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Pasta Mortale

Pasta Mortale

Titel: Pasta Mortale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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dann?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte Schneckenburger, »wir haben absolut
keine Ahnung. Ich habe schon Helmut Wallner auf die Sache angesetzt. Gerade
vorhin.«
    »Wieso das?«, Palinski fand es zwar völlig richtig, die
Polizei damit zu befassen. Aber dieses Tempo war doch etwas ungewöhnlich.
    »Seit deinem Auftritt heute Morgen ist der Chef wie
verwandelt«, erklärte Miki. »Er macht alles sofort, konsequenter und ist viel
entscheidungsfreudiger als sonst. Ich weiß nicht, warum das so ist. Mir gefällt
es aber. Im Falle Modrianow sieht der Minister zwei mögliche Szenarien:
Entweder läuft was innerhalb der Polizei, von dem offiziell nichts bekannt ist
und der Minister nichts wissen soll. Oder jemand ganz anderes kocht sein
eigenes Süppchen und schiebt einfach die Fremdenpolizei vor. Es konnte ja
niemand davon ausgehen, dass sich der Minister selbst sofort für diesen Fall interessiert.
Unter normalen Umständen kann die betroffene Person schon was weiß ich wo sein,
ehe man überhaupt bemerkt, dass etwas ganz und gar nicht stimmt.« Er holte tief
Luft, eher er weitersprach. »Stell dir zum Beispiel vor, Frau Modrianow wurde
einfach entführt. Angeblich soll es ja Kreise innerhalb des moldovanischen
Außenministeriums geben, die ihr gar nicht gut gesinnt sind. Man munkelt, dass
die Modrianow möglicherweise mehr über diese Affäre weiß, die vor Jahren zum
Tod ihres Mannes geführt hat. Es besteht der Verdacht, dass damals ein reger
Handel mit Einreisevermerken für verschiedene Länder geherrscht hat. Darunter
auch Österreich.« Der Ministerialrat hielt ein, zwei Sekunden inne.
»Möglicherweise weiß Frau Modrianow etwas darüber und befindet sich in Gefahr.«
    »Na bumm«, entfuhr es Palinski. Das war zwar keine sehr
intelligente Äußerung, aber was hätte er auf diese erschreckende Eröffnung viel
sagen können? »Da kann man nur hoffen, dass du dich diesmal als ausgesprochener
Pessimist erweisen wirst. Ich werde mich auf jeden Fall mit Helmut in
Verbindung setzen. Vielleicht kann ich ja helfen.«
    Es war schon verrückt. Jetzt durfte Valeria in Österreich
bleiben, aber niemand wusste, wo sie sich gerade aufhielt.
    Nein, das war so nicht richtig. Es gab natürlich einige
schlechte Menschen, die das sehr wohl wussten. Man musste jetzt bloß
herausfinden, wer diese Verbrecher waren.

     
    *

     
    Doris Nekledar war in den vergangenen 24 Stunden
durch ein Wechselbad der Gefühle gegangen. Das lag vor allem an diesem
fürchterlichen Bild, das sie nicht aus dem Kopf bekam: der rot angelaufene Kopf
ihres nach Luft japsenden Galans, der gleich darauf in den Mohnnudeln landete.
Schrecklich, der Gedanke, sie wäre nicht auf dem WC gewesen und hätte stattdessen dem Dicken
möglicherweise ein, zwei dieser handgewutzelten Spezialitäten aus Erdäpfelteig
vom Teller stibitzt. So zum Kosten halt, wie sie das immer wieder gerne machte.
    Dann der Ärger darüber, einen an sich guten Kunden verloren
zu haben. Auch wenn er an diesem Tag so unmöglich gewesen war. Kaum hatte man
sich an eine Einkommensquelle gewöhnt, musste man sich schon wieder
umorientieren.
    Und diese endlose Befragung durch die Polizei. Dabei wusste
sie ja gar nichts. Dem folgten die Journalisten, die Gott sei Dank nicht
wussten, dass Dorli nichts wusste, und sie ausgiebig interviewten. Und zu
erzählen hatte sie ja genug. Und so hatte sie es neben zwei Zeitungsmeldungen
sogar zu einem zweiminütigen Auftritt im TV -Regionalsender gebracht.
    Jetzt saß Dorli in ihrem Appartement in der Porzellangasse
und blätterte in dem kleinen, schwarzen Notizbuch, das Hans immer bei sich
getragen hatte. Er musste das Büchlein bei seinem letzten Bissen neben sich am
Tisch liegen gehabt haben, denn es war danach, also nach dem schrecklichen
Ereignis, am Boden unter dem Tisch gelegen.
    Unbemerkt von den anderen hatte sie das Buch aufgehoben und
an sich genommen. In die Tasche gesteckt, um sich später ein Bild machen zu
können, ob sich aus dem unerwarteten Fund etwas Geld würde machen lassen.
    Sie versuchte, die Aufzeichnungen Bastingers zu entziffern.
Aber seine Klaue war noch schlimmer, als es dieser Mensch zu Lebzeiten je
gewesen war. Diese klitzekleinen, eng gesetzten Buchstaben, die übergangslos
ineinanderflossen, plötzlich aufhörten und nach einer willkürlich gesetzt
wirkenden Trennung wieder weitergingen. Um die Bedeutung des Inhaltes
beurteilen zu können, würde sie vor allem jemanden finden müssen,

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