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Pasta Mortale

Pasta Mortale

Titel: Pasta Mortale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Juristenkreisen wurde wieder
ernsthaft die Frage diskutiert, ob die Gemeinde Wien für den Schaden aufkommen
müsse. Immerhin habe es die MA  48, vertreten durch den zuständigen Chauffeur,
verabsäumt, das Fahrzeug so gesichert abzustellen, dass es während des zweiten
Frühstücks der Mitarbeiter nicht unbefugt in Betrieb genommen werden hätte
können.
    Ferdinand Senghammer, der Patron des Bistros, fand diese
Rechtsansicht ausgesprochen sympathisch, hatte er doch gerade vorhin
feststellen müssen, dass die Versicherungsprämie noch nicht bezahlt worden war
und daher auch keine Deckung für diesen außergewöhnlichen Schaden bestand.
    »Na gut, Werner«, sagte Kracherl kollegial und schlug seinem
Vertreter in der Soko freundschaftlich auf die Schulter. »Dann zeigen Sie, was
Sie draufhaben. Mischen Sie sich unters Personal des ›Chez Ferdinand‹ und hören
Sie sich um. Irgendjemand muss diesen Irren doch gesehen haben.«
    Und so machte sich Lommel eben auf den Weg, um etwas über den
Attentäter auf das Bistro ›Chez Ferdinand‹ in Erfahrung zu bringen.

     
    *

     
    Valeria hatte ein Stück Plastikfolie entdeckt
und dazu verwendet, die mit der weiß gesprenkelten Pastasoße versehenen
Spaghetti darin aufzubewahren. Einerseits, um sie nicht auf dem Teller lassen
zu müssen und damit ihrem Bewacher mehr zu verraten, als ihr möglicherweise
guttat. Andererseits aber auch, um zu einem späteren Zeitpunkt in Erfahrung
bringen zu können, welches Schicksal man ihr eigentlich zugedacht hatte. Das
kleine, etwas ungustiös wirkende Päckchen hatte sie zusätzlich noch in ein
Papiertaschentuch gewickelt und in ihrer Strumpfhose versteckt.
    Dann hatte sie überlegt, welche körperliche Reaktion auf
diese ›Spaghetti Mortale‹ ihr Bewacher wohl erwarten würden. Bewusstlosigkeit war
wahrscheinlich die glaubwürdigste Variante. Falls es sich bei dem weißen Zeugs
um etwas Tödliches handeln sollte, na bitte. Man wusste ja nie, wie zäh das
Opfer war und wie lange es brauchte, seinen letzten Schnaufer zu machen.
    Also traf Valeria kurz ihre Vorbereitungen, achtete darauf,
dass der Hocker aus Hartholz unmittelbar neben ihrer rechten Hand am Boden
stand, und legte sich dann aufs Bett. Sie hatte keine Ahnung, wann das Schwein
da draußen hereinkommen würde. Sie hoffte aber, dass er sich nicht zu lange
Zeit ließ. Denn das Schlimmste wäre jetzt, gegen ihren Willen einzuschlafen.
    Gut für Valeria, dass Spock oder Harald Schlemper, das war
der an sich völlig unwichtige Name ihres Bewachers, am späteren Nachmittag
etwas vorhatte und daher das, was zu geschehen hatte, rasch hinter sich bringen
wollte. Daher betrat er auch bereits 15 Minuten später vorsichtig den Raum.
Angesichts der bewusstlos daliegenden Frau legte er seine Waffe zur Seite, trat
arglos an das Bett und versuchte, den Puls der Regungslosen am Hals zu
ertasten.
    In diesem Moment riss Valeria ihre Augen groß auf, brüllte
wie ein Maori auf dem Kriegspfad und schlug dem Mann den kleinen Schemel aus
Hartholz mit aller Kraft an die linke Schläfe. Und, um auf Nummer sicher zu
gehen, gleich noch ein zweites Mal auf den Hinterkopf.
    Spock war schon nach dem ersten Schlag ohnmächtig über
Valeria zusammengebrochen, sodass sie sich zunächst von dem schweren Mann frei
machen und unter ihm hervorkriechen musste. Dann ließ sie ihn auf den Boden
gleiten, entfernte das Leintuch aus dem Bett, riss es in mehrere Bahnen, die
sie zum Teil wieder miteinander verknüpfte. Mit den so erhaltenen Binden
fesselte sie den noch immer Bewusstlosen an Armen und Beinen. Nicht so fest,
dass die Durchblutung unterbrochen wurde, aber fest genug, dass er sich nicht
befreien konnte. So hoffte sie zumindest.
    Dann blickte sie sich um, nahm dem Mann das Handy aus der
Jackentasche und steckte auch seinen Revolver ein. So, jetzt war sie so weit,
zu gehen.
    Inzwischen war auch Schlemper langsam wieder wach geworden
und gab mit eindeutig sexistischen Sauereien zu erkennen, dass Valerias Schläge
keinen dauerhaften Schaden verursacht zu haben schienen. Nichts angerichtet
hatten, was nicht vorher schon da gewesen war.
    Zunächst wollte die Frau
die Beschimpfungen einfach ignorieren, gar nicht auf das Schwein reagieren.
Dann aber überlegte sie es sich doch noch. Schon an der Tür drehte sie um, trat
an den am Boden Liegenden heran und sagte: »Wenn ich so eine Schlampe bin, wie
Sie behaupten, dann wird es Sie ja sicher nicht wundern, was jetzt

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