in einer von ihr selbst noch nie erlebten Intensität fallen und genoss. Dass ihr Mann eine seiner Scheckkarten dagelassen hatte, war für die Programmierung der Tage und Nächte von unschätzbarem Vorteil.
Die interessanteste Realität ist die, die sich nach den Gesetzen der Kolportage richtet. Der Zeitungsherausgeber konnte die Krise viel rascher beenden, als zu befürchten gewesen war. Der Chefredakteur hatte nach einer kritischen Stellungnahme der Redakteursversammlung überreagiert, der Herausgeber konnte vermitteln, seine Anwesenheit blieb zwar erwünscht, war aber seiner Meinung nach nicht erforderlich. Er fasste nach etwa einer Woche den, logischerweise verhängnisvollen, Entschluss, seine Frau zu überraschen.
Das gelang ihm. Er fand eine Situation vor, die an Trivialität und Peinlichkeit nicht zu überbieten war, von der nur gesagt werden soll, dass ihre pornografische Substanz schon in die Komik überging.
Der Ehemann blieb wortlos. Er drehte sich auf dem Absatz um. Da er weder telefonisch zu erreichen war noch auf panische Mails reagierte, wurde ihre Unruhe zu stark. Auch sie beschloss den vorzeitigen Heimflug, nicht ohne ihrem Russen eine sehr schöne Lederjacke als Andenken zu hinterlassen.
Zu Hause fand sie eine Wohnung vor, aus der ihr Mann die für einen vorübergehenden Hotelaufenthalt nötigen Sachen entfernt hatte. Ihr hatte er eine kurze Mitteilung hinterlassen, nach der er beim Anwalt gewesen wäre, nach der die Scheidung eingereicht sei, nach der sie sich ihrerseits einen Anwalt nehmen solle, damit die Herren sich über die Höhe der monatlichen Zahlungen für das Kind einigen könnten. Die Suche nach einer Wohnung für sie und die Tochter sei eingeleitet.
Die Frau war verzweifelt. Es blieb nur das Gespräch mit der Freundin. Selbstverständlich kam die. Nicht
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