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Pasta Mortale

Pasta Mortale

Titel: Pasta Mortale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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wer konnte in ein
sechsjähriges Mädchen hineinschauen? Wie es ihr ging angesichts der Tatsache,
dass die geliebte Mama von zwei Polizisten weggebracht worden war.
    Also Daniel kannte wirklich Gott und die Welt. Selbst die
Handynummer des für sie zuständigen Polizeibeamten hatte ihm keine
Schwierigkeiten bereitet.
    Daniel Arenbach war ein toller Mann, aber das war ein für
alle Mal vorüber. Sie hatte schon die ganze Zeit ein sehr schlechtes Gewissen
gegenüber Beatrix gehabt. Und Daniel hatte ja auch gewusst, dass ihre Beziehung
nicht von Dauer sein würde, nicht sein konnte.
    Dass Martin vor einigen Monaten in ihr Leben
getreten war, war wunderbar. Und dass diese große Liebe so rasch Früchte trug,
ebenfalls. Wie würde er wohl darauf reagieren? Sicher richtig, denn sie war
sicher, dass er Kinder ebenso liebte wie sie.
    Auf jeden Fall hatten diese elementaren Ereignisse ihr gar
keine andere Wahl mehr gelassen, als mit Daniel ganz offen zu sprechen. Wie es
schien, hatte ihr väterlicher Freund diese Offenheit sogar geschätzt und die
Trennung ganz gut verkraftet. Sie hoffte, sie beide könnten auch weiterhin gute
Freunde sein. Immerhin hatte er ihr nach ihrer Verhaftung sogar versprochen,
Martin über die fatale Entwicklung zu informieren und auf dem Laufenden zu
halten.
    Dong, dong, dong … insgesamt zwölfmal schlug die
Kirchenglocke an. Mittag, jetzt würde es bald Essen geben. Frau Maria hatte ihr
Faschierte Laibchen mit Erdäpfelpüree angeboten oder wahlweise Reisfleisch.
Valeria war es völlig egal, was man ihr brachte, obwohl sie langsam so etwas
wie Hunger verspürte. Komisch, hier war es so ruhig, dass man jede volle Stunde
die Kirchenglocke schlagen hören konnte. Das war man als Stadtmensch gar nicht
mehr gewöhnt. War es möglich, dass ihre ganz persönliche »Schubhaftanstalt«
irgendwo auf dem Lande lag?

     
    *

     
    Franz Ferdinand Lehberger, der Herausgeber des
neuen Gastroführers ›Wien Kulinarisch‹ ging zwar selbst nicht offiziell testen.
Er hatte sich aber einige Restaurants sowie die Möglichkeit vorbehalten, jedes
Lokal, bei dem es ihm angebracht erschien, zusätzlich stichprobenartig zu
überprüfen. Wenn man schon in einer Position wie er war, dann war es eine
völlig lächerliche Vorstellung, für erstklassiges Essen auch nur einen einzigen
privaten Euro auszugeben.
    Bei dem wunderschönen Wetter heute hatte
Lehberger es für eine formidable Idee gehalten, sich beim ›Fischerparadies‹ in
den Garten zu setzen, ein noch lebendes Exemplar aus einem der beiden riesigen
Aquarien auszusuchen und ein Glas guten Wachauer Steinfeder zu trinken, während
sein Fisch genau so zubereitet wurde, wie er sich das wünschte.
    Lehberger war sich sicher, dass das ›Fischerparadies‹ für
seine Leistungen mindestens 22 von maximal 25 Punkten verdiente. Auch wenn das
Amuse-Gueule heute seiner Meinung nach ein bisschen, na ja, seltsam ausgefallen
war. Shrimpscarpaccio mit grünem Spargel klang zwar gut, sah auf dem Teller
aber irgendwie aus wie eine überflüssige Sauerei.
    Während er so dasaß, die Fische im Salzwasserbecken, auf das
das ›Fischerparadies‹ ganz besonders stolz war, ja sogar einen Meeresbiologen
hinzuzog, um die korrekte Salzkonzentration des Wassers zu gewährleisten, und
sich genüsslich das dritte Glas Steinfeder einschenkte, fuhr ein Motorboot mit
erstaunlicher Lärmentwicklung etwa fünf Meter vom Ufer entfernt vor. Das Glas
in der einen Hand, schon halb auf dem Weg zum Mund, riskierte Lehberger einen
Blick auf die störende Lärmquelle. Das Boot hatte inzwischen angehalten, und
der Mann hinter dem Steuer hatte einen längeren Gegenstand in den Händen. Mit
dem er auf … Lehberger konnte es nicht fassen, aber es war tatsächlich so,
auf ihn zielte. Das Reflektieren der Sonne auf den metallenen Beschlägen des
Gewehres ließ keinen Zweifel über die Art dieses Gegenstandes offen. Und auch
nicht über die Absichten des Schlingels da draußen. Wild entschlossen, lieber
Wein zu vergießen als zu sterben, warf sich der sonst immer so auf Würde
bedachte Franz Ferdinand zu Boden und erwartete jeden Augenblick den Schuss.
Der kam auch, allerdings mit einigen Sekunden Verzögerung. Und er war nicht für
den Verleger bestimmt, sondern für das gewaltige Meerwasserbecken mit Seeteufeln,
Schollen und anderen Salzwasserfischen darin. Insgesamt mehr als 30 Stück, wie
sich später herausstellte.
    Die Scheibe aus Spezialglas

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