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Partnerschaft und Babykrise

Partnerschaft und Babykrise

Titel: Partnerschaft und Babykrise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schmidbauer
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Probleme zu bewältigen und den Kindern eine verlässliche Basis zu sichern. Freunde rechnen damit, dass ein Freund Verständnis hat, wenn man einmal vergesslich oder unpünktlich ist. Für Zusammenarbeit sind solche Nachlässigkeiten Gift. Erst wenn eine solide Arbeitshaltung die Defizite ausgleicht, welche durch den Verlust an Liebe entstanden sind, können sich Partner und Kinder in Patchworkfamilien wieder sicher fühlen.
    Regelkreise in der Kränkungsverarbeitung

    Die Babykrise testet das Selbstgefühl der Eltern. Dessen Stabilität zeigt sich darin, wie gut Kränkungen verarbeitet werden. Die alltagspsychologische Auffassung erklärt das gerne mit Charaktereigenschaften. Es gibt nachtragende und nicht nachtragende Menschen, leicht Beleidigte und solche, die souverän bleiben.
    Die familiendynamische Analyse zeigt, dass das nicht so einfach ist. Kränkungsverarbeitung wird stark durch Rückkoppelungen und soziale Regelkreise bestimmt, in denen Ängste eine wichtige Rolle spielen. Ihre elementare Gestalt lässt sich nach dem Bibelwort beschreiben: »Wer hat, dem wird gegeben!«
    Ein Bauingenieur kommt mit Depressionen und einer sozialen Phobie in Behandlung. Er klagt, dass er sich schrecklich einsam fühle und alle seine Versuche, Kontakte zu finden, zurückgewiesen
würden. Nach einem Beispiel befragt, berichtet er von seinem letzten Versuch, der so enttäuschend verlaufen sei, dass er jetzt seit zwei Jahren keinen neuen unternommen habe. Damals lernte er in einer Kneipe eine nette Frau kennen. Er unterhielt sich einen Abend lang gut mit ihr und machte ihr einen Heiratsantrag. Daraufhin hätte sie sich zurückgezogen und gesagt, er solle sie lieber nicht mehr anrufen, während sie ihm vorher schon ihre Adresse gegeben hatte.
    Wer viele gute Beziehungen hat, fühlt sich nicht veranlasst, einem Menschen, den er eben kennengelernt hat, einen Heiratsantrag zu machen. Er fürchtet nicht, diesen zu verlieren, wenn er ihn nicht festhält. Wer sich nach einigen gescheiterten Versuchen einsam und in Not fühlt, wird bei dem überraschten Gegenstand seiner Wünsche eine Absage mobilisieren und sich auf diese Weise erneut bestätigen, dass er nicht liebenswert ist.
    Die Angstbereitschaft der Traumatisierten hängt damit zusammen, dass ihr normaler Reizschutz schon einmal überlastet wurde. Dadurch schwindet die Fähigkeit, Erwartungen zu revidieren und die eigenen geistigen Fähigkeiten auf reale Probleme zu konzentrieren. Sie richten sich dann eher darauf, mit großen Anstrengungen und um fast jeden Preis dafür zu sorgen, dass die idealisierte Erwartung erfüllt wird, von der sich das verletzte Selbst Festigung verspricht.
    Wir würden uns wundern, wenn der Besitzer eines Alltagsautos jedes Mal, wenn er nach dem Anlassen beschleunigt, in Tränen der Wut ausbricht, weil der Motor nur sechzig und nicht dreihundert PS hat. So aber verhalten sich traumatisierte
Menschen in ihren Liebesbeziehungen. Sie weigern sich, die Leistungsgrenzen einer Partnerin oder eines Partners ernst zu nehmen. Sie sind gekränkt, als erführen sie davon zum ersten Mal.
    Ähnliches lässt sich an Beziehungen zu Eltern beobachten, deren erwachsene Kinder sich nach jedem Wochenendbesuch bitter beklagen, dass sich diese Eltern wieder ganz genauso verhalten haben, wie beim letzten und vorletzten Besuch.
    In diesen Fällen hat die Realität es schwer, sich gegenüber der Erwartung durchzusetzen, die sich in der Trennung aufbaut, nach dem Motto: »Es kann doch nicht wahr sein, dass ich keine Selbstobjekte habe!« Der Mensch spielt eine Sonderrolle in der Evolution, weil in seinem Unbewussten die intensive Bindung zwischen Mutter und Kind Macht über das Leben der Erwachsenen behält, wenn während der Kindheit die Mutter (oder ihre Stellvertreter) das Baby nicht ausreichend wahrgenommen, gespiegelt und in seinen starken Affekten von Schmerz, Angst und Wut gehalten hat.
    Die Selbstobjektbeziehung überträgt symbiotische Erwartungen, welche zwischen Mutter und Kind überlebenswichtig und daher »normal« sind, auf die Beziehungen zwischen Erwachsenen. Die symbiotischen Bedürfnisse können auf Außenstehende wirken wie eine Krankheit. Bereits in Medizintexten der Antike ist beschrieben, wie Erwachsene aus unerfüllter Liebessehnsucht tödlich erkranken; Abhilfe schafft die Vereinigung.
    Der arabische Arzt Avicenna (980 bis 1037), dessen medizinisches Lehrbuch »Der Kanon« die europäischen Ärzte über
Jahrhunderte hin für unübertrefflich hielten, hat

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