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Pasdan

Pasdan

Titel: Pasdan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Außerdem hatte er nicht versucht, ihn zu bestechen.
    Er lachte. »Na gut. Auf Ihre Verantwortung, Mann. Machen Sie Ihr Testament.«
    Sie schüttelten einander die Hände. Gerames klingelte nach einem Kellner, bestellte eine weitere Flasche Wein und füllte die Pharlit-Kelche nach.
    Am nächsten Morgen kam Gerames in Barakudas Bungalow. Er brachte das Buch mit.
     
     
    Aus: Tagebuch II von Florisa de Clare, Gaia 118 (Manuskript)
     
    »… Mit der Prophezeiung einer kommenden HÜTERIN, die sich um die Belange ihrer Töchter kümmern werde, sei die Gemeinschaft von Pasdan über den Rest des Universums erhoben. Meine Frage, ob nicht der Glaube an derlei Prophezeiungen mit der männlichen Unterordnung unter Führer und Religionen identisch sei, tat die Gebietende Mutter ab; im Fall der Tiere sei solches Krücke, für Uns dagegen letzte Erfüllung.
    Die Prophezeiung ist bemerkenswert; ich glaube, daß sie sich mir nahezu wörtlich eingeprägt hat. Varli Soleyn (oder eine spätere Bearbeiterin?) schreibt etwa:
    ›Dann wird kommen ein Tag im Herbst, da Ängste sprießen und fließendes Blut grell ist wie das Morgenleuchten. Fast siegreich, doch bedrängt sein werden die Töchter des Lebens von den Kräften des tierischen Dunkels. Dann jedoch ereignen sich Zeichen.
    Steine werden treiben auf dem Wasser; brennen wird das Meer; die Steppe wird wuchern auf Schiffen, und im Morgen erstrahlt über der Stadt der Töchter das Zeichen des Kreises der beiden Kreuze. Gewaltiger Donner erschüttert den Boden; über dem brennenden Meer kreisen Millionen Vögel in dichter Ballung, kreischend und schlagend. Dann werden sie fliehen, und über das brennende Meer wird reiten die HÜTERIN.
    Sie reitet auf einer weißen Stute. Die HÜTERIN trägt ein blendend weißes Gewand aus einem Stück, denn auch Sie ist Ein. Sie wird reiten durch das Feuer und nimmer brennen. Sie wird reiten auf dem Meer und nimmer sinken.
    Die HÜTERIN kommt vor die Stadt der Töchter. Sie, die Mutter ist und doch nicht Mutter, Jungfrau und doch nicht Jungfrau, wird keinen Einlaß finden, da die Furcht der Frauen die Freude besiegt. Sie wird heben Ihre Hand und die Mauern stürzen. Dann wird Sie reiten in die Stadt Ihrer Töchter. Dort wird manche Kleingläubige zweifeln an Ihr und fordern, daß Sie in schmerzlicher Prüfung beweise, daß Sie Mutter und doch nicht Mutter ist, Jungfrau und doch nicht Jungfrau. Die HÜTERIN wird sich der Prüfung beugen, und die kleingläubigen Töchter werden beschämt leben ohne Ansehen bis zum Schluß ihrer Tage.
    Die HÜTERIN wird sodann zum Gestade treten und heben Ihre heilende Hand. Das Feuer erlischt, die Steine versinken, die Steppe flieht, und abermals wird entstehen das Zeichen des Kreises der beiden Kreuze im Himmel. Allenthalben schweigen die Waffen des tierischen Dunkels, und die HÜTERIN sammelt alle Waffen der Töchter und weist einen Weg zum Erhabenen Ziel.‹…«

XV
     
    Der von Sarela McVitie gelenkte kleine Gleiter holte Barakuda, Gerames und Avlok ab und brachte sie zunächst nach Arameq, einer alten, weißen Stadt am Meer, umgeben von Wällen und Türmen, an denen heftig gearbeitet wurde. Sarela sollte den Kundschafter zu einem bestimmten Punkt in der Steppe fliegen und dann nach Cadhras zurückkehren; Barakuda machte mit ihr ein Treffen an einer anderen Stelle im nördlichen Grasland aus. »Gerames und ich werden nach Norden reiten. Vielleicht kriegen wir ja noch was raus.«
    Er übergab der Leutnantin das kleine, ledergebundene Buch mit der dringenden Bitte, es der Gouverneurin auszuhändigen.
    Der Resident des Gouvernements bewohnte ein schlichtes Gebäude aus weißgeschlämmten Ziegeln. Es lag gleich neben der Ratsreuse. Beim Abendessen, das sie auf der Terrasse einnahmen, bewunderte Barakuda den Blick auf Hafen und Meer, während Gerames der See den Rücken kehrte und die Reliefs und Mosaike an der Vorderfront der Reuse betrachtete.
    »Der Fischfisch hatte einen Traum«, sagte der Resident, ein grauhaariger Mann mittleren Alters. »Deshalb werden die Mauern ausgebessert, und man legt Vorräte an.«
    Gerames deutete auf die Darstellungen an der Fassade der Reuse: Bilder aus der mythischen Geschichte der Stadt. »Mir ist das alles zu dunkel. Fische und Kiemen und Reusen, bah. Und nun auch noch Träume.«
    Der Resident hatte sich langwierigen Vorträgen dadurch entzogen, daß er noch vor dem Abendmahl Gerames die Kopie einer Zusammenfassung wichtiger Einzelheiten der Stadtgeschichte aushändigte, in der es

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