Partnerin wider Willen
gab sie so einfach auf? Das ärgerte Ellen. Andererseits, warum sollte Dana anrufen, wenn sie glaubte, sie und Britta seien wieder zusammen? Sie an Danas Stelle hätte wohl genauso reagiert. Ellen sah ein, es lag bei ihr, etwas zu unternehmen. Sie musste auf Dana zugehen und die Dinge richtigstellen.
Die Tür zum Verlag öffnete sich, und ein junger Mann kam heraus. Ellen verschränkte seufzend die Arme hinterm Kopf. Sie dehnte sich in ihrem Sitz. Diese Warterei nervte. Aber sie wollte Dana außerhalb des Büros abpassen. Ohne die Möglichkeit, dass die sich in eine Besprechung flüchtete oder ähnliche Manöver ersann.
Die Tür ging ein weiteres Mal auf. Diesmal spuckte sie eine Gruppe von drei Leuten aus. Dana war unter ihnen. Ellen rappelte sich hastig hoch, sprang aus dem Wagen und ging der Gruppe entgegen.
»Guten Abend«, rief sie.
Zwei Augenpaare sahen Ellen fragend an, das dritte an ihr vorbei.
»Frau Wegener, wie schön, zu Ihnen wollte ich gerade.« Ellen blieb vor Dana stehen und lächelte. Die Kollegen verabschiedeten sich von Dana. Die nickte mit verbissenem Gesicht.
»Was willst du hier?«, fragte sie Ellen, als sie beide allein waren. »Es ist alles gesagt.«
»Das ist es eben nicht. Bis jetzt hast nur du geredet. Wie wäre es, wenn ich auch mal was sagen dürfte? Also hör mir zu.«
»Brauch ich nicht. Ich hab alles gesehen. Du musst mir dazu keine Untertitel geben.«
»Das mit Britta und mir ist vorbei«, beschwor Ellen Dana.
»Ha, deshalb kommt sie nachts um zwei halbbekleidet aus deinem Schlafzimmer?«
»Sie wollte noch eine Nacht bleiben, brauchte etwas Zeit, bevor sie ihre Kinder abholt.«
»Ja, klar.«
»Ich bitte dich, sollte ich sie etwa rausschmeißen?«
»Es gibt Hotels.«
»Ja, das weiß ich auch. Aber . . . verdammt, Dana, warum bin ich wohl hier?«
»Das frag ich mich auch. Ich vermute, dir sind wieder Bedenken gekommen. Womit hat Britta dich diesmal erschreckt?«
»Aber ich sage dir doch . . .« Ellen brach ab. So kam sie nicht weiter. An Dana prallte jede Erklärung ab. Sie musste etwas anderes probieren. Und Ellen hatte auch eine Idee, was. »Dana, bitte steig in meinen Wagen. Ich werde dir etwas zeigen.«
»Nein«, lehnte Dana ab.
»Bitte«, versuchte Ellen es erneut.
Kopfschütteln war die Antwort. Ellen spürte deutlich Danas Absicht, an ihr vorbei- und wegzugehen. Gegen so viel Sturheit war einfach kein Kraut gewachsen. Also griff Ellen zu dem einzigen Mittel, das ihr noch einfiel: Sie langte mit der rechten Hand an ihren Gürtel, mit der linken nahm sie Danas Handgelenk. Eine Sekunde später klickte es einmal. »Dana Wegener, du bist vorläufig festgenommen. Es besteht der Verdacht des mutwilligen Missverstehens.«
Bevor Dana die Situation erfasste, lag auch ihr anderes Gelenk in Handschellen. Es klickte ein zweites Mal. Dana schaute auf ihre gefesselten Hände. »Was soll das?«
Ellen deutete auf ihren Wagen. »Einsteigen!«, wiederholte sie nur.
»Das kannst du nicht machen.« Dana hob die Hände. »Mach die sofort ab.«
Diesmal war es Ellen, die den Kopf schüttelte. »Nein.«
»Tzzz«, machte Dana ärgerlich.
»Steig ein.«
»Nur unter Protest«, brummte Dana. Sie öffnete die Beifahrertür von Ellens Wagen und setzte sich hinein. Die ganze Fahrt über machte sie ein frostiges Gesicht. Ellen nahm es kommentarlos hin. Vor ihrem Wohnhaus angekommen, stellte Ellen den Motor ab. Sie bedeutete Dana auszusteigen. Die schüttelte einmal mehr mit dem Kopf, doch sie öffnete beidhändig die Wagentür, stieg aus und warf die Tür anschließend wütend mit dem Fuß wieder zu. Ellen ignorierte auch das, während sie voran ins Treppenhaus ging.
Oben in ihrer Wohnung schloss Ellen erst die Haustür von innen ab, bevor sie Dana die Handschellen abnahm.
»Übertreibst du nicht ein wenig?« Dana stand mit finsterer Miene an der Tür.
»Mag sein. Aber ich will eben sichergehen, dass du nicht einfach verschwindest.«
»Na schön. Und nun? Was gibt es hier in deiner Wohnung, das ich unbedingt sehen muss?«
Ellen ging von Tür zu Tür, öffnete sie nacheinander und sagte: »Bitte, sieh hinein.«
Dana zog die Augenbrauen zusammen. Sie konnte Ellen nicht folgen, steckte aber dennoch den Kopf in jedes Zimmer. »Ja, und? Was soll da sein? Ich sehe nichts Besonderes.«
»Eben. Nichts und vor allem niemand . Britta ist weg. Es ist nichts mehr von ihr da. Keine Sachen, keine Zahnbürste, nicht mal eine Hautschuppe oder ihr Duft. Ich habe den ganzen Nachmittag
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