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Pasta Mortale

Pasta Mortale

Titel: Pasta Mortale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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strömten. Da kam nichts heraus, aber
schon gar nichts außer beiläufigem, routinemäßigem Blabla. Wie sollte er es
unter diesen Bedingungen schaffen, bis Mitte August auch nur eine einigermaßen
brauchbare Kurzgeschichte zu schreiben, geschweige denn einen ernst zu
nehmenden Roman mit 400.000 Zeichen inklusive?
    Inzwischen war es bereits kurz nach 18 Uhr. Verdammt,
die Probe. Am liebsten hätte er die Schauspielerei jetzt hingeschmissen. Aber
so einfach konnte er sich das auch nicht machen. Das hatten Ondrasek und seine
nette Truppe auch nicht verdient.

2.

     
    Franka Wallner und Markus Heidenreich saßen im
Büro der Inspektorin und gingen die wenigen Anhaltspunkte durch, die bisher in
diesem Fall vorlagen. Ein Anruf aus dem Gerichtsmedizinischen Institut hatte
mit der bislang gängigen Annahme Schluss gemacht, dass es sich bei dem Tod
Bastingers um einen natürlichen gehandelt hatte.
    »Der Mann ist an einer gewaltigen Dosis Hüttenrauch
gestorben«, hatte ihr der alte Gerichtsmediziner mitgeteilt. »Die Menge war so
groß, dass der Mann gar keine Chance gehabt hat, lange herumzuleiden. Er war in
kürzester Zeit tot.«
    Mit Hüttenrauch war sogar die überaus gebildete und belesene
neue Chefin der Kripo in Döbling überfordert. »Hüttenrauch?«, wiederholte sie
mit fragendem Unterton. »Da müssen Sie mir auf die Sprünge helfen, Professor
Weißbach.«
    »Ach ja, ihr jungen Leute kennt den Begriff nicht mehr. Der
Mann ist quasi dem Stammvater aller bei Mord verwendeten Gifte zum Opfer
gefallen, dem Arsenik«, erläuterte der alte Fuchs. »Das Erstaunliche daran ist
die gewaltige Menge. Der arme Mensch muss das Arsenik förmlich in sich
hineingeschaufelt haben. Wer immer ihm das Gift verabreicht hat, hat nicht den
geringsten Versuch unternommen, die Tat irgendwie zu kaschieren. Im Gegenteil,
das Opfer ist förmlich demonstrativ vergiftet worden. Wenn je ein Mord sofort
als solcher entdeckt werden sollte, dann dieser. Eine eigenartige Geschichte.
Den schriftlichen Bericht bekommen Sie morgen.«
    Das etwas später eingetroffene vorläufige Gutachten des
Labors sprach eine ebenso deutliche Sprache. Die restliche, auf den Mohnnudeln
noch vorhandene Menge an Arsenik hätte ausgereicht, mindestens vier erwachsene
Personen binnen kürzester Zeit ins Jenseits zu befördern, war der per Fax
zugegangenen Expertise zu entnehmen. Und ›die regelmäßige Verteilung des Giftes
auf der Mehlspeise lässt den Schluss zu, dass das Arsenik mit einem gleichmäßig
dosierenden Behältnis aufgebracht worden ist. Wie etwa einem Zuckerstreuer.‹
Der am Tisch des Toten gefundene Staubzucker war ebenfalls untersucht worden,
wies aber keinerlei Verunreinigung auf und daher auch keinerlei Giftzusatz.
    »Die Menge des Arseniks,
die auf den Nudeln gefunden wurde, lässt auch den Schluss zu, dass das Gift
nicht vermischt, sondern rein über die Speise verteilt worden ist«, mutmaßte
Heidenreich und hatte recht damit.
    Machte sich gut, ihr junger Stellvertreter, freute sich die
auch noch nicht gerade alte Franka. »Dann können wir jetzt nur hoffen, dass uns
die Aufnahmen der Überwachungskamera ein wenig weiterhelfen«, meinte sie und
bat ihren Kollegen, die Vorbereitungen für die Sichtung des Videomaterials zu
treffen. »Ich mache uns inzwischen einen guten Kaffee«, bot sie kollegial an.
    Zehn Minuten später saßen die beiden vor dem Monitor und
beobachteten Palinski, wie er die Suppeneinlage, eine Art Backerbsen, wie
Franka zu erkennen glaubte, kritisch betrachtete, vorsichtig kostete, den Mund
verzog und sich dann Notizen machte.

     
    *

     
    Auf der Probebühne in Ondraseks umgebauter
Doppelgarage herrschten totale Nervosität und Chaos. Palinski, der sich für die
25 Minuten Verspätung entschuldigen wollte, kam gar nicht richtig zu Wort.
Dafür gab es derzeit zwei Gründe, obwohl sich Helmut aufführte, als ob er jede
Minute auf zumindest eine oder auch mehrere weitere Hiobsbotschaften wartete.
    »Gut, Mario, dass du endlich da bist. Freddie ist heute
Vormittag mit einer Blinddarmentzündung ins Spital eingeliefert worden«,
erklärte er seinem Darsteller des Ivan. »Wird wahrscheinlich noch heute oder
spätestens morgen operiert. Du weißt, was das bedeutet?« Sein linkes Auge
zuckte wie verrückt, mit dem rechten blinzelte er ununterbrochen.
    Das war also die erste Nachricht gewesen, und Palinski
brauchte einige Zeit, um den damit bei ihm ausgelösten Schock zu verdauen.

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