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Pasta Mortale

Pasta Mortale

Titel: Pasta Mortale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Er
war Zweitbesetzung für Alfred Sommerauer und musste daher jetzt auch die Rolle
des Advokaten Blind übernehmen. Gut, die Rolle war nicht groß und hatte vor
allem nicht viel Text. Ein bisschen was im ersten und ein ebensolches bisschen
im dritten Akt. Der qualitative Quantensprung zu Ivan lag allerdings darin,
dass man von ihm erwartete, diesen Text auch zu singen.
    Die Bedeutung der zweiten schlechten Nachricht verschloss
sich Palinski zunächst noch. Kein Wunder, auch die anderen ahnten zu dem
Zeitpunkt absolut noch nichts.
    »Hast du vielleicht eine Ahnung, wo Valeria
Modrianow sein könnte? Wir versuchen schon, sie seit Mittag zu erreichen, aber
vergebens. Und jetzt ist sie eine halbe Stunde zu spät dran.« Helmut wirkte
neben allem anderen auch noch ratlos.
    Valeria war einer der Stars der Truppe. Die
31-jährige Frau, die perfekt Deutsch, Französisch und Englisch sprach, neben
Russisch und ihrer Muttersprache natürlich, war im Außenministerium ihres
Landes beschäftigt gewesen. Durch Zufall war sie mit einer Angelegenheit in
Berührung gekommen, in die neben den Angehörigen mehrerer Botschaften auch ihr
Mann, ein hoher moldavischer Diplomat, verwickelt gewesen war. Eines Tages war
der Leichnam Dr. Nikolaj Modrianows unter mysteriösen Umständen in einem
Waldstück in der Nähe von Bukarest aufgefunden worden. Daraufhin hatten Valeria
und ihre sechsjährige Tochter Natascha mithilfe von Freunden das Land gerade
noch verlassen können. Sofort nach der Landung der Maschine in Wien hatten die
beiden um Asyl ersucht. Wäre es von hier an rein sachlich abgelaufen, Valeria
und Natascha hätten sicher schon längst ihren Flüchtlingsstatus zuerkannt
bekommen und beginnen können, sich ein neues Leben aufzubauen. Aber dem war
nicht so.
    Einerseits hatte sich Valeria bei ihrer ersten Einvernahme in
Österreich aus Angst, Scham und Ungeschicklichkeit ein wenig unvorteilhaft
verhalten, unpräzise Angaben gemacht. Was angesichts ihrer Situation durchaus
verständlich war, von den Beamten und dem Unabhängigen Verwaltungssenat aber
sehr kritisch gesehen worden war. Das hatte ihr später und bis jetzt sehr zum
Nachteil gereicht. Und mit ihr natürlich auch der kleinen Natascha.
    Andererseits hatten aber auch in die Intrige
involvierte Teile des Außenamtes in Kischinau ihre Möglichkeiten genutzt, die
junge Frau anzupatzen und ihre Geschichte unglaubwürdig erscheinen zu lassen.
Ja, sie sogar zu kriminalisieren. Und das in einem Maße, dass sogar die
unsensibelsten Beamten am Wiener Ballhausplatz Probleme mit den ihnen von ihren
moldavischen Kollegen zugehenden Informationen hatten. Sie begegneten den
offenbar zumindest gefärbten Meldungen mit einer gewissen Skepsis. Zu absurd
erschien es ihnen, in der schönen jungen Frau den verschlagenen
verbrecherischen Verstand zu sehen, den das moldavische Außenamt zu suggerieren
versuchte.
    Da gab es dann auch noch einen gewissen Dr.
Daniel Arenbach, ehemaliger Erster Sekretär an der Österreichischen Botschaft
in Rumänien, die auch für Moldova zuständig war. Dr. Arenbach und Dr. Modrianow
hatten sich bei verschiedenen Gelegenheiten getroffen und dabei angefreundet.
Kein Wunder also, dass sich Valeria nach ihrer Ankunft in Wien auch an Dr.
Arenbach gewendet und den inzwischen hohen Diplomaten am Wiener Ballhausplatz
um Hilfe gebeten hatte. Die hatte ihr der sich mit seinen nunmehr
52 Jahren als väterlicher Freund gerierende Botschafter auch nicht versagt
und die beiden Flüchtlinge quasi in seine Familie kooptiert. Zum nicht geringen
Leidwesen seiner Frau Beatrix, gebürtige Herant, die, selbst kinderlos, in
Valeria mehr eine Konkurrentin denn eine Art Tochter sah.
    Was Kenner der Familie wie auch der Situation allerdings
wunderte, war, dass es Arenbach in den mehr als eineinhalb Jahren, die
inzwischen vergangen waren, nicht geschafft hatte, den asylrechtlichen Status
seiner Schützlinge eindeutig und zu ihren Gunsten zu beeinflussen.
    Und jetzt kam Valeria einfach nicht daher. Eine Probe ohne
sie wäre wie ein Sonnenuntergang am Meer ohne Sonne, da der gesamte zweite Akt
der Fledermaus von der Figur des Prinzen Orlofsky geprägt war, in dessen
Schloss, in dieser Inszenierung Park, das große Fest stattfand. Und eben diesen
Orlofsky, eine der herausragenden Hosenrollen des Musiktheaters, erweckte
Valerie in bewunderungswürdiger Art und Weise zum Leben. Zwar stand mit Frau
Elsa Werburg-Moosbach eine textsichere

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