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Passwort: Henrietta

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Titel: Passwort: Henrietta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava McCarthy
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Verabredung mit Dillon erinnerte.
    Sie schlug sich gegen die Stirn, zog sich aus, sprang unter die Dusche und drehte das Wasser so heiß auf, wie es gerade noch erträglich war. Sie wusch sich zweimal die Haare, um den Helmgeruch loszuwerden, und versuchte, nicht über ihre Mutter nachzudenken.
    Ashford hatte sich von ihr im Lúbra-Büro mit der nochmaligen Bitte verabschiedet, sie solle auf sich aufpassen; dabei hatte er ausgesehen, als würde er es bedauern, überhaupt gekommen zu sein. Sie hatte daraufhin reglos auf Dillons Stuhl gesessen, bis Imogen sie nach Hause gescheucht hatte.
    Sie trat aus der Dusche, zog sich Jeans und einen weißen ärmellosen Baumwollpullover an und wollte zur Tür. Meistens besserte sich ihre Laune, wenn sie sich in rastlose Aktivitäten stürzte, diesmal hatte sie jedoch das Gefühl, dass es nicht so recht funktionieren wollte.
    Als sie an ihrem Arbeitszimmer vorbeikam, zögerte sie, trat dann ein und sah ihre E-Mails nach. Nichts.
    Sie lehnte sich auf ihrem Schreibtischsessel zurück und massierte die Stirn. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich der Prophet mit den Anweisungen für das Geld melden würde. Was in Gottes Namen sollte sie dann machen?
    Sie schlug mit der Faust auf den Tisch. Ihr verdammter Vater und seine dreckigen Deals. Was zum Teufel hatten sie mit ihr zu tun? Jahrelang hatte sie es geschafft, ihn auszublenden, sich emotional von ihm abzuschotten. Aber selbst aus dem Gefängnis heraus schien er es zu schaffen, ihr das Leben zu versauen.
    Sie knallte den Laptopdeckel zu, stampfte aus der Wohnung und ließ die Tür hinter sich zukrachen. Sie setzte sich in ihren Wagen, ließ den Motor aufheulen, schaltete die Scheinwerfer an und schlug die Richtung nach Süden, nach Enniskerry ein.
    Eigentlich verschwendete sie nicht mehr viele Gedanken an ihren Vater. Jahrelang hatte sie sich mit ihm beschäftigt, und es war ihr nie sonderlich bekommen. Jetzt allerdings kamen wieder die Gefühle in ihr hoch – wie Milch, die zum Kochen gebracht wurde. Sie atmete durch und versuchte, sich auf die Straße zu konzentrieren.
    Es war nicht mehr viel Verkehr, in weniger als zehn Minuten hatte sie die zweispurige Schnellstraße erreicht. Ihr Griff um das Lenkrad lockerte sich, als sie über die offene Straße fuhr, und sie entspannte sich. Ein Abendessen und ein Glas Wein waren vielleicht genau das, was ihr jetzt guttun würde.
    Sie fuhr von der Hauptstraße ab und steuerte Stepaside Village an. Die beleuchtete Schnellstraße mit ihren Tankstellen lag nun hinter ihr, es ging über schmale Straßen, an denen kleine Häuser mit Rasengärten lagen.
    Nachdem sie das Dorf hinter sich hatte, stieg die Straße, die kaum breit genug für einen Wagen war, leicht an. Es gab keine Straßenbeleuchtung mehr, die Äste der dichtstehenden Bäume verschluckten den Himmel. Harry schaltete einen Gang runter und stellte das Fernlicht an. Gräben und dichte Hecken säumten zu beiden Seiten die Fahrbahn, uneinsehbare Kurven zwangen sie dazu, das Tempo noch mehr zu drosseln.
    Plötzlich tauchten hinter ihr blendende Scheinwerferlichter auf. Blinzelnd sah sie in den Rückspiegel. Irgendein Verrückter fuhr dicht auf. Nach der Höhe seiner Scheinwerfer musste es sich um eine Art Geländewagen handeln. Harry stieg kurz auf die Bremse und hoffte, die aufleuchtenden Bremslichter würden ihm Warnung genug sein. Nach der nächsten Kurve sah sie erneut in den Rückspiegel. Der Geländewagen war nicht mehr zu sehen.
    Der Motor des Minis heulte auf, sie schaltete in den zweiten Gang zurück. Vor ihr, der einzige Lichtschein in der Dunkelheit, brannten die Lichter des Johnnie Fox’s Pubs. Harry runzelte die Stirn. Bei seiner Wegbeschreibung hatte Dillon nichts davon erwähnt. Mit der bösen Ahnung, sie würde den letzten ihrer Schutzengel hier zurücklassen, fuhr sie daran vorbei. Ein Frösteln lief ihr über den Rücken.
    Die nächste Viertelstunde ging es bergauf und bergab. Ihre Geschwindigkeit betrug dreißig Stundenkilometer, ihre Augen weiteten sich beim Anblick der Landschaft, die im Kegel der Scheinwerfer sichtbar wurde. Zu ihrer Linken wurde die Straße von niedrigen Steinmauern begrenzt, die einzige Barriere zwischen ihr und dem senkrechten Abhang dahinter. Zu ihrer Rechten erhob sich ein Berg mit dichtem Nadelwald. Und vor ihr nichts als schwarze Kurven.
    Als sie in den ersten Gang runterschaltete, musste sie sich eingestehen, dass sie irgendwo auf der Strecke die falsche Abzweigung genommen haben musste.

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