Partnerin wider Willen
mit Verbrechern zu tun«, argumentierte Dana. »Na ja, normalerweise.«
Ellen seufzte. Dieses Thema würden sie hier und jetzt wohl nicht ausdiskutieren – schon allein deshalb, weil Ellen zu müde war. »Lass uns ein anderes Mal weiter darüber reden. Ich bin müde. Fährst du mich nach Hause?«
»Ja, natürlich. Vorher muss ich dir aber noch was beichten.«
Ellens fragende Augen entlockten Dana ein sanftes Lächeln. »Ich finde es eigentlich ganz schön, wenn du dir Sorgen um mich machst. Es ist schon eine Weile her, dass da jemand war, der das getan hat.«
Sie sahen einander an. Danas Mund näherte sich langsam Ellens Lippen, berührte sie zärtlich, verschmolz mit ihnen. Ellen fühlte Danas Hand in ihrem Nacken, ihr Streicheln, das Kribbeln auf der Haut. Danas andere Hand umschlang Ellens Taille, zog sie fest an sich.
Eine Tür ging auf. Sie schreckten zusammen und sahen sich um. Es war der Arzt, der Ellens Wunde genäht hatte und jetzt aus dem Behandlungsraum kam. Aber er nahm sie gar nicht wahr, sondern ging mit raschen Schritten den Gang hinunter.
»Fahren wir?«, flüsterte Dana in Ellens Ohr.
Ellen öffnete die Wohnungstür, nahm Danas Jacke von den Schultern und gab sie ihr zurück. Dana nahm sie. Abwartend schaute sie Ellen an. Ellen legte ihr Schlüsselbund auf der Kommode ab. »Ein aufregender Abend«, sagte sie dabei.
»Ja.« Dana schloss die Tür und lehnte sich dagegen.
Ellen stand unschlüssig da. Verlegen kratzte sie sich hinterm Ohr. Dann lächelte sie. »Möchtest du einen Kaffee?«
»Nein.« Dana machte einen Schritt auf Ellen zu. Ihre Absicht stand deutlich in ihren Augen. Deshalb blinzelte Ellen auch verwirrt, als Dana plötzlich mitten in der Bewegung innehielt und die Stirn runzelte. Ihr Blick lag auf etwas in Ellens Rücken. Ellen drehte sich um – und sah in Brittas verschlafenes Gesicht.
Ach du liebe Güte. Richtig. Wie hatte sie Britta vergessen können? Und dass sie noch eine Nacht bleiben wollte? Ellen war für den Moment so perplex, dass sie Britta nur anstarrte.
»Ach, du bist’s«, sagte die lediglich und schlurfte zurück ins Schlafzimmer.
Ellen drehte sich zurück zu Dana. In deren Gesicht standen stummer Vorwurf und grenzenlose Enttäuschung. Wortlos machte sie auf dem Absatz kehrt und verließ die Wohnung.
»Dana!«, rief Ellen.
Die drehte sich noch mal um. »Was kommt jetzt? Der berühmte Satz: Es ist nicht so, wie es aussieht?« Sie schüttelte den Kopf. »Verschon mich damit.«
11.
» T ut mir leid, dass ich dir gestern deine Freundin verjagt habe«, sagte Britta beim Abschied. Sie lächelte schwach. »Wenn sie nicht wiederkommt, kannst du es dir ja noch mal überlegen.«
Ellen schüttelte den Kopf.
»Selbst dann nicht?«
»Nein.«
Britta seufzte. »Na dann. Mach’s gut.«
Ellen beobachtete vom Küchenfenster aus, wie Britta ihre Tasche auf den Beifahrersitz ihres Wagens schob. Bevor sie einstieg, blickte Britta noch einmal nach oben und winkte. Dann fuhr sie davon. Ellens Augen folgten ihrem Wagen, bis er um die Ecke bog. Anschließend räumte sie das Frühstücksgeschirr in den Geschirrspüler und alles Essbare bis auf die Brötchen in den Kühlschrank.
»Und nun zu dir, Dana Wegener«, murmelte sie vor sich hin, als sie die Kühlschranktür zudrückte. »Einfach abhauen. Das ist ja wohl das Letzte.«
Sie nahm ihr Handy und wählte Danas Nummer im Verlag.
»Sommer«, meldete sich eine frische Stimme.
»Oh, Entschuldigung, ich hab mich wohl verwählt«, sagte Ellen. »Ich wollte mit Dana Wegener sprechen.«
»Frau Wegener hat ihr Telefon auf meinen Apparat umgestellt. Sie will nicht gestört werden. Von niemandem. Sie schreibt an einem wichtigen Artikel.«
»Macht sie das nicht immer?«
»Ja, aber dieser ist scheinbar noch eine Nummer wichtiger. Ich kann Dana was ausrichten, wenn Sie möchten.«
»Sagen Sie ihr nur, Ellen hat angerufen.«
»Ist gut.«
Ellen legte auf. Damit hatte sie jetzt nicht gerechnet: Dana verschanzte sich. Warum sonst hatte sie ihren Apparat umgestellt. Wahrscheinlich hatte Frau Sommer gar keine Order, niemanden durchzustellen, sondern nur, eine bestimmte Person abzuwimmeln, nämlich sie. Ellen blieb nichts anderes übrig, als es später noch mal zu probieren. Dana konnte sich ja nicht ewig verleugnen lassen. Vorerst fuhr Ellen ins Büro.
Marco saß schon mit Gerstäcker im Verhörraum. Ellen kam dazu, als Gerstäcker gerade sagte: »Ich habe immer die Drecksarbeit für Kessler machen müssen. Habe ihm bestimmt
Weitere Kostenlose Bücher