Pasta Mortale
kommt.«
Sprach’s und jagte ihm einen klassischen Spitz genau ins Gekröse. Dorthin, wo
es für Männer am schmerzhaftesten war.
Während Schlemper noch wimmerte wie ein kleines Kind, war
Valeria längst in den mittäglich warmen, sonnendurchfluteten Wienerwald in der
Nähe von Mauerbach eingetaucht und verschwunden.
*
Palinski war nach dem Treffen mit Juri zunächst
in sein Büro gegangen. Jetzt war er unterwegs zu Oberinspektor Wallner und
hatte bereits die Endstation der Straßenbahnlinie 37 am Schottentor erreicht,
als ihn ein Anruf des russischen Bären erreichte.
»Jetzt chaben sich auch Gregorij Mintzeff und Jack Rayn vom CID wieder bei
mir gemeldet«, brummte er. »Die beiden wissen über unseren Kontakt mit Vanderkücken
und dem Mann aus Shanghai Bescheid und sind etwas sauer. Das Mindeste, was sie
von uns, von dir erwarten, ist, genau so bechandelt zu werden wie die anderen
beiden.«
»Na wunderbar, Juri, altes Haus«, freute sich Palinski.
»Besser könnte es doch gar nicht gehen. Sag den beiden, dass das Prinzip der
Äquidistanz und damit der Gleichbehandlung aller Parteien für Bajazzo oberstes
Gebot ist. Und dass wir uns freuen werden, auch ihnen gegen eine Zahlung von
30.000 Dollar das kleine schwarze Büchlein Bastingers nicht zu liefern.«
Juri lachte so
laut, dass sogar die Membran in Marios Handy zitterte. »Das ist eine derartige
Frechcheit, was du diesen Typen zumutest, es ist beispiellos. Und dennoch chat
es eine ganz eigene Logik, der man sich nicht verschließen kann. Bajazzo und
die neuen Zeiten. Solange man dabei was verdienen kann, soll es mir nur recht
sein.« Er hustete. »Übrigens, die beiden wollen dich unbedingt noch cheute
sehen. Sie chaben zwar schon von Bajazzo gechört, wollen ihn aber gerne
persönlich kennenlernen. Was soll ich ihnen sagen?«
Palinski überlegte. »Gut«, meinte er dann, »sagen wir ab
22 Uhr bei den ›Fünf Ulanen‹. Nein, besser erst um 23 Uhr. Heute
Abend ist Generalprobe der Döblinger Fledermaus, da muss ich dabei sein. Und
lade den Vatikan und China auch ein, sonst glauben die wieder, weiß Gott was
versäumt zu haben. Was ja durchaus sein könnte. Ich habe da so eine Idee. Die
Tischreservierung lautet natürlich auf Bajazzo, klar?«
»Da, da«, bestätigte der Bär aus Kasan. »Ich chabe das
Gefühl, dass du irgendetwas im Schilde führst.«
»Könnte schon sein«, Mario musste schmunzeln. »Am besten, du
lässt dich überraschen.«
»Gut«, der Russe gab ausnahmsweise klein bei. Bajazzo hatte
vielversprechend begonnen und sich Vertrauen verdient. Und zwar ohne Wenns und
Abers. »Dann choffe ich nur, dass das cheute wieder ein unvergesslicher Abend
werden wird.«
»Könnte schon sein«, bestätigte Bajazzo.
*
Was Mario Palinski zu diesem Zeitpunkt nicht
wusste, war, dass sich Oberinspektor Wallner gar nicht in seinem Büro befand,
sondern auf einer schmalen Forststraße in der Nähe von Mauerbach.
Zunächst hatte es einige Zeit gedauert, bis Major Brandtner
den vom alten Bergner empfohlenen Revierinspektor Hartmann auf einer
Fortbildungsveranstaltung in St. Pölten ausfindig gemacht und überzeugt hatte,
dass er woanders dringender gebraucht wurde. Dann hatten sich Wallner und er
nach Mauerbach begeben und auf Hermann gewartet. Der war vor einer
Viertelstunde auch wirklich eingetroffen.
Nach einem kurzen Briefing waren die drei Polizisten
jetzt unterwegs zu einem Ort mit der lieblichen Bezeichnung ›In der Oed 1‹.
Ganz im Gegensatz zur Lieblichkeit standen Auffindbarkeit und Zugänglichkeit
dieses Flecken Erde. Selbst Hartmann, der seit 15 Jahren hier Dienst tat, hatte
leichte Probleme, den Platz zu finden. Und das nach 20 Minuten Kletterei
durch fast unwegsames Gelände.
Dann war es allerdings geschafft, und die Männer arbeiteten
sich, wie vom alten Bergner empfohlen, an der Rückseite ungesehen bis fast ans
Haus heran. Dann hatten Brandtner und Hartmann ihre große Szene. Die beiden
›sicherten‹ das Gebäude, das bedeutet, sie hüpften höchst eigenartig mit
gezogenen Handfeuerwaffen durch die Gegend, blafften sich irgendwelche
unverständlichen Informationen zu und sagten zwischendurch immer wieder
›Gesichert‹. Jeder Leser wird solche Szenen aus einschlägigen Fernsehkrimis
kennen.
Doppelt seltsam wirkte solch Verhalten aber, wenn das
gestürmte Objekt bis auf einen gefesselten, ein nachhaltig schmerzhaftes Ziehen
im Schritt beklagender Mann mit
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