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Party Girl - Roman

Party Girl - Roman

Titel: Party Girl - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Blobel
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Mutter in Berlin eis kalt an ihrer Karriere feilte. Daneben ein Foto von Char lotte, wie sie am Arm eines bekannten deutschen Schau spielers ein Berliner Nobelrestaurant betrat. Sie hatte in die Kamera gelächelt.
    Dass das Foto viel früher entstanden war, interessierte nie manden. Allein die Tatsache, dass sie nicht am Sterbebett ihres Mannes gewesen war, genügte der Presse.
    Es war der Anfang einer wahren Schlammschlacht in den Boulevard-Zeitungen gewesen und sie hatte sich bis weit nach der Beerdigung hingezogen.
    Miriam Charlotte Preuss hatte danach jede Rolle abge lehnt. Sie wollte nicht mehr drehen, nicht auf der Bühne stehen, sie vergrub sich. Und dabei liebte sie ihren Beruf, sie war mit Leib und Seele Schauspielerin, sie war auf dem Gip fel des Erfolgs gewesen. Aber sie hatte sich selbst und Mona geschworen, nie wieder zuzulassen, dass ihr Leben in die Öffentlichkeit gezerrt wurde.
    Doch es ging ihr nicht gut damit. Es ging ihr sogar ent setzlich schlecht. Denn in Wahrheit konnte Charlotte nicht ohne Publikum leben.
    Mona war es schließlich gewesen, die ihre Mutter überre det hatte, wieder zu spielen, und allmählich wurde Charlot te wieder zu der, die Mona kannte. Mona wusste jetzt, dass Charlotte das Theater und den Film brauchte wie andere Menschen die Luft zum Atmen.
    Inzwischen war Charlotte erfolgreicher als je zuvor, auch wenn sie nun extrem darauf achtete, ihr Privatleben strikt von der Schauspielerei zu trennen. Es gelang ihr nicht im mer, aber sie hatte Wege gefunden, mit den Journalisten umzugehen.
    Mona hatte sich erst wieder daran gewöhnen müssen, Charlotte manchmal wochenlang nicht zu sehen, wenn sie auf einem Auslandsdreh war. Aber sie beklagte sich nie. Sie war froh, dass ihre Mutter wieder arbeitete. Und sie sprach nie über dieses Vakuum, das sich in ihrem Inneren ausbrei tete, wenn Charlotte sie aus irgendeinem fernen Land an rief. Und wie sie sich dann nachts zusammenkrümmte wie ein Baby und ihre Hände in die Magengrube presste, um die Leere irgendwie auszufüllen.
    Es half ihr, dass Charlotte, egal wo sie drehte, jeden Tag anrief, um alles Wichtige mit Mona zu besprechen. Mona erzählte ihrer Mutter freimütig alles, was sie gerade beschäf tigte. Sie hatten voreinander keine Geheimnisse. Charlotte hatte ihr, als Mona zwölf war, sogar angeboten, sie Charlot te zu nennen, statt Mama zu sagen. Um klarzumachen, dass sie nicht nur Mutter und Tochter, sondern gleichwertige Partner, die besten Freundinnen waren. Aber Freundinnen würde Mona in ihrem Leben noch viele haben können. Ei ne Mutter hingegen gab es nur einmal. Deshalb hatte Mona weiter Mama gesagt.
    Nur als Charlotte ihr vorgeschlagen hatte, nach München zu ziehen, weil sie dann in der Nähe ihrer Agentin wäre und in der Nähe der wichtigen Filmproduzenten, da hatte Mo-na insgeheim gedacht: Nein!
    Aber sie hatte es nicht gesagt. Sie hatte nicht gesagt: »Ich will aber nicht weg aus Hannover! Ich möchte bei meinen Pfadfindern bleiben! Meine Pfadfindergruppe ist mein ei gentliches Zuhause!«
    Sie hatte es nicht gesagt, weil sie das ihrer Mutter nicht antun wollte.
    Das war also Mona, sieben Wochen und einen Tag vor ihrem sechzehnten Geburtstag. Sie brauchte keine Partys, um glück lich zu sein, sie fühlte sich wohl, wenn sie allein durch die Stadt streifte, sie verstand, warum ihre Mutter nicht zu Hause sein konnte, sie vermisste nichts im Leben, sie kam klar.
    Und natürlich wusste sie insgeheim, dass all das eine Lüge war. Mona belog sich selber. Aber es ist für niemanden leicht, mit sich selber ganz und gar ehrlich zu sein.
    Sie konnte doch nicht zugeben, dass sie schüchtern war. So schüchtern, dass sie jahrelang trainiert hatte, nicht gleich ein puterrotes Gesicht zu bekommen, wenn jemand sie an sprach.
    Dass sie Angst hatte, in ihrer neuen Klasse auf die Leute zuzugehen. Mit den Mädchen zu quatschen, herumzual bern, shoppen zu gehen, Partys zu feiern.
    Und dass sie Angst vor Jungs hatte.
    Das war überhaupt das Allerschlimmste. Mona hatte Jun gen schon immer für fremde, geheimnisvolle Wesen gehal ten, die sich anders bewegten, anders sprachen und über an dere Dinge lachten. Heimlich beobachtete sie die Jungen in ihrer Umgebung, versuchte herauszufinden, was sie dach ten, was sie fühlten, warum sie einmal schroff und dann wieder ganz verlegen waren. Warum sie sich für Fußball und Formel 1 interessierten, aber nicht für Ballett. Früher als Kind hatte es sie fasziniert, als ein Nachbarjunge, den sie

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