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Pas de deux

Pas de deux

Titel: Pas de deux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippe Djian
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ihren leicht gespreizten Beinen war Georges zu sehen, auf seinem Sessel, die Hände hinter dem Nacken.
    »Meinst du, er kann uns sehen?« fragte Edith besorgt.
    »Nein. Aber wir sollten nicht zu nah ran …«
    »Da! Ich seh ihre Härchen!« flüsterte Oli und stampfte mit den Füßen.
    Das war die Wahrheit. Und mein Herz klopfte heftiger, als ich ihr Hinterteil erblickte.
    »Ich weiß, wer das ist. Das ist Rebecca!« erklärte Edith.
    »Aha …« sagte ich mit tonloser Stimme.
    Ich hatte das Gefühl, daß ich anfing, mich in Rebecca zu verlieben.
    »Das ist der Eiertanz!« sagte Oli mit einem albernen Grinsen, beide Fäuste tief in den Taschen seines Dufflecoats vergraben.
    Natürlich, dieses Ei machte uns stutzig. Es lag auf dem Boden, zwischen Rebeccas Füßen – sie trug kleine weiße Söckchen –, und wir verstanden nicht so recht, was die beiden da trieben. Einstweilen begnügte sie sich mit einem leichten Kreisen ihres Beckens, den Morgenmantel auf ihre Hüften hochgerafft. Ihr Hinterteil war schneeweiß, und mein ganzer Körper war in unsichtbare Fesseln geschnürt.
    »Na los … Ob die sich mal beeilt?« seufzte Edith.
    Wenn es nur nach mir gegangen wäre, hätte sie sich so viel Zeit nehmen können, wie sie wollte, aber ich stellte mir vor, was es uns kosten würde, wenn uns meine Mutter nicht im Hotel antraf. Was zur Folge hatte, daß sich meine Aufregung noch steigerte.
    Plötzlich nahm ihr Vater eine andere Position ein. Er glitt von seinem Sessel und streckte sich auf dem Boden aus, seitlich, einen Arm angewinkelt und die flache Hand als Kopfstütze. Er tanzte schon lange nicht mehr, aber sein Körper war immer noch lang und muskulös – er hatte bloß keine Puste mehr, da er von morgens bis abends rauchte –, und ich hatte bemerkt, daß sich die Frauen um ihn scharten. In diesem Augenblick, als Rebecca gerade ihre Schultern entblößte – ah, wären wir doch nur auf der anderen Seite gewesen! –, hatte er einen abwesenden, sanften, leicht amüsierten Gesichtsausdruck.
    Wir hörten den Wind, der draußen heulte, und eiskalte Luft drang durch das Oberlicht ein, doch meine Stirn und meine Hände waren feucht. Ediths Anwesenheit zwang mich – ich spürte, daß sie mich dann und wann beobachtete –, mein Mienenspiel zu zügeln, wollte ich künftig, wenn wir uns an diese Geschichte erinnerten, von spöttischen Bemerkungen verschont bleiben. Mir schien, daß mir das einigermaßen gelang, und verglichen mit Oli, der Augen machte wie ein abgestochenes Kalb, konnte man mir einen gewissen Gleichmut zugestehen. Ich verstieg mich sogar zu einem Gähnen, das mich ein für allemal reinwaschen mußte, als Rebecca mit einem Schlag all meine Anstrengungen zunichte machte.
    Ich sah, wie sich ihre Beine versteiften. Ich sperrte Mund und Nase auf. Edith schenkte mir ein zufriedenes Lächeln, aber ich kam nicht dazu, mich zu fassen, und behielt noch eine Weile dieses idiotische Gesicht, als Rebecca zum Spagat ansetzte – das köstliche Reiben ihrer Söckchen auf dem Parkett machte mich wahnsinnig.
    »O Mann, Scheiße!« hauchte Oli und drückte meine Hand.
    Auch ich hatte so etwas noch nie gesehen. Mir nicht einmal vorgestellt, daß man solche Sachen tun könnte. Ich fühlte mich im gleichen Moment von einer ekstatischen Freude durchflutet, überwältigt: Ich entdeckte, daß ich auf der Welt war oder etwas in der Art, und das erschien mir wunderbar. Spürbar war das vor allem in meinem Unterleib, wo sich die Hitze staute.
    In dem Maße, wie sie auf den Boden glitt, öffnete sich ihr ›Bonbon‹ und näherte sich dem Ei. Fäden glitzerten, zogen sich zwischen ihren Härchen, aber vielleicht war das nur meine Einbildung, die wie ein Sturzbach toste und alles mitriß, was ich mit meinen zehn Jahren für das Äußerste in Sachen Sex hielt: Oli und mir ging das ›Sahnebonbon‹ über alles.
    Und als besagtes ›SB‹ mit der Schale des Eis in Berührung kam, ihm eine weiche Haube aufstülpte, deren Ränder sich geduldig öffneten, nahm meine Erektion eine bislang ungekannte und eher peinliche Wendung: Mir war, als müßte ich plötzlich pinkeln, so als könnte meine Blase jeden Augenblick platzen.
    Ich wand mich unauffällig. Ich stand sehr unter Druck, aber um nichts in der Welt hätte ich meinen Platz aufgegeben. Und als das Ei verschwand, als Rebecca einen Seufzer ausstieß, der die Vorhänge hätte herunterreißen können, die an den Wänden der Loge hingen, hielt ich es nicht mehr aus und erleichterte mich in die

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