Party Girl - Roman
hatte.
Sie war ja nicht blöd. Klar wusste sie, was Drogen mit Menschen machten. Aber eben nur theoretisch.
Das hier – das war Wirklichkeit!
Diese zitternde, jammernde Susi, knochendürr, kaum noch in der Lage zu gehen – das war die Wirklichkeit.
Waren die Pillen tatsächlich sauber gewesen, wie Mirko be hauptet hatte? Oder hatte Susi viel härteres Zeug genommen?
Aber was machte das für einen Unterschied? Susi selbst hatte Mona gestern noch gewarnt, die Pillen zu nehmen.
Die niedlichen Pillen mit den Delfinen und den Yin-und Yang-Symbolen.
Hatte es bei Susi auch mit denen angefangen? Von wem hatte sie das erste Mal Drogen bekommen? War es jemand wie Mona gewesen? Jemand, der keine Ahnung hatte, was er damit anrichtete?
»Mir ist so kalt«, jammerte Susi. »So kalt.«
»Sind nur ein paar Meter«, sagte Mona mit zusammenge bissenen Zähnen.
»Wohin denn?«, wimmerte Susi. Mona zerrte sie schwei gend weiter.
Die Arztpraxis war piekfein. Alles schneeweiß. An der Re zeption ein Topf mit Orchideen.
Hierhin war Mona mit ihrer Mutter gegangen, als sie gleich nach ihrem Umzug eine dicke Grippe bekommen hatte. Sie hatte die Ärztin gemocht und Charlotte hatte hinterher gesagt, sie würde perfekt in die Rolle einer Land ärztin passen, so gelassen und bodenständig, so patent und vertrauenseinflößend.
Die Arzthelferin, jung, blond und hübsch, sprang erschrocken auf, als sie Mona und Susi sah. Und für eine Se kunde, als Mona nicht aufpasste, versuchte Susi, einfach abzuhauen. Aber Mona konnte sie festhalten.
»Ich bin Mona Preuss«, rief sie. »Ich und meine Mutter Charlotte Preuss sind in Ihrer Kartei. Das Mädchen hier braucht dringend Hilfe. Sie saß draußen auf der Bank.«
Susi wollte etwas sagen, aber Mona hielt ihr einfach den Mund zu.
Die Helferin sah Susi an. » Was für eine Krankenversiche rung hat sie denn?«, fragte sie. »Und dann hätte ich gerne zehn Euro.«
Susi stöhnte und lehnte sich gegen die Wand. »Keine Ver sicherung«, flüsterte sie. Sie krümmte sich jetzt wieder.
»Sehen Sie denn nicht? Ihr geht es wirklich schlecht!«, rief Mona verzweifelt. »Ärzte sind doch verpflichtet zu helfen! Meine Mutter bezahlt alles. Charlotte Preuss.«
»Und wo ist deine Mutter jetzt?«
»Nicht . . . nicht da. Ich . . . ich ruf sie an.«
Susi stöhnte und krümmte sich wieder.
Plötzlich rief jemand: »Was ist denn hier los?«
Eine schlanke Frau im weißen Kittel tauchte hinter der Helferin auf. Die Ärztin. Mona war so erleichtert, dass sie der Frau am liebsten um den Hals gefallen wäre.
Die Ärztin warf nur einen Blick auf Susi und wies die Arzthelferin dann im scharfen Ton an, das Mädchen sofort ins Behandlungszimmer zu bringen.
»Aber sie hat keine Krankenversicherung«, protestierte die Blonde. »Und eigentlich ist jetzt Herr von Deußen an der Reihe.«
»Machen Sie die Augen auf!«, fauchte die Ärztin. »Unter lassene Hilfeleistung dulde ich nicht in meiner Praxis.«
Mona schaute Susi hinterher, wie sie hinter der Helferin im Behandlungszimmer verschwand. Sie verabschiedete sich nicht von Mona, drehte sich nicht einmal um. Tat ein fach nur das, was als Nächstes von ihr verlangt wurde.
Mona schluckte. Ich weiß noch nicht einmal, wie alt sie ist, schoss es ihr durch den Kopf. Oder wie sie mit Nachna men heißt.
Die Ärztin trat zu ihr. »Du hast sie gefunden?«, fragte sie.
Mona konnte den ruhigen Blick fast nicht ertragen. Trä nen schossen ihr in die Augen. »So in etwa«, sagte sie mit schwacher Stimme.
Die Ärztin fasste sie an der Schulter. »Du bist doch Mona, oder? Mona Preuss? Ich erinnere mich. Mona, wenn du weißt, was mit diesem Mädchen ist, dann musst du es mir sagen! Ich muss das wissen. Hat sie etwas genommen? Und wenn ja, was?«
»Ich weiß es wirklich nicht«, sagte sie hilflos. »Ich würde es Ihnen sagen, ehrlich.«
Die Ärztin sah sie ernst an, dann nickte sie ihr zu. »Warte hier auf mich.«
Aber das tat Mona nicht.
Sie lief einfach davon. Einfach weg. Als sie auf die Straße trat, sah sie, dass die Wolken sich verzogen hatten und der Himmel knallblau war. So wunderbar blau, dass man es kaum aushalten konnte.
»Essen ist bald fertig«, rief Fernanda aus der Küche, als Mo-na in den Flur trat. Fernanda fragte nicht, wo sie gewesen war. Sie klapperte mit dem Geschirr.
Es war unwirklich, dass Mona für einen Augenblick glaub te, sie habe das alles nur geträumt.
»Ich komm gleich«, rief Mona, »ich ruf nur schnell Mama an!«
»Grüß sie
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