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Pasta Mortale

Pasta Mortale

Titel: Pasta Mortale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Immerhin war Valeria ja jetzt wieder frei und angeblich nicht ernsthaft
verletzt.
    Er blickte auf die Uhr – noch knapp zwei Stunden, dann
ging es los.

     
    *

     
    Helmut Wallner
hatte sich zu früh auf ein ruhiges Wochenende gefreut. Der Grund dafür war
diese eigenartige Unruhe, die ihn erfüllte. Einerseits hatte er das Gefühl,
etwas Wichtiges übersehen zu haben, andererseits weigerte sich sein kriminalistisches
Selbstverständnis, ganz einfach zur Kenntnis zu nehmen, dass noch mindestens
ein Schuldiger frei herumlief. Immerhin gab es da noch einen ›Dekan‹, der in
die Sache verwickelt war, aber von dem noch niemand wusste, wer er war. Er war
zwar sicher, dass es sich dabei nur um Josef Bartulek alias Markler handeln
konnte. Aber der hatte ein Alibi, und das musste erst erschüttert werden.
    Wallner hatte plötzlich eine Idee. Wo war eigentlich diese
Liste von Arenbachs Handybetreiber geblieben? Ach, da lag sie ja. Das Handy
hatte seit Dienstag dieser Woche acht Anrufe empfangen, dagegen waren nur sechs
geführt worden. Der Botschafter hatte zweimal bei sich zu Hause angerufen,
einmal im Außenamt und dreimal bei ein und derselben Handynummer. Von der er wiederum
viermal angerufen worden war. Die letzten Gespräche mit dieser Nummer wurden
vorgestern geführt. Was wäre, wenn …? Wallner dachte den Gedanken nicht zu
Ende, denn er liebte es nicht, ungelegte Eier zu braten. Aber insgeheim
entwickelte er einen Verdacht, der in eine ganz bestimmte Richtung ging.
    Er überlegte, ob er diese
Nummer auf gut Glück anrufen sollte, in der Hoffnung, die Person am anderen
Ende der Verbindung identifizieren zu können. Das war aber riskant und barg die
Gefahr in sich, den Dekan, falls es sich um diesen handelte, zu warnen. Also
entschied er sich für eine Funkortung durch den Betreiber, in der Hoffnung,
dass das spezielle Handy noch ausreichend Funksignale abgab.
    Schließlich organisierte er sich noch ein Foto Bartuseks aus
dem Akt des Außenamtes und schickte es als Attachement mit einer E-Mail an
Captain Jean Louis Bellestier, Police National, Tunis. Er hatte den lustigen
Frankotunesier vor zwei Jahren auf einem Kongress in Barcelona kennengelernt
und ihn später nochmals auf einer Veranstaltung der Interpol in Brügge
getroffen. Wenn einer da in Nordafrika rasch und unbürokratisch helfen konnte,
dann war es Jean Louis. Und falls etwas mit dem Alibi Bartuleks nicht stimmte,
war er ebenfalls der rechte Mann, das herauszufinden.
    So, mehr konnte er im Moment wirklich nicht tun. Das war aber
auch nicht notwendig, denn der Oberinspektor fühlte sich schon viel besser.

     
    *

     
    Mario
Palinski hatte Lampenfieber. Es war erstaunlich. Ein paar Sätze im ersten Akt,
so gut wie kein Text im zweiten und schließlich kaum mehr im dritten Akt, und
er führte sich auf, als gelte es für ihn, jetzt einen eineinhalbstündigen
Monolog hinlegen zu müssen. Das war wieder diese verdammte Prüfungsangst, die
vor vielen Jahren verhindert hatte, dass er sein Jurastudium beendete. Aber
diesmal würde er sich nicht in die Flucht schlagen lassen, der Angst nachgeben.
Die Erfahrung der letzten 25 Jahre hatte ihn gelehrt, solchen Situationen mit
einer gewissen Sturheit zu begegnen. War man erst in der anfänglich
gefürchteten Situation drin, dann sah alles wieder viel freundlicher aus.
    Und noch ein wesentlicher Unterschied zum Studium bestand.
Seine damaligen Entscheidungen, die jeweiligen Prüfungen sausen zu lassen,
hatten nur ihn und ausschließlich ihn betroffen. Im Falle der Fledermaus
entschied sein Einsatz aber über Erfolg oder Nichterfolg. Na ja, das war
vielleicht etwas übertrieben, aber immerhin.
    Ob es außer seinen Freunden von der Theatercompany – und
Wilma natürlich – überhaupt jemandem auffallen würde, wenn er einfach nicht
auf die Bühne hinausging?

     
    *
    Markus Heidenreich ging es ähnlich wie vorhin
Oberinspektor Wallner. Der Bericht von der Tatortgruppe in der ›Vinothek Wain‹
lag zwar noch nicht vor. Und dennoch: Irgendetwas Unbestimmtes saß, nicht
gerade greifbar, aber bombenfest in seinem Hinterkopf und wollte sich nicht zu
erkennen geben. Irgendwer hatte irgendetwas gesagt, das zunächst völlig
unwichtig und banal geklungen hatte. Diese vordergründige Einschätzung wurde
aber von seinem kriminalistischen Instinkt heftig abgelehnt.
    Im Gegenteil, irgendetwas flüsterte ihm zu, dass er ein Depp
war, weil er das Offensichtliche nicht sah.

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