Party Prinzessin

Mittel/Ressourcen im Vergleich zu unseren Wünschen und Bedürfnissen begrenzt sind, muss jeder Einzelne bzw. die Regierung eines Landes entscheiden, welche Güter und Dienstleistungen gekauft werden können und auf welche verzichtet werden muss.
    (Eine Regierung kann z.B. entscheiden, Mehrwertstoffkomponenten-Tonnen mit eingebautem Shredder und einem Aufkleber »Papier, Glas und Hosen« auf dem Deckel anzuschaffen, weil sie der Meinung ist, dass die Bevölkerung sie dringend benötigt.)
    Wenn unterschiedliche Mengen an (knappen) Mitteln/Ressourcen zur Verfügung stehen, wird das Wertesystem dem Problem der Ressourcenknappheit angepasst.
    (Könnte Amber Cheeseman doch nur begreifen, dass Recycling wichtiger ist als ihre Rede auf der Abschlussfeier.)
    Wegen der Knappheit von Mitteln/Ressourcen muss jeder Einzelne und jede Regierung entscheiden, wie die Ressourcen verwendet werden.
    (Aber GENAU das hab ich doch gemacht! Ich hab entschieden, wie die AES ihre Gelder und Mittel verwendet – nämlich indem wir Mehrwertstoffkomponenten-Tonnen kaufen – und dafür werde ich jetzt abgestraft!!!! Weil ich mich nämlich falsch entschieden habe!!! UND WO STEHT DAZU BITTE WAS IM BUCH????)

Mittwoch, 3. März, Englisch
    O Gott, Mia! Ich hab gerade gehört, was gestern auf der Sitzung besprochen wurde! Dass wir kein Geld mehr haben! Ich fasse es nicht, dass diese Mülltonnen so teuer waren! Und dann auch noch die Sache mit den »Papier, Glas und Hosen«-Aufklebern! Ich versteh überhaupt nicht, wie das passieren konnte! Es tut mir so Leid!
    Nicht so schlimm, Tina. Wir haben in der Druckerei angerufen und bekommen neue Aufkleber. Und ich denke mir schon irgendwas aus, wie wir es auftreiben. Das Geld, meine ich. Aber erzähl niemandem etwas davon, okay? Wir versuchen, die Sache geheim zu halten, bis wir einen Aktionsplan haben.
    Natürlich! Von mir hört niemand ein Wort! Aber ich hab auch schon eine Idee. Wie wir das Geld auftreiben können, meine ich. Hast du damals diese Duftkerzen gesehen, die das Schulorchester verkauft hat, um die Reise nach Nashville zu finanzieren?
    WIR VERKAUFEN KEINE DUFTKERZEN.
    Es war ja nur ein Vorschlag. Ich fand sie irgendwie niedlich. Es gibt so süße Erdbeeren, die voll echt aussehen.
    KEINE KERZEN.
    Okay. Aber meine Tanten und Onkel in Saudi-Arabien würden uns bestimmt massenweise von den Dingern abkaufen.
    KEINE KERZEN!
    Okay! Ich hab verstanden. Keine Kerzen. Hast du irgendwas? Ich meine, abgesehen von der Sache mit dem Geld? Ich will ja nicht neugierig sein, aber du kommst mir so vor, als… als wäre irgendwas los. Weil du auf meinen Vorschlag mit den Kerzen so aggressiv reagiert hast.
    Es geht nicht um die Kerzen.
    Worum denn dann?
    Um gar nichts. Michaels Eltern fahren dieses Wochenende weg, und er will in ihrer Wohnung eine Party machen, während sie weg sind, und ich soll auch kommen.
    Das wird bestimmt cool.
    COOL???? Spinnst du??? Da sind garantiert haufenweise Studentinnen.
    Na und?
    NA UND??? Wie kannst du da »na und?« sagen??? Verstehst du denn nicht, Tina? Wenn Michael mich inmitten dieser ganzen Partygirls sieht, wird ihm ganz schnell klar, dass ich kein Partygirl bin.
    Aber du bist doch auch wirklich kein Partygirl, Mia.
    Das weiß ich selbst! Ich will aber nicht, dass MICHAEL es weiß!
    Aber Michael weiß doch längst, dass du kein Partygirl bist. Als er dich kennen gelernt hat, warst du doch auch keins. Du warst noch NIE ein Partygirl. DU gehst ja auch nie auf Partys. Mädchen wie Lana Weinberger, die auf Partys gehen, das sind Partygirls, aber wir doch nicht. Wir werden ja noch nicht mal auf Partys EINGELADEN. Wir bleiben samstags zu Hause und schauen fern oder gehen mit Freunden weg oder übernachten vielleicht mal bei einer Freundin. Aber wir gehen nicht auf Partys. Weil wir nicht dazu gehören.
    Danke, Tina.
    Na ja, du weißt schon, wie ich das meine. Außerdem: Was ist denn so schlimm daran, kein Partygirl zu sein? Wieso gehst du nicht einfach auf die Party, amüsierst dich und lernst ein paar neue Leute kennen?
    Weil ich schon allein bei der Vorstellung, auf eine Party zu müssen, wo lauter coole Studentinnen sind, die mich für eine alberne Prinzessin halten, triefnasse Schwitzhände bekomme.
    Igitt. Aber die werden dich nicht für eine alberne Prinzessin halten, wenn sie dich erst mal kennen gelernt haben. Weil du einfach keine alberne Prinzessin bist.
    Hallo? Sag mal, kennst du mich überhaupt?
    Ja, klar, okay, du bist eine Prinzessin, aber du bist doch nicht albern.