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Party Girl - Roman

Party Girl - Roman

Titel: Party Girl - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Blobel
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nicht so stinkend, chaotisch, nicht so entnervend und oft enttäuschend wie in Wirklichkeit. Noch an ihrer alten Schule, in der achten Klasse, hatte Mo-na eine Kellerfete im Haus eines Klassenkameraden erlebt, die vollkommen aus dem Ruder gelaufen und zu einem Albtraum geworden war. Jeder hatte eine Flasche hochpro zentigen Alkohol dabeigehabt, jeder etwas anderes, man machte sich gar nicht erst die Mühe, aus Gläsern zu trinken, obwohl Gläser da waren, sondern hielt sich einfach nur die Flasche an den Mund und ließ sie kreisen. Als die Party so wieso schon in die Anarchie abgeglitten war, vermischten die Jungen alle Reste zu Cocktails und tranken das Zeug, angefeuert von ihren Kumpels, auf ex. Als dann noch frem de Typen auftauchten, die von der Party Wind bekommen hatten und mitfeiern wollten, waren alle schon zu betrun ken, um sich gegen die Eindringlinge zu wehren. Die waren zugedröhnt und benahmen sich wie die Schweine.
    Mona hatte irgendwann Jakobs kleinen Bruder entdeckt, schluchzend und wie ein Knäuel zusammengerollt unter dem Esstisch. Mischa hatte ihn einfach aus seinem Bett ge worfen, um sich selbst hineinzulegen und kurz darauf alles vollzukotzen . . .
    Nie hatte Mona mit ihrer Mutter darüber gesprochen. Al le waren sich damals stillschweigend einig gewesen, dass kein Wort über die Chaosparty nach außen dringen sollte. Aber manchmal, wenn Charlotte wieder einmal begann, von Teenie-Partys bei ihnen in der Wohnung zu schwär men, wurde Mona richtig wütend. Sie musste sich, nach al lem, was in der Vergangenheit passiert war, dann sehr zu sammenreißen, um ihre Mutter das nicht spüren zu lassen.
    Mona liebte ihre Mutter, sie hätte sich nicht eine Minute eine andere Mutter gewünscht als diese Miriam Charlotte Preuss, auch wenn das Zusammenleben mit einer kapriziö sen Schauspielerin nicht immer leicht war. Selbst die Zei tungen benutzten, wenn sie über ihre Mutter schrieben, das Wort »kapriziös«. Mona hatte es vorher gar nicht gekannt, fand aber, dass es den Sachverhalt ziemlich gut traf. Kapri ziös zu sein, ist ja nichts Schlimmes. Ist ja auch irgendwie liebenswert, ein bisschen schwierig, ein bisschen chaotisch, ein bisschen selbstverliebt, aber immer so lebendig.
    Sie waren all die Jahre gut zurechtgekommen, sie und Charlotte, in leichten und schweren Zeiten. Sie hatten zu sammen monatelang Tag und Nacht geweint, als Monas Vater auf einmal diese furchtbare Krankheit bekam und je den Tag weniger wurde, immer unscheinbarer, bis er nur noch ein kleines bleiches Männlein in dem weißen Kran kenhausbett war und nicht einmal mehr ihren schüchter nen kleinen Händedruck erwidern konnte.
    In der Zeit nach dem Tod ihres Mannes war Charlotte ei ne andere geworden. Hatte sich abgekapselt, alle Interviews abgesagt und ihrer Agentin verboten, irgendwelche Fotos rauszugeben. Sie wollte niemanden sehen. Nicht einmal Mona war an sie herangekommen.
    Das war so fremd und beängstigend und Mona gab sich dafür die Schuld.
    Denn sie waren nicht dabei gewesen, als Monas Vater ge storben war, alle beide nicht. Es war dann auf einmal so schnell gegangen. Auch die Ärzte hatten das nicht vorherse hen können.
    Charlotte war an dem Morgen nach Berlin geflogen – zu einem wichtigen Casting. Sie wollte es eigentlich absagen, aber Monas Vater hatte darauf bestanden, er hatte gesagt: »Ich werde dich noch in diesem Film sehen, das verspreche ich dir.«
    Als das Telefon bei den Preuss’ in Hannover klingelte, wa ren nur Mona und das Au-pair-Mädchen zu Hause gewesen. Das Au-pair-Mädchen war in Monas Zimmer gestürzt und hatte ihr einfach den Hörer hingehalten. Man teilte ihr mit, dass Dr. Alexander Preuss um 14 Uhr 44 gestorben sei.
    Zehn Minuten später rief der erste Journalist an. Er klang besorgt und verständnisvoll (seltsamerweise konnte Mona sich bis heute an seine Stimme erinnern).
    Und sie war einfach am Telefon zusammengebrochen. Obwohl Charlotte ihr eingeschärft hatte, nie mit Journalisten zu reden, sondern einfach nur an die Agentur zu verweisen, hatte Mona ausgerechnet bei diesem Gespräch alles vergessen, was sie sonst immer beherzigte. Sie war am Telefon zusammengebrochen. Sie hatte hemmungslos geschluchzt und sich furchtbar einsam gefühlt.
    Am nächsten Morgen stand es in der Bild-Zeitung: Un ter der Schlagzeile Hat diese Frau kein Herz? erfuhr ganz Deutschland, wie die zwölfjährige Mona Preuss tief ver stört über den Tod ihres Vaters einen Nervenzusammen bruch erlitt, während die berühmte

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