Partnerin wider Willen
die Waffe. »Fallen lassen, Gerstäcker!«, rief sie.
Gerstäcker tat es. Der Kanister plumpste mit einem dumpfen Laut in den Kofferraum. Noch bevor Ellen reagieren konnte, zog Gerstäcker blitzschnell sein Feuerzeug, zündete es an und warf es hinterher. Augenblicklich schoss eine hohe Flamme aus dem Wagenheck empor. Fassungslos starrte Ellen auf das brennende Fahrzeug. Ihr Blick wanderte zum Fahrerraum, traf Danas, in dem das blanke Entsetzen stand.
Gerstäcker rannte zum Flugzeug.
Ellen fluchte. Wo blieb Marco?! Der kam wie auf Bestellung um die Ecke gerast. Ellen hoffte, dass er die Situation erfasste und Gerstäcker den Weg abschnitt. Sie selbst eilte zum brennenden BMW.
»Geh von der Scheibe weg«, rief sie Dana zu, die in ihrer Panik an der Tür rüttelte. Dana rutschte zum Fahrersitz und kauerte sich zusammen. Mit dem Eisen des Pistolenknaufs schlug Ellen kräftig gegen die Seitenscheibe. Glas splitterte; ein Netz aus tausend Waben entstand. Ein zweiter Schlag, und die Scheibe zerbröselte von der Mitte her. Ellen zog ihre Jacke aus, wickelte sie sich schützend um die Hand und riss den Rest des Glasgespinstes heraus, der noch im Fensterrahmen saß. Dana krabbelte vom Fahrersitz zurück und quetschte sich mit Ellens Hilfe durch die entstandene Öffnung aus dem Wagen. Sobald sie Boden unter den Füßen hatte, zog Ellen sie mit sich und vom Wagen weg. Erst in einem Abstand von fünfzig Metern verlangsamte Ellen ihren Lauf und blieb schließlich stehen. Dana neben ihr. Sie keuchten, drehten sich um. Genau in diesem Moment ging der BMW vollständig in Flammen auf.
»Das war knapp«, krächzte Dana mit belegter Stimme. Ellen konnte sehen, wie ihre Knie zitterten. Sie drückte Dana nach unten, damit sie sich ins Gras setzte.
»Ja, das war knapp«, murmelte Ellen. Sie lief vor Dana auf und ab, und es war deutlich sichtbar, wie es in ihr brodelte. »Verdammt knapp«, fauchte Ellen, und ihre überstandene Angst entlud sich in Wut. »Da siehst du, was bei so was rauskommt. Den Lockvogel spielen . . . ich hab dir gleich gesagt, das ist eine blöde Idee!«
Damit stiefelte sie erbost los und ließ Dana einfach sitzen.
»Okay, okay«, rief Dana hinter ihr. »Du hattest recht. Beim nächsten Mal höre ich auf dich.«
Ellen winkte ab, ohne sich umzusehen. Plötzlich fühlte sie sich am Arm gepackt. Dana war ihr gefolgt und stellte sich ihr in den Weg. »Versprochen.« Schuldbewusst grinsend verzog sie das Gesicht. »Hoch und heilig.«
Ellen schüttelte unwillig Danas Hand von ihrem Arm ab. »Ach, du. Morgen, spätestens übermorgen hast du den Schreck verdaut und bist wie immer. Gegen deinen Dickkopf ist doch kein Kraut gewachsen.«
»Wahrscheinlich hast du recht«, gestand Dana kleinlaut. »Aber ich kann eben nicht anders.« Sie strich mit der Hand über Ellens Wange. »Du siehst ziemlich mitgenommen aus«, flüsterte sie weich. »Alles meinetwegen.« Sie neigte den Kopf. »Es tut mir leid.«
Unter Danas reumütigem Blick, begleitet von deren sanfter Stimme, löste sich Ellens Wut auf. Viel zu schnell, wie sie fand. Eigentlich wollte sie noch ein paar deutliche Worte an Dana richten, um ihr klarzumachen, wie leichtsinnig sie gewesen war. Aber nachdem die Wut verraucht war, überwog in Ellen einfach die Erleichterung darüber, dass es Dana, vom Schreck mal abgesehen, gut ging. Sie lehnte sich an Dana. Die zog Ellen an sich, und ihre Hände strichen sanft über Ellens Rücken.
»He, alles klar?« Marco kam angerannt.
Ellen löste sich von Dana. Marco machte eine Kopfbewegung seitwärts. Dort erkannte Ellen die Schemen des Flugzeuges und von Marcos Wagen, die, sozusagen Auge in Auge, voreinander standen. »Gerstäcker sitzt verschnürt auf der Rückbank, Feuerwehr ist unterwegs«, berichtete Marco. »Und ihr?«
»Nur der erste Schreck«, murmelte Ellen verlegen. »Alles bestens.«
Marco deutete auf Ellens Hand. »Und was ist das da?«
Ellen hob ihren rechten Arm, betrachtete die Hand. An ihren Fingern rann Blut herab. Es sickerte aus einer etwa zwei Zentimeter langen, klaffenden Schnittwunde in der Handfläche. Der Anblick brachte Ellen schlagartig den Schmerz ins Bewusstsein. Sie verzog das Gesicht. Offensichtlich hatte der Schutz durch die Jacke an einer Stelle versagt. Wo war ihre Jacke eigentlich? Na, egal.
»Ich fahr dich ins Krankenhaus«, bot Marco an.
»Nein, ich mach das«, erhob Dana Einspruch. Sie sah mit einem Mal blass aus. »Nur womit?«, fragte sie ratlos. Ein Wagen brannte, der zweite
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