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Passwort: Henrietta

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Titel: Passwort: Henrietta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava McCarthy
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beiläufig wie möglich zu klingen. »Zwischen meinem Unfall in der Pearse Station und dem, was Ihrem Angestellten zugestoßen ist, einen Zusammenhang herzustellen!«
    »Habe ich gesagt, dass ein Zusammenhang besteht?« Er beugte sich vor, die Hände wie zu einem Gebet gefaltet. »Ich möchte Ihnen nur raten, vorsichtig zu sein, das ist alles. Wenn schon nicht Ihretwegen, dann zumindest Ihrer Mutter zuliebe.«
    Harry war erstaunt. »Sie scheinen meine Mutter sehr gut zu kennen.«
    »Ich kenne Miriam länger als Sal.« Sein Blick ging in die Ferne. »Ich war es, der sie miteinander bekannt gemacht hat.«
    Harry betrachtete ihre Fingernägel. »Waren meine Mutter und Sie … ich meine, sind Sie …«
    Er schüttelte den Kopf. »Nicht mehr. Wir sind einfach nur zwei gute Freude, die aufeinander aufpassen.«
    »Und davor?«
    Er zögerte. »Früher, muss ich zugeben, vor langer Zeit haben wir uns sehr nahegestanden.«
    »Was ist passiert?«
    »Das ist fast dreißig Jahre her, es ist nicht mehr wichtig.«
    »Bitte. Ich würde es gern wissen.« Sie fummelte an einer rauhen Stelle ihres Daumens herum. »Meine Mutter hat mal so was erwähnt, ich würde es aber gern von Ihnen hören.«
    Sie warf ihm einen kurzen Blick zu. Wollte man jemanden dazu bringen, einem ein Geheimnis anzuvertrauen, sollte man ihm einfach zu verstehen geben, dass es bereits ein anderer erzählt hatte.
    Ashford sah sie zweifelnd an und rutschte auf seinem Stuhl herum. »Es ist so lange her. Amaranta war noch ein Baby.« Er strich sich einen unsichtbaren Staubfaden vom Anzug. »Ich bin nicht stolz darauf, das dürfen Sie mir glauben.«
    Harry starrte weiterhin auf ihre Nägel. Es konnte sie doch kaum überraschen, dass Miriam eine Affäre gehabt hatte. Mit ihrem Vater verheiratet zu sein war weiß Gott nicht einfach gewesen.
    »Und? Was ist geschehen?«, fragte sie.
    Ashford räusperte sich. »Nichts. Es ging nur ein paar Monate. Dann haben wir die Sache beendet.«
    »Warum? Wegen meines Vaters?«
    »Ich wünschte, es wäre so gewesen.« Er hielt inne. »Nein, Ihretwegen, Harry.«
    Sie starrte ihm in die Augen. Seine Miene wurde noch trauriger.
    »Miriam wurde mit Ihnen schwanger«, sagte er.
    Harry sah ihn an, in ihrem Kopf drehte sich alles. Ashford musste ihren panischen Blick erfasst haben, denn sofort schüttelte er den Kopf.
    »Nein, nein, keine Sorge, Harry«, sagte er. »Sie sind Sals Tochter, daran besteht nicht der geringste Zweifel. Schauen Sie doch nur in den Spiegel. Sie sind eine Martinez, durch und durch, was anderes ist gar nicht möglich.«
    Harry blinzelte. Kurz fehlten ihr die Worte. Dann nickte sie und sagte: »Miriam hat also Schluss gemacht, weil ich unterwegs war?«
    »Das hätte sie sicherlich irgendwann getan.« Ashford senkte den Blick. »Die Wahrheit ist: Ich habe kalte Füße bekommen.«
    »Sie meinen, Sie haben Schluss gemacht?«
    »Ich war nicht so weit, mich um die Familie eines anderen zu kümmern. Schon gar nicht um Sals Familie. Als sie schwanger wurde, ist mir das klargeworden. Also habe ich Schluss gemacht, ja.« Nun war er an der Reihe, seine Fingernägel zu inspizieren.
    Ihr schwindelte. Sie musste daran denken, wie distanziert ihre Mutter immer gewesen war, wie nichts, was Harry getan hatte, sie zufriedenstellen konnte. Sie hatte immer gedacht, es läge daran, weil sie zu sehr ihrem Vater ähnelte. Aber jetzt erkannte sie, dass das nicht der einzige Grund gewesen war.
    »Sie dürfen Ihrer Mutter nicht die Schuld geben«, sagte Ashford. »Die finanziellen Eskapaden Ihres Vaters haben das Leben mit ihm sehr schwergemacht, vor allem, nachdem sie sich um Amaranta kümmern musste.«
    »Aber wenn ich nicht gekommen wäre, hätte Miriams Leben ganz anders aussehen können. Sie hätten ihr die Sicherheit geboten, die sie immer gesucht hat.«
    Er schüttelte den Kopf. »Sie wäre letztlich wieder zu Ihrem Vater zurückgekehrt, davon bin ich überzeugt.«
    »Aber diese Wahl hat sich ihr nie gestellt, nicht wahr?« Harry biss sich auf die Lippen. »Weil ich unterwegs war.«
    Ashford sagte nichts, es war auch nicht nötig. Sie wusste, dass sie recht hatte. Nicht nur erinnerte sie ihre Mutter an den Mann, der ihr so viel Kummer bereitet hatte, sie hatte ihr auch die einzige Möglichkeit geraubt, ihn zu verlassen.
    Als Mutter und Tochter hatten sie nie auch nur den Hauch einer Chance gehabt.

[home]
    32
      
    E s war fast sechs Uhr, als Harry in ihre Wohnung zurückkehrte, aber es ging bereits auf acht zu, als sie sich an die

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