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Partnerin wider Willen

Partnerin wider Willen

Titel: Partnerin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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hunderttausend pro Jahr extra eingebracht. Und einmal bitte ich ihn um Hilfe, und der Kerl sagt eiskalt nein.«
    »Wie hoch sollte die Hilfe denn ausfallen?«, fragte Marco.
    »Er sollte mir fünfunddreißigtausend leihen. Nur leihen. Als er mich anrief, ich solle ihn aus dem Stadtpark abholen, weil Gruber ihm irgendwas eingeflößt hätte, hatte ich noch nicht vor, ihn zu töten. Ich fuhr hin, packte ihn ein – er war ziemlich benebelt. Ich dachte, das ist die Gelegenheit. Sprach ihn auf das Geld an. Er lachte nur. Von was für Idioten er doch umgeben sei.«
    Ellen nahm sich einen Stuhl. »Da beschlossen Sie, Kessler zu beseitigen, damit Sie sich aus der Firma nehmen konnten, was Sie brauchten«, meinte sie dabei und setzte sich.
    »Nein! Ich habe das nicht geplant. Kessler wurde plötzlich schlecht. Das war auf der Brücke. Ich hielt an, gerade rechtzeitig, sonst hätte er in mein Auto gekotzt. Nachdem Kessler sein Innerstes auf die Straße gepackt hatte, ging er zum Brückengeländer, um sich frische Luft um die Nase wehen zu lassen. Erst da habe ich gedacht: Wenn doch das Geländer nachgeben würde, dann wäre er weg, der fiese Sack. Ich ging zu ihm, immer noch in der Hoffnung, ihn umstimmen zu können. Kessler drehte sich um. Obwohl er aussah wie der Tod auf Latschen, hatte er diesen selbstgefälligen Ausdruck im Gesicht. Da wusste ich, es war aussichtslos. Das war der Moment, wo mir der Gedanke durch den Kopf ging: Du musst was tun. Und da klar war, dass das Geländer nicht nachgeben würde . . .« Gerstäcker hielt inne.
    »Wie ging es weiter?« wollte Marco wissen.
    »Das glauben Sie nie. Kessler schien meine Gedanken zu lesen. ›Na? Mordgedanken?‹ Er feixte. ›Lass es lieber. Damit kommst du nicht durch.‹ Und ich dachte so: Wer weiß, vielleicht doch. Es gab schließlich ’ne Menge Leute, die Kessler die Pest an den Hals wünschten.«
    »Deshalb haben Sie uns Gruber schmackhaft gemacht«, schlussfolgerte Ellen.
    »Bot sich an.«
    »Eins versteh ich nicht«, sagte sie. »Kessler hätte den Sturz überleben und ans Ufer schwimmen können. Was hätten Sie dann gemacht?«
    »Ich wusste, bei der Brücke gibt es starke Strömungen. Am Ufer stehen überall Warnschilder. Selbst ein guter Schwimmer hat da Probleme. Kessler konnte aber gar nicht schwimmen.«
    »Was?«
    »Ich erfuhr es, als ich ihn mal fragte, warum er eine Segelyacht hat, wenn er damit nie rausfährt. Kessler meinte, die sei nur da, um darauf Kunden zu empfangen und zu beeindrucken. Als Nichtschwimmer vermeide er das offene Wasser lieber.«
    Ellen und Marco sahen sich an. Warum hatte Frau Kessler ihnen diese Information vorenthalten? Sie hätten den Kreis der Verdächtigen zwar nicht einschränken können, aber dennoch wäre dieser Hinweis hilfreich gewesen. Doch so war das manchmal. Für andere Leute hingen die Dinge, obwohl die Verbindung auf der Hand lag, schlicht und ergreifend nicht zusammen.
    »Außerdem stand Kessler ja auch noch unter Medikamenten«, erklärte Gerstäcker weiter. »Sorge machte mir nur, ob es einen zufälligen Beobachter geben könnte. Aber es war kurz nach fünf Uhr morgens, Karfreitag, kaum ein Auto unterwegs. Für Jogger war es noch zu früh. Da habe ich es getan. Ich packte Kessler. Es gab einen kurzen Kampf. Aber er hatte keine Chance, so mitgenommen wie er war.«
    »Was haben sie anschließend gemacht?«
    »Na, was schon? So schnell wie möglich weg da. Meine Frau schlief noch, als ich nach Hause kam.«
    Marco schaltete das Aufnahmegerät aus. »Ich brauch einen Kaffee, bevor wir mit dem Fall Simone Bergrath weitermachen.« Er gab dem uniformierten Kollegen im Raum ein Zeichen, dass er Gerstäcker im Auge behalten solle. Dann verließen er und Ellen den Verhörraum.
    »Der Typ ist eiskalt, erzählt das Ganze, als ginge es ihn nichts an.« Marco zog sich einen Kaffee am Automaten. »Nimmst du ihm seine Geschichte zu Kessler ab? Demnach begann alles mehr oder weniger durch einen Zufall. Simone Bergrath wäre vielleicht noch am Leben, hätte Gruber seinen Hass auf Kessler besser beherrscht.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Kessler würde vielleicht noch unter uns weilen. Und er war abgebrühter als Gerstäcker.« Marco pustete auf das heiße Getränk in seiner Hand. »Karl Kessler hätte sich von Simone Bergrath nicht in die Enge treiben lassen, sondern sie zu irgendeinem faulen Kompromiss überredet. Oder gezwungen. Wie bisher auch.« Er nippte am Becher. »Ich sage dir, Grubers kleine Rache hat am Ende seine

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