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Pasta Mortale

Pasta Mortale

Titel: Pasta Mortale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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hüttenähnliche Ding noch seltsamer aus
als aus der Entfernung. Offenbar handelte es sich um ein Kinderhaus, ein
Mittelding aus Puppendomizil und normaler Hütte. Da hatte ein liebevoller Vater
oder Großvater vor Jahren so richtig losgebastelt und seinen kleinen Nachkommen
anscheinend eine große Freude gemacht.
    Das Haus bedeckte eine Grundfläche von etwa drei Metern im
Quadrat und war knapp zwei Meter hoch. Die liebevoll gearbeitete Eingangstür
würde sich nur kriechend benützen lassen, verfügte dafür aber sogar über ein
Schloss. Der Schlüssel dafür hing fein säuberlich an einem Nagel neben der Tür.
Wahrhaft eine Idylle, die Valeria unwillkürlich ein Lächeln abrang. Schade,
dass Natascha das nicht sehen konnte. Das hätte ihrer Kleinen mit Sicherheit
gut gefallen.
    Im Inneren erwies sich die ›Villa Waldhaus‹, dieser Name
stand auf einer Holztafel über dem Eingang, als erstaunlich komfortabel.
    Die gesamte Breite wurde von einem sehr bequem und einladend
wirkenden Matratzenlager eingenommen, sogar mit Polstern und zwei Decken. In
einem kleinen, wohl aus einer alten Kiste gebastelten Vorratsschrank fand sich
darüber hinaus noch eine funktionierende Taschenlampe, zwei original
verschlossene Flaschen mit stillem Mineralwasser, eine halb volle Flasche
Himbeersirup und mehrere Packungen mit Keksen und Waffeln.
    Einige Meter neben der ›Villa Waldhaus‹ fand Valeria dann
auch noch die kleine Quelle, deren Wasser in eine provisorisch wirkende kleine
Brunnenfassung und dann weiter talwärts rann. Herrlich, hier konnte sie sich
sogar waschen. Wenn auch nur notdürftig.
    Valeria hatte in ihrem Leben viele verschiedene Quartiere
bewohnt, ärmliche und luxuriöse, schöne und weniger schöne. Aber selten zuvor,
eigentlich noch nie war ihr eine Behausung so einladend vorgekommen wie ihr
heutiges Nachtquartier in der ›Villa Waldhaus‹. Erschöpft, aber durchaus
zufrieden, sank sie auf das Lager und versuchte, ihre schmerzenden Füße
mithilfe einer Packung heißhungrig aufgerissener Haselnussschnitten zu
vergessen.

     
    *

     
    Wenn Palinski vom Spieltrieb übermannt wurde,
dann richtig. Die Idee, die ihm, oder sollte er sagen Bajazzo, in Verbindung
mit den beiden restlichen Interessenten an dem kleinen schwarzen Notizbuch
gekommen war, hatte er zu einem hoffentlich faszinierenden Spektakel
entwickelt. Das er sich auch einiges kosten lassen wollte. Hätte ihn jemand
gefragt, warum er das denn tat, so hätte Palinski keine Antwort darauf gewusst.
Außer vielleicht just for fun. Und das hätte den Nagel auch so ziemlich auf den
Kopf getroffen.
    Eine zweite, etwas tiefschürfendere Analyse hätte vielleicht
ergeben, dass Palinski diese ganze Situation, er als Bajazzo und die bei ihm
vorstellig gewordenen Repräsentanten äußerst zweifelhafter grauer Eminenzen der
Cattiveria, der globalisierten Schlechtigkeit, äußerst widerlich fand. Und doch
irgendwie faszinierend. Dass er das alles nur verkraften konnte, indem er sich
kräftig darüber lustig machte. In der Hoffnung, dass sich auch der eine oder
andere und schließlich immer mehr andere diesem Lachen anschlossen. Lachen war
das Rezept, der Weg. Lachen war der erste Schritt zu Verständnis und
friedlichem Miteinander. Warum wurde derzeit immer nur der Schmerz globalisiert
und nicht das Lachen? Nicht das böse, verletzende Lachen einzelner wohlgemerkt,
sondern das freundliche, befreiende, alle Menschen verbindende?
    Aber diese Analyse hatte noch niemand angestellt, und daher
blieb es wohl auch beim Spieltrieb, der für Marios umfangreiche Vorbereitungen
für das heutige Abendessen Bajazzos und seiner internationalen Klientel bei den
›Fünf Ulanen‹ verantwortlich war. Dafür, dass zwei Luxuslimousinen ihn und
einige seiner ›Mitarbeiter‹ nach der Generalprobe der Fledermaus standesgemäß
vor dem Luxusrestaurant absetzen würden, dass sich einige Leute so verhalten
würden, wie er mit ihnen vereinbart hatte, und so weiter und so fort.
    Ivo W. Sprossen hatte ihm versprochen, eine vom großen
Gastraum abgehende Nische, die Platz für zehn bis zwölf Personen bot, zu
reservieren und mit zwei spanischen Wänden so abzutrennen, dass man zwar nach
wie vor hineinsehen konnte. Und damit logischerweise auch hinaus. Insgesamt
aber doch der Eindruck einer geschlossenen Gesellschaft entstand. Weiters hatte
Sprossen, dem selbst kein Spaß fremd war, auch zugesagt, heute Abend Palinski
gegenüber durch

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