Passwort in dein Leben
»Ich-bin-zutiefst-von-dir-enttäuscht-Gesicht«.
»Aber ich war das nicht«, wiederhole ich.
»Sofie, wenn du das jetzt zugibst, können wir dir helfen, alles in Ordnung zu bringen.«
»Aber wenn ich das doch nicht war. Ich komme nicht mal mehr auf meine Seite!«, stoße ich hervor.
»Sofie!« Jetzt klingt sie verzweifelt.
»Lena, du hörst doch, dass sie sagt, sie war es nicht«, mischt mein Vater sich ein, sieht mich an.
Meine Mutter schüttelt den Kopf. »Ich fasse das alles wirklich nicht. Ich dachte, ich kenne meine Tochter!« Ich sehe, wie eine Träne aus ihrem Auge springt, an der Nase entlang nach unten rollt.
»Lass sie doch erst mal erklären.« Plötzlich übernimmt mein Vater die Führung.
Und mit einem Mal weiß ich, dass es nur einen einzigen Weg gibt. Dass ich alles erzählen muss, ganz von Anfang an.
Ich schlucke und beginne.
Ab und zu will meine Mutter mich unterbrechen, aber mein Vater stoppt sie jedes Mal.
Als ich fertig bin, ist es wieder still.
Meine Mutter schüttelt ungläubig den Kopf. »Also das gibt es wirklich nicht«, meint sie.
»Ich habe kürzlich was über einen ähnlichen Fall gelesen«, sagt mein Vater. »Da war es allerdings direkter. Jemand hat auf einem dieser Lästernetzwerke ein Mädchen total fertiggemacht, immer mehr Leute haben sich daran beteiligt, bis die Arme sich nicht mehr rausgetraut hat.«
»Und dann?«, fragt meine Mutter.
»Sie hat am Ende die Schule gewechselt, konnte einfach nicht mehr, war aber von da an wie ausgewechselt, total in sich gekehrt und ängstlich.«
»Ist das nicht eine Straftat? Mobbing oder so?« Meine Mutter klopft mit den Fingernägeln auf dem Tisch herum. Das Geräusch verursacht eine Gänsehaut in meinem Nacken.
»Die Familie die Polizei eingeschalten. Aber es ist schwer, Dinge, die im Netz passieren, zu kontrollieren«, sagt mein Vater und zuckt die Achseln.
»Ich habe da einen Verdacht«, sage ich leise. »Wenn Clara mir hilft, können wir das vielleicht aufklären.«
Meine Mutter seufzt. »Du müsstest doch wissen, was dabei rauskommt. Hättest du diesen Freund nicht erfunden …« Sie schüttelt den Kopf.
Ich beiße mir auf die Lippe. »Aber das war doch … da war ja schließlich nichts Gemeines dabei.«
»Ja, aber Handlungen haben immer Folgen!«
»Weiß ich doch«, sage ich. »Aber das hilft mir jetzt wenig! Was würdest du denn tun?«
Meine Mutter verdreht die Augen. »Ehrlich damit umgehen und offen zu dem stehen, was du getan hast.«
»Aber das hilft doch nicht!«, sage ich. »Ich glaube, dass ein Junge dahintersteckt, der heimlich in mich verliebt ist. Zusammen mit Clara kann ich ihn bestimmt überführen und dann ist klar, dass ich nichts damit zu tun habe. Bitte, ich möchte das zumindest versuchen!«
»Ich weiß wirklich nicht …«, fängt meine Mutter an. »Wie wollt ihr das denn anstellen?«
»Ich weiß nicht genau. Aber Clara hat immer eine Idee!«
»Klar«, meint meine Mutter spöttisch. »Und wir wissen ja, zu was das führen kann!«
»Du kannst sie nur nicht ausstehen!«
»So hart würde ich das nicht ausdrücken«, behauptet meine Mutter. »Ich kenne sie nur schon eine ganze Weile und mit dir hatten wir immer mehr Schwierigkeiten als mit Maren …«
»Und daran ist natürlich Clara schuld!« Ich schüttle den Kopf.
»Sofie, jetzt sei doch mal vernünftig!«
»Ich bin vernünftig!«, schreie ich.
»Und wie!«, brüllt meine Mutter zurück.
»Mal ganz ruhig!«, mischt sich mein Vater ein, stellt sich zwischen uns. »Streiten hilft uns jetzt auch nicht weiter!«
Wir seufzen gleichzeitig, meine Mutter und ich.
»Lass es mich doch bitte einfach erst mal probieren!«, sage ich.
»Ich weiß wirklich nicht …« Meine Mutter hat diese Falten über der Nase, die sie immer bekommt, wenn sie nachdenkt.
»Was wäre denn eine Alternative?«, fragt mein Vater.
Beide sehen wir sie an. Sie zuckt schließlich die Schultern. »Von mir aus. Aber wenn es nicht klappt, dann gehen wir zur Polizei …«
»Aber Papa hat doch gesagt, dass die eigentlich nichts machen können?«, sage ich. »Es dauert nur ewig und man wird total durch die Mangel gedreht.«
»Na, wenn man nichts zu verbergen hat, ist das doch kein Problem?« Falten auf der Stirn meiner Mutter. »Das ist eine Straftat und die gehört angezeigt, schließlich leben wir in einem Rechtsstaat.«
»Aber dann hört er vielleicht auf, bevor wir ihn stellen können … und dann bleibt doch alles an mir hängen!«, wende ich ein.
»Vielleicht hat sie
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