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Pas de deux

Pas de deux

Titel: Pas de deux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippe Djian
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Hose. Im ersten Augenblick verstand ich nicht, wie mir geschah – auch nicht kurz darauf, als ich feststellte, daß meine Unterhose gar nicht naß war, höchstens ein wenig klebrig an einigen Stellen, mehr nicht –, aber einige Sekunden lang blieb mir fast die Luft weg, als ich mit einer fast brutalen Lust pinkelte oder was auch immer, mit einem Vergnügen, das mir meine frühere Inkontinenz niemals verschafft hatte, bei weitem nicht.
    »He, was ist denn mit dir los?« murmelte Edith und rammte mir ihren Ellbogen in die Rippen.
    Ich schluckte meinen Speichel hinunter und versuchte meine Zuckungen zu beherrschen, gleichzeitig warf ich ihr einen bösen Blick zu – aber ganz unwillkürlich, denn im Grunde war ich mit der ganzen Welt im reinen.
    Georges wälzte sich auf die Seite, und sie küßten sich ausgiebig. Da sich Rebecca nach vorn beugte, konnten wir ihre vollkommene Furche bewundern, diesmal jedoch mehr im Detail, vor allem die Pastille ihres Afters. Oli und ich waren im siebten Himmel, unsere Hände verkrampften sich fieberhaft ineinander wie bei einem Fußballspiel. Und auch Edith, wenngleich sie nicht so aufgeregt war wie wir, lächelte ganz merkwürdig.
    Inzwischen fühlte ich mich bereit, die Wut meiner Mutter über mich ergehen zu lassen, ich fühlte mich bereit, die ganze Nacht in diesem Mauseloch zu verbringen, wenn es sein mußte. Georges schob seine Hand unter das ›SB‹ von Rebecca, die sich mittlerweile hingekauert hatte. Meine Mutter hätte auf die Straße rennen und laut meinen Namen rufen können, ich hätte nicht mit der Wimper gezuckt. Wie durch ein Wunder kam das Ei wieder zum Vorschein, leuchtend und unversehrt. Oli prustete los. Ich preßte sogleich meine Hand fest auf seinen Mund, aber es war nichts mehr zu machen. Der Tölpel konnte nicht mehr an sich halten. Ich warf einen letzten Blick auf das Bild, Georges, der das Ei über Rebeccas Spalte bis zu ihrer Pofurche wandern ließ, meine Wangen und meine Ohren brannten wie Feuer, aber ich trat zurück, zog Oli in den hinteren Teil des Raums und schüttelte ihn.
    »Verdammt noch mal, bist du bescheuert?!« zischte ich.
    Im gleichen Augenblick kam Edith und sagte, sie seien nicht mehr zu sehen. Ich ließ Oli los und preßte mich wieder gegen das Gitter.
    Ich konnte sie hören. Meiner Meinung nach hatten sie sich gegen die Wand gelehnt. Und trieben es gerade unter unserer Nase, nur ein paar Zentimeter entfernt, aber wir hatten nichts mehr davon. Das Schauspiel war beendet.
    Todunglücklich ging ich zurück, den beiden andern nach, die bereits auf die andere Seite gekrochen waren. Kaum steckte ich die Nase nach draußen, fiel Oli, der sich in eine Ecke verdrückt hatte, mit einem Freudengebrüll über mich her, als wollte er sämtliche Vororte von Mailand aufwecken. Und auch mein Herz explodierte. Ich rannte im Kreis durch den Schnee, spürte weder die Kälte noch den Wind, der fauchend wie eine Lawine eiskalter Luft aus Piemont herabfegte und einem den Atem verschlug. Ich schnappte mir Ediths Hand und legte mit ihr einen dieser wilden Sprints hin, die uns manchmal überkamen, wenn wir uns glücklich fühlten und nicht mehr stillstehen konnten. Oli, der wie eine Klette an meinem Rücken hing, grölte mir in die Ohren, und wir tanzten und drehten uns und lachten Tränen, völlig erregt und aufgewühlt von dem, was wir gesehen hatten.
    Wir brachen in einer Schneeverwehung zusammen, die sich wie der Bug eines Schiffes an der Straßenecke erhob, wir waren völlig außer Puste. Wir verstummten eine Weile, überrascht von der Stille, die uns umgab, und halb erstickt von dem, was wir zu sagen hatten und was in unserer Brust steckenblieb, denn noch hatten wir nicht genug Worte dafür.
    »Ah! Das war’n Ding, Gottogott!« seufzte ich.
    »Haste das gesehn?!« stieß Oli hervor, dessen Ohren rotviolett und fast durchsichtig waren.
    Edith zuckte lächelnd mit den Schultern.
    »Wir sollten besser gehen, bevor die andern aufkreuzen!«
    Wir standen auf und klopften den Schnee ab, der an unseren Sachen pappte. Ich nutzte die Gelegenheit, um mir Oli zu schnappen und ihm das Gesicht mit einem Batzen einzuseifen, der an meinem Hintern hing und ihn ungemein zu amüsieren schien. Ich sagte ihm, eine kleine Abkühlung sei nicht schlecht für das, was er hätte. Wir balgten noch einen Moment, bevor wir uns auf den Weg zum Hotel machten. Es war das einzige Gebäude der ganzen Straße, das beleuchtet war, sonst brannten nur ein paar fahle Straßenlaternen.
    Nicht

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