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Pas de deux

Pas de deux

Titel: Pas de deux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippe Djian
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Köpfe zu einem Dreieck aus Jammern, Schneuzen, Küssen und Schluchzen zusammen. Normalerweise erstickten wir nicht in Zärtlichkeiten, uns zu küssen war eine dieser Unannehmlichkeiten, die man uns bei den großen Gelegenheiten auferlegte, aber diesmal – und ich verstand überhaupt nichts mehr – beschmierten wir uns mit Rotz und Wasser, und wir liebkosten uns für ein ganzes Leben.
    All das dauerte nicht länger als ein, zwei Minuten. Die anderen tauchten um uns herum auf. Wir hingen aufeinander wie Heringe, und als man uns aufhob, weigerten wir uns, einander loszulassen, und das war der Moment, wo ich ihnen sagte, daß wir uns niemals trennen würden.
     
    Ich bin den ganzen Nachmittag im Garten sitzen geblieben, am Abend dann habe ich meinen beiden Töchtern mitgeteilt, daß uns Edith verlassen habe, genauer gesagt, daß sie mich verlassen habe. Ich nannte ihnen den Grund, ohne darauf einzugehen, wie sie von der Sache erfahren hatte.
    Evelyne erinnerte mich liebenswürdig daran, daß man nur erntet, was man gesät hat. Eléonore hingegen ließ sich auf einen Stuhl fallen und stierte mich an. Ich hätte versuchen können, die eine zurechtzuweisen und die andere wiederzubeleben, aber ich hatte keine Lust dazu. Mir gingen andere Sorgen durch den Kopf.
    Oli rief zwei Tage später an, nach seiner Rückkehr aus den Vereinigten Staaten. Er kam vorbei, das war ein Samstag, ein träger Frühlingsmorgen, und die Mädchen hatten sich im Badezimmer eingeschlossen.
    »Sie weigert sich, darüber zu reden«, sagte er zu mir. »Sie hat sich in ihrem Zimmer eingerichtet, und ich hab den Eindruck, sie arbeitet … Aber Papa ist wütend auf dich.«
    »Ach, es interessiert mich nicht, was er denkt.«
    »Hmm, ich sag dir das für den Fall, daß du sie sehen willst. Weißt du, ich glaube nicht, daß sie mir ihr Herz ausschütten wird. Es sei denn, damit ich es dir weitererzähle. Wenn’s um dich geht, schenkt sie mir nicht mehr Vertrauen als früher …«
    »Oli, ich würde ihr zu Füßen fallen, wenn es etwas brächte.
    Aber das wäre schon ein übler Scherz, nicht wahr? Ich habe keine Wahl. Die Entscheidung, ob es sich mit mir noch lohnt, liegt nicht an mir, es wäre ein Irrtum, die Rollen zu vertauschen. Hmm, das wäre nicht nur ein Irrtum, das wäre eine einzige Verarschung, wenn du mich fragst.«
    Er legte seinen Stock auf mein Klavier und setzte sich auf meinen Hocker – das heißt, er ließ sich eher auf den Hintern fallen, mit kerzengeradem Rücken –, während ich ihm etwas zu trinken brachte. Diese Reise, hatte er mir zwar erklärt, habe ihn ziemlich mitgenommen, aber ich fand, er sah ganz gut aus.
    »Ich habe die Gelegenheit genutzt, Harrison und De Lillo zu lesen, du siehst, ich habe deinen Rat befolgt. Der Swimmingpool war dreckig und wurde kaum benutzt, was will man mehr?«
    »Überdies, wo du davon sprichst, ich glaube, Edith hat sich verrannt. Ich glaube, sie versucht eine seriöse Schriftstellerin zu werden, und ich wüßte nicht, was ihr Schlimmeres passieren könnte. Vielleicht hast du Gelegenheit, einen Blick auf ihre Arbeit zu werfen. Du wirst sehen, man wird das Gefühl nicht los, als hätte sie sich zitternd über ihre Blätter gebeugt. Was zählt, ist die Eleganz, sie ist davon besessen. Geschick anstelle der Kraft eines wahren Talents. Schreiben als Stilübung und nichts anderes. Die Verlage in diesem Land sind wie Feinkostläden. Und die meisten Kritiker haben keine Ahnung. Weißt du noch, was sie gesagt haben, als ihre Bücher herauskamen? ›Sehr gut … Jetzt noch ein bißchen Mühe!‹ Ein bißchen Mühe wozu? Um wohin zu gelangen?! Scheiße! Solche Aufmunterungen sollten jeden Schriftsteller dazu bringen, gegenzusteuern. Die schlimmste Irrfahrt ist besser als der Weg, den sie dir vorgezeichnet haben, denn der ist bestimmt nicht der richtige. Na ja, in der Hinsicht will ich denen gerne einen gewissen Nutzen zugestehen … Meine Güte, Oli, das ist nicht der passende Augenblick, mich wie ein Schwachkopf aufzuführen. Sie hat ganz andere Sorgen!«
    »Hmm, laß sie nur machen. Sie ist ein wahrer Sturkopf, und sie ist nicht in der Verfassung, sich irgend etwas anzuhören. Daß sie ein schlechtes Buch schreibt, ist halb so wild, das ist allen schon passiert. Wichtig ist, daß sie es merkt.«
    Wir wechselten das Thema, als die Mädchen kamen. Oli erklärte, sie sähen hinreißend aus, und sie schwirrten um ihn herum, belegten ihn mit Beschlag, bis wir essen gingen. Ich fühlte mich ein wenig beiseite

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