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Passwort: Henrietta

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Titel: Passwort: Henrietta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava McCarthy
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und spürte, wie ihr vor Schmerzen die Tränen kamen. Hals und Nacken taten ihr weh, sie glaubte, jeden Moment müsste ihr Kopf abbrechen.
    Er beugte sich noch näher an sie heran, seine Stimme wurde heiser. »Bei dir darf ich es mir aussuchen.«
    Dann, ohne Vorwarnung, rammte er ihr die Faust seitlich gegen den Kopf. In ihrem Schädel verschwamm alles, ein hoher Pfeifton sirrte in ihrem Ohr. Abermals drückte er ihr das Gesicht in die Erde. Zu spät wurde ihr bewusst, dass sie den Stein losgelassen hatte.
    »Bleib liegen und zähle«, sagte er. »Und hör nicht eher auf, bevor du bei dreihundert bist.«
    Als sie darauf nicht reagierte, verpasste er ihr einen weiteren Schlag gegen den Kopf. Das Pfeifen in ihren Ohren wurde lauter.
    »Zähle!«
    Sie spuckte kleine Steine und Dreck aus, begann zu zählen und hasste die Angst in ihrer zittrigen Stimme. Sie spürte, wie er aufstand. Ohne sein Gewicht fiel das Atmen leichter. Sie hob Nase und Mund leicht an, sog den Geruch von feuchter Erde und Gras ein und zählte weiter. Seine Schuhe raschelten im Gras und wurden allmählich leiser.
    Dann hörte sie das Dröhnen des Geländewagens, die aufwühlenden Räder, als er mit hoher Geschwindigkeit davonfuhr. Das Tal versank wieder in Dunkelheit. Sie zählte weiter. Sie zählte bis vierhundert, bevor sie es schließlich sein ließ und in die feuchte Erde schluchzte.

[home]
    33
      
    T ut mir leid, dass ich gleich zweimal in einer Woche diese Jungfrau-in-der-Not-Show abgezogen habe«, sagte Harry.
    Sie sah zu Dillon. Seine Miene war nur schwer einzuschätzen. Er ließ den Motor an und wendete den Lexus auf der schmalen Straße. Sein Blick war starr nach vorn gerichtet. Er hatte kaum ein Wort gesagt, seitdem er sie im Tal gefunden hatte.
    Irgendwie hatte sie es geschafft, zu ihrem Wagen zurückzutaumeln und ihre Tasche unter dem Sitz herauszuziehen. Sie war auf den Boden gesunken und hatte, gegen den Mini gekauert, ihn mit zitternden Händen angerufen. Bis er sie gefunden hatte, war sie völlig ausgekühlt, alle ihre Glieder waren steif.
    Wieder ein Blick zu ihm. Sein Mund war fest geschlossen, hin und wieder streckte er die Finger, mit denen er das Lenkrad umklammerte, als versuche er, über irgendetwas zu einer Entscheidung zu kommen.
    Er warf ihr einen Blick zu. »Die Schnitte an deinen Händen sehen ziemlich übel aus. Genau wie der über dem Auge. Ich bring dich zur Notaufnahme, das sollte genäht werden.«
    »Nein, ich hab doch gesagt, es geht mir gut.« Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Wirklich.«
    »Wenn du mich fragst, siehst du aus, als hättest du eine Gehirnerschütterung.«
    Sie schüttelte den Kopf, im gleichen Augenblick wünschte sie sich, sie hätte es nicht getan. Stechende Schmerzen schossen ihr durch die Stirn. Vielleicht hatte er recht mit der Gehirnerschütterung.
    »Wird schon wieder.« Sie massierte sich den steifen Nacken. »Ich brauch nur etwas Ruhe.«
    Er runzelte die Stirn und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Straße. Er trug Jeans und eine teuer aussehende Lederjacke, die lässig an seinem Körper hing. Das schwarze Leder schien so weich wie Butter. Was würde passieren, ging ihr durch den Kopf, wenn sie einfach die Hand ausstreckte und sie berührte.
    Sie räusperte sich. »Wohin fahren wir?«
    »Wohin möchtest du?«
    Harry sah hinaus auf die schwarzen Felder und Hecken. Vom Land hatte sie erst einmal genug. »Was dagegen, wenn du mich in die Stadt zurückbringen würdest? Wir könnten zu mir fahren und uns was von einem Take-away holen, wenn du Lust hast.«
    Dillon sah ihr fragend in die Augen, dann zuckte er nur mit den Schultern und wandte sich wieder ab. »Gut.«
    Harry lehnte sich gegen die Kopfstütze, schloss die Augen und versuchte, ihn auszublenden. Im Moment konnte sie sich nur um die grundlegendsten Bedürfnisse kümmern wie Schutz, Schlaf und Essen. Alles, was komplizierter war, musste warten. Sie fühlte sich träge und schläfrig, während das Adrenalin langsam aus ihrem Körper floss.
    Vielleicht hätte sie ihn besser auf den fürchterlichen Zustand ihres Wagens vorbereiten sollen. Sie hatte ihm am Handy nur gesagt, dass sie von der Straße abgekommen sei und einen Unfall hatte. Zu mehr hatte sie sich nicht aufraffen können. Ein Wort mehr, und das Zittern in ihrer Stimme hätte sie verraten.
    Aber als er den Strahl seiner Taschenlampe über ihren Wagen hatte streichen lassen und das Ausmaß des Schadens erfasste, war er still geworden. Die Windschutzscheibe war zu

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