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Pasta Mortale

Pasta Mortale

Titel: Pasta Mortale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Botschafter das Ja auf die unvermeidliche Frage Valerias, ob sie nicht
weiter Freunde sein könnten, nicht ganz leichtgefallen war. Aber als Mann von
Welt, der noch dazu seine Frau liebte und immer gewusst hatte, dass die Beziehung
zu Valeria mit einem Ablaufdatum versehen war, hatte er dem zugestimmt.
    »Ich glaube, ich möchte mit Valeria den Rest meines Lebens
verbringen«, gestand Nesselberger. »Wir müssen sie so rasch wie möglich finden,
damit ich ihr einen Antrag machen kann.« Er blickte Franka flehend mit seinen
großen graugrünen Knopfaugen an. Mit diesen für einen Mann erstaunlich langen
Wimpern. »Bitte, finden Sie sie.«

     
    *

     
    Kaum hatte Palinski in Wallners Büro im
Präsidium am Schottenring Platz genommen, als sein Handy klingelte. Oder das
machte, was dem Klingeln bei einem Festnetzanschluss entsprach. Es war Juri
Malatschew, der alte Russe mit drängendem Verlangen nach einem kleinen
schwarzen Notizbuch. Ui je, den ehemaligen Kalten Krieger hatte er durch die
intensiven letzten Stunden völlig vergessen. Jetzt war aber keine Zeit für
schlechtes Gewissen, sondern für intelligentes Schwindeln.
    »Juri, wie geht’s?«, meldete er sich betont nonchalant. »Was
machen deine Interessenten für das kleine schwarze Ding? Rücken sie dir schon
auf die Pelle?«
    Juri brummte irgendetwas unfreundlich Klingendes,
schien aber durch die offensive Gesprächseröffnung etwas aus seinem
ursprünglichen Konzept gebracht worden zu sein.
    »Nochmals«, monierte Palinski, »ich habe kein Wort
verstanden. Noch einmal«, betonte er ausdrücklich.
    »Seit zwei Stunden steht ein grimmig aussehender Chan an der
Ecke vor meiner Wohnung und überwacht mich, sozusagen.«
    Dass das Juri nicht gefiel, konnte Palinski
verstehen. Wer oder was war aber ein ›Han‹? »Wer steht bei dir an der Ecke? Ein
Hahn?«, was Mario nicht verstand, regte ihn auf.
    »Einer jener ethnischen Chan-Chinesen, die 92 Prozent
der chinesischen Bevölkerung ausmachen«, klärte Malatschew Palinski auf und gab
ihm das Gefühl, wieder etwas gelernt zu haben. »Aber das ist noch nicht alles.
Der Monsignore chat cheute schon zweimal angerufen und wird von Anruf zu Anruf
patziger. Und die Russen chaben einen Cousin von mir aus Nowosibirsk als Geisel
genommen. Aber das muss dich nicht beunruhigen, ich chabe noch sieben andere. Also,
wann chöre ich endlich etwas von dir?«
    »Die haben wirklich  … «, begann Palinski schockiert zu
fragen, aber Juri fiel ihm ins Wort.
    »Vergiss es, das war nur ein Scherz«, beruhigte
er Mario. »Aber du chast es geglaubt, gib es zu.« Er lachte zufrieden.
    »Du bist unmöglich. Also gut, du hörst spätestens heute Abend
von mir«, antwortete Palinski, ohne groß nachzudenken. »Ich habe die Frau
bisher noch nicht sprechen können. Tut mir leid.«
    »Dann kümmere dich darum, Gospodin. Immerchin ist auch für
dich eine fette Prämie drin«, Juri betonte das ›fett‹ besonders, wohl um
Palinskis Geldgier für seine Zwecke zu instrumentalisieren.
    »Hast du inzwischen eine Vorstellung, was denn so interessant
an dem kleinen, schwarzen Büchlein sein könnte? Was ist, wenn es zwei oder gar
mehrere davon gibt und ich nur deswegen nicht das richtige finde, weil ich
nicht weiß, welches das richtige ist?« Das war doch ein überzeugendes Argument,
fand Palinski, dem diese Geheimnistuerei schon immer auf die Nerven gegangen
war.
    »Es geht um …«, Juri zögerte etwas, bei ihm ein eher
seltenes Verhalten. »… das Ergebnis von Industriespionage. Irgendein Weltpatent
oder eine Rezeptur. Genaueres weiß ich auch nicht.«
    Nachdem Palinski dem ›Bären aus Kasan‹ nochmals versichert
hatte, sich spätestens am Abend zu melden, beendeten die beiden das Gespräch.
    »Wer war das denn?«, wollte Wallner wissen, der
inhaltlich von dem Gespräch nichts mitbekommen hatte. Gott sei Dank, dachte
Palinski, denn diese Dinge hätten den Freund möglicherweise, nein, mit
Sicherheit in einen Konflikt gebracht.
    »Ein bekannter Journalist, der für eine Story
einige Angaben von mir möchte«, die Halbwahrheit ging Palinski wie geschmiert
über die Lippen. Im Schwindeln war er schon immer ganz gut gewesen, aber in den
letzten Jahren hatte er die Fertigkeit zur Perfektion entwickelt. Vor allem
aber war das schlechte Gewissen dabei, das ihm früher immer zu schaffen gemacht
hatte, mittlerweile völlig verschwunden.
    Im Grunde genommen war er inzwischen genau so ein Scheißkerl

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