Passionsfrüchtchen
der nächste Tag jedoch ähnlich wie der vorherige. Wenn das so weiterging, bekäme sie nicht einen einzigen Filmstar zu Gesicht. Ihre Hoffnungen schwanden. Corinne schien Ninas Gedanken zu lesen. Sie schlug deshalb vor, dass Nina morgen ab drei von ihren Pflichten entbunden sei. Sie könne sich danach zu Hause oder am Strand erholen, um dann abends zum Palais du Festival zu gehen.
„Das kann ich nicht annehmen“, sagte Nina. „Was sollen die anderen denken? Simone guckt mich sowieso schon immer so giftig an.“
„Was die anderen denken, kann dir ganz egal sein“, entgegnete Corinne. „Die werden ja auch dafür bezahlt, und du leistest mir einen Freundschaftsdienst. Wenn Simone etwas auszusetzen hat, soll sie zu mir kommen.“
Auf dem Flughafen in Nizza landete eine Maschine der Lufthansa. Unter den Fluggästen war auch die Kulturbeauftragte der größten Filmstiftung Deutschlands, Sonja Vierstetter, die morgen an der Verleihung des Preises für den besten ausländischen Film teilnehmen wollte.
Die Maschine hatte die Parkposition erreicht. Die Leuchtanzeigen im Flugzeug erloschen, das Zeichen dafür, dass sich die Passagiere jetzt abschnallen durften. Sonja berührte den Mann neben sich an der Hand.
„Würdest du mir bitte meine Handtasche aus dem Gepäckfach geben?“, fragte sie.
„Sehr gern.“
Ihr Begleiter erhob sich. Er war überdurchschnittlich groß, schlank, eine sportliche Erscheinung, und er bewegte sich für einen so hochgewachsenen Mann mit einer Geschmeidigkeit, die beinahe schon etwas Anmutiges an sich hatte. Er nahm die Handtasche aus dem Gepäckfach und reichte sie ihr herunter. Dabei sah er seine Auftraggeberin mit seinen stahlblauen Augen so durchdringend an, als ob er ihre Gedanken lesen wollte.
Mit dem Taxi fuhren Sven und Sonja zum Hotel. Sie checkten ein und gingen in die Suite. Unter dem Vorwand das Telefon funktioniere nicht, schickte er Sonja kurze Zeit später in die Lobby, um beim Zimmerservice eine Flasche Champagner zu bestellen. Natürlich hätte er ebenso gut selbst in die Lobby gehen können, aber dieser Teil gehörte mit zu dem Spiel, für das Sonja ihn bezahlte.
Als sie wiederkam, fuhr er sie an: „Wo bist du so lange gewesen? Hast du dich wieder an andere Kerle rangemacht? Ich sehe es dir doch an. Wage es nicht noch einmal, sonst kannst du die Nacht auf dem Gehweg verbringen.“
Dabei hatte er ihr den Champagnerkühler entrissen, sie mit der anderen Hand hart am Oberarm angefasst und ein Stück von sich weggeschubst. Wie erwartet hatte Sonja mit Entschuldigungen reagiert, die umso intensiver wurden, je mehr er in der Rolle des eifersüchtigen Chauvis aufging.
„Lüg mich nicht an, du billiges Flittchen.“ Er ließ sich in einen Sessel fallen. „Bring mir was zu trinken!“
Sonja nahm die Champagnerflasche aus dem Kühler und löste mit zittrigen Fingern die Kapsel. Der Korken saß sehr fest. Unter Svens ungeduldigem Blick mühte sie sich ab, die Flasche zu öffnen. Als sie es schließlich schaffte, fuhr der Korken mit einem lauten Knall aus dem Flaschenhals und der Schaumwein sprudelte über. Genau auf Svens Hose und seine Schuhe. Wie gelähmt starrte Sonja auf das Unglück, das sie angerichtet hatte. Doch Sven war die Ruhe selbst.
„Steh nicht herum und glotze. Mach das sauber!“ Seine Stimme klang eiskalt und hart.
„Ja, mein Gebieter! Ich hole sofort ein Tuch.“ Sonja stand auf und wandte sich in Richtung Badezimmer, doch Sven hielt sie zurück.
„Wo willst du hin? Auf die Knie mit dir und leck die Sauerei auf, die du gemacht hast.“
Sonja starrte ihn an. Sie rührte sich nicht.
„Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe? Auf die Knie mit dir! Sofort! Und zieh deine Sachen aus! Ich will dich ansehen dabei.“
„Ja, Herr“, rang Sonja sich endlich durch. Sie stellte die Flasche auf dem Tisch ab und begann sich auszuziehen. Als sie nackt vor Sven stand, kniete sie sich auf den Boden. Bedächtig begann sie, den Champagner von den Schuhen abzulecken. Sven ließ seinen Blick über ihren Rücken und wohlgeformten Po gleiten. Dafür, dass Sonja die fünfzig schon überschritten hatte, war sie gut in Form, ein wirklich erfreulicher Anblick.
„Geht es noch ein bisschen langsamer? Du weißt, wie sehr ich Hektik verabscheue!“
Der leicht gereizte Unterton in Svens Stimme ließ Sonja sich zusehends beeilen. Sie wollte sich seiner Hose zuwenden und fingerte an seinem Hosenbund herum. Sven schubste ihre Hand beiseite.
„Was soll das werden?
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