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Passwort: Henrietta

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Titel: Passwort: Henrietta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava McCarthy
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nieder. Kopf und Schultern waren gegen die Seitenscheibe der Fahrerseite gedrückt, die jetzt den Boden darstellte. Sie hatte noch immer den Sicherheitsgurt um. In ihrem Mund lag ein warmer, metallischer Geschmack. Sie musste sich beim Aufprall in die Lippe gebissen haben. Sie versuchte, den Kopf zu bewegen, aber er war zu schwer, als wäre er in Blei verwandelt worden. Schnell schätzte sie den Zustand ihres Körpers ein. Nichts schien gebrochen.
    Sie lauschte auf die Geräusche. Der Mini knackte und knisterte, sie musste an die vielen Autos denken, die sie im Fernsehen hatte explodieren sehen. Wahrscheinlich sollte sie raus. Sie rührte sich nicht. Wenn sie einfach nur hier in der Dunkelheit kauerte und so tat, als wäre sie tot, würde der Typ vielleicht verschwinden. Ob sie eine leichte Gehirnerschütterung hatte?
    Plötzlich wurde der Wagen in grelles Licht getaucht. Geblendet legte sie die Hand vor die Augen. Dann drehte sie sich auf dem Sitz herum und blinzelte durch die Heckscheibe. Zwei runde Scheinwerfer strahlten sie von der Straße aus an. Sie zuckte zusammen. Der Geländewagen, der seine Lichter auf sie gerichtet hatte. Sie erkannte eine dunkle Silhouette, die den Abhang herunterlief und dabei wie jemand, der zu spät ins Kino kam, mehrmals durch den blendenden Lichtstrahl huschte. Dunkle Mütze, leuchtendweißes Haar, Gesicht nicht erkennbar.
    Harry löste den Sicherheitsgurt und kroch über den Schaltknüppel zum Beifahrersitz, wodurch der Wagen durch ihr Gewicht wieder aufgestellt wurde. Sie trat die Tür auf und fiel aufs Gras, rappelte sich hoch und fing an zu laufen.
    Sie jagte den Abhang hinunter, grub die Fersen in den Boden, um nicht wegzurutschen, und hörte hinter sich die stampfenden Schritte ihres Verfolgers. Sie brach durch ein Stechginsterdickicht, achtete nicht auf die Stacheln, die sich durch ihre Jeans bohrten.
    Plötzlich verstummten die Schritte hinter ihr, der Verfolger warf sie mit einem Hechtsprung zu Boden. Er setzte sich auf sie, presste ihr die Knie in den Rücken und heftete sie mit seinem Gewicht am Boden fest. Ihr blieb fast die Luft weg. Mit einer Hand drückte er ihr das Gesicht gegen den Boden, bis sie den Geruch der feuchten Erde in Mund und Nase hatte. Sie wollte schreien, bekam aber keine Luft. Dann packte er sie am Haar und riss ihr den Kopf nach hinten. Keuchend schluchzte sie. Als sie versuchte, auf ihn einzuschlagen, packte er ihr linkes Handgelenk und verdrehte ihr den Arm auf den Rücken, bis sie laut aufschrie.
    Er beugte sich dicht an ihr Ohr, sie spürte seinen warmen Atem. Sie zitterte. Als er etwas sagte, wusste sie, dass es der Mann vom Bahnhof war.
    »Ich hab gehört, du hast eine Abmachung.« Seine Stimme klang rauh und heiser.
    Sie schluckte und wollte etwas erwidern. Ihre Kehle war wie ausgedörrt.
    »Ich mach alles, was Sie wollen«, brachte sie schließlich heraus. »Ich gebe das Geld zurück.«
    »Der Prophet traut dir nicht. Er traut keinem. Nur mir.«
    »Der Prophet hat Sie geschickt?«
    »Der Prophet schickt mich immer.« Er riss ihr den Kopf noch weiter zurück, bis sie vor Schmerzen aufheulte. »Er mag es nicht, wenn sich jemand vor einer Abmachung drücken will.«
    Sie zuckte zusammen und versuchte, ehrlich zu klingen. »Warum sollte ich mich drücken? Sagen Sie mir, wohin ich das Geld überweisen soll, und es gehört ihm.«
    Er presste sein Gesicht in ihr Haar und flüsterte nur noch. »Der Letzte, der sich vor einer Abmachung drücken wollte, hat auch bei einem Verkehrsunfall sein Ende gefunden.«
    Harry musste an Jonathan Spencer denken, der von einem Laster überrollt worden war. Erneut musste sie schlucken.
    »Der Prophet weiß, dass ich mich nicht drücken will«, sagte sie. Mit den Fingern der rechten Hand tastete sie den Boden ab, irgendwo musste es einen Stein oder einen Stock geben, den sie als Waffe einsetzen konnte.
    »Irgendwann werden die Leute gierig. Und dann sorge ich dafür, dass sie in Flammen aufgehen.«
    Felix, der in seiner eigenen Wohnung verbrannt war. Harry unterdrückte ein Wimmern. Ihre Finger berührten etwas Hartes, Kaltes. Einen Stein.
    »Und was hat der Prophet für mich vorgesehen?«, fragte sie, einen Hauch von Aufsässigkeit in der Stimme. Ihre Finger schlossen sich um den rauhen Granit. Der Felsen hatte in etwa die Größe einer Grapefruit und eine gezackte Kante. »Verkehrsopfer oder Scheiterhaufen?«
    Wieder riss er ihren Kopf zurück und drückte ihr den Arm noch weiter nach oben. Harry kniff die Augen zu

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