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Passwort in dein Leben

Passwort in dein Leben

Titel: Passwort in dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Stehle
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typisches Fremdenverkehrskaff. Es gibt sogar einen Kurpark, in dem alte Leute auf und ab spazieren. Eine Zeit lang wollte mein Vater hier hochziehen, weil er dann gleich hinter dem Haus Schifahren kann und im Winter die Sonne öfter scheint. Er meinte, er hätte den Nebel am See satt. Meine Mutter war total dagegen und ich auch. Ich wollte nicht von Clara wegziehen. Jetzt kann ich meinen Vater verstehen. Die Sonne bringt die Pfützen zum Glänzen und allessieht ein wenig aus wie auf einer Postkarte. Man erwartet beinahe, dass aus dem Laubhaufen ein Igel rausschaut, mit niedlicher Mütze vielleicht, Brille und winziger Gartenschaufel. Vielleicht können wir ja wirklich umziehen. Und ich fange ganz neu an …
    Zwei Familien mit lärmenden Kindern drängen in den Bus. Sie haben einen Kinderwagen dabei und es dauert ewig, bis sie es schaffen, diesen in den Bus zu laden. Endlich fahren wir weiter.
    Weil ich keine Ahnung habe, wo ich in Lindenberg genau hinmuss, steige ich an der Kirche aus, die ziemlich protzig aussieht und sogar zwei Türme hat. Gegenüber ist eine Bäckerei, in der ich nachfragen kann.
    Ich habe das Gefühl, dass die Sonne meine nassen Kleider zum Dampfen bringt. Leider scheint eine Schule nebenan zu sein, in der gerade Pause ist. Die Bäckerei ist voller Schüler, die alle Gebäck einkaufen. Ich stelle mich ganz hinten an. Niemand beachtet mich. An den Tischen sitzen vor allem Frauen im Alter meiner Mutter, eine Gruppe lacht gerade laut. Der ältere Herr am Tisch am Fenster sieht von seinem Kreuzworträtsel auf und zu ihnen hinüber.
    Ich überlege, welche Verkäuferin ich wohl bekomme, die junge, dunkel gefärbte mit dem Lippenpiercing oder die ältere, freundliche mit den melierten Haaren. Die Schüler sind schon wieder draußen. Dieletzten traben gerade am Fenster vorbei, mit vollen Backen kauend. Hinter mir steht nur noch eine Frau, die unaufhörlich nervös an ihrem Kinderwagen herumschaukelt.
    »Bitte?« Ich habe die Gepiercte bekommen.
    »Äh, also, ich wollte nur fragen, ob Sie vielleicht wissen, wo das Haus Sonnenblume ist?«
    Sie sieht mich an, lässt ihr Piercing schnalzen und schüttelt stumm den Kopf.
    »Also, das ist für, äh, psychisch Kranke«, ergänze ich.
    Ihr Blick wird durchdringend, sie mustert mich von oben bis unten.
    »Eine Tante von mir ist da«, stammle ich.
    »Hab ich schon mal irgendwo gehört«, mischt sich die Kinderwagenfrau ein und vergisst für einen Moment das Wagenschaukeln. »Ach ja, in diesem Weltladen in der Hauptstraße verkaufen die Sachen von denen … Da könntest du mal fragen.«
    »Danke«, sage ich hastig und drehe mich um.
    Erst als ich draußen bin, fällt mir auf, dass ich natürlich keine Ahnung habe, wo dieser Laden sein könnte.
    Als ich die Straße überquere, um jemanden zu finden, den ich fragen kann, bemerke ich den Laden sofort. Es ist ganz nah.
    Hinter der Glastür sehe ich eine ältere Frau an der Kasse stehen. Ich drücke die Tür auf. Ein Windspiel beginnt zu klingeln. Es riecht nach einer Mischung aus Tee und Holz.
    »Guten Morgen«, sagt die Frau freundlich und sieht mich direkt an.
    Ich schlucke. »Morgen. Ich wurde zu Ihnen geschickt, weil, eigentlich suche ich das Haus Sonnenblume. Mir wurde gesagt, Sie verkaufen Sachen, die dort hergestellt werden?«
    Sie nickt und kommt hinter der Kasse hervorgeeilt. »Ja, zum Beispiel dieses handgeschöpfte Papier hier«, sagt sie und zeigt auf ein paar Blöcke, die so aussehen, als wäre es schwer, auf ihnen zu schreiben.
    Ich fahre mit den Fingern über den Block, den sie mir entgegenstreckt. »Also«, stammle ich, »ich wollte eigentlich wissen, ob Sie mir sagen können, wie ich zu dem Haus komme. Ich muss dort jemanden besuchen.«
    »Moment, ich habe irgendwo einen Prospekt mit Wegbeschreibung drauf …« Sie kramt in einem Stapel von Werbezetteln.
    Zum Laufen scheint der Weg ziemlich weit zu sein. Ich bin ganz froh, dass ich noch einen Cappuccino-Schokoriegel als Stärkung gekauft habe. Obwohl der nicht billig war.
    Erst einmal muss ich eine steile Straße hinauf. Von dort sehen die Berge wahnsinnig nahe aus. Auf manchen scheint schon Schnee zu liegen. Einmalwerde ich von einem Auto überholt. Sonst ist alles ziemlich still. Die Kirchturmuhr schlägt elf. Der Weg führt wieder bergab. Unter mir liegt ein Tal, durch das sich Nebelschleier ziehen. Mir wird warm. Ich ziehe die immer noch feuchte Jacke aus und binde sie mir um die Hüften.
    Schließlich komme ich an einem handgemalten Schild vorbei,

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