Pasta Mortale
einen Geldschein auf den Tisch, stand auf und verließ leichten Schrittes die
Eisdiele. Wilma fand, dass die Art, wie er sich bewegte, ein wenig an Tänzeln
erinnerte.
»Kompliment, Frau Bachler, Sie haben ja wirklich ein tolles
Programm für uns zusammengestellt«, flachste Albert Harbach, der etwas
erschrocken war, aber nicht den Humor verloren hatte. Worauf ihn seine Carola
spielerisch in den Oberarm boxte.
Inzwischen konnte man in der Ferne bereits die Sirenen der
näher kommenden Einsatzfahrzeuge hören.
10.
Die Nachricht von der jüngsten Tat des
›Gastrokillers‹ erreichte die unter der Leitung von Markus Heidenreich stehende
Sonderkommission, kurz nachdem sie um 14 Uhr zu ihrer heutigen Besprechung
zusammengetreten war. Den ersten Meldungen nach waren erfreulicherweise keine
Menschen zu Schaden gekommen. Der Sachschaden dagegen war beträchtlich, vor
allem aber auch die psychologische Auswirkung des Geschehenen auf die Stimmung
in der Stadt. Langsam bekamen die Menschen Angst, in Lokale zu gehen, da sie
insgeheim befürchten mussten, dabei irgendwie in Mitleidenschaft gezogen zu
werden.
Werner Lommel, der Vertreter des ›Vereins Wiener
Gastronomie‹, war jetzt ebenfalls erschienen. Er entschuldigte seine Verspätung
damit, dass er in dem durch das neueste Attentat verursachten Verkehrsstau
stecken geblieben war.
Mit Besorgnis blickten Heidenreich und die übrigen in der
Soko vertretenen Polizisten auf die abendliche Premiere der Döblinger
Fledermaus und das in diesem Zusammenhang stattfindende Fest im
Wertheimsteinpark. »Das ist ein ideales Angriffsziel für diesen Irren«,
verkündete Hauptmann Burgstaller vom LKA. »Und der Park mit seinen zahlreichen
Zugängen ist ja kaum zu zernieren.«
»Vor allem wäre das auch gar nicht im Sinne der
Veranstaltung«, stellte Lommel als Vertreter der Gastronomie fest. »Die
Veranstalter sind ja im Gegenteil daran interessiert, dass möglichst viele
Menschen zu dem Event kommen und damit auch in den Park.«
Auf jeden Fall würde die Polizei mit 20 Mann in Uniform
Flagge zeigen. Darüber würde sich eine noch nicht feststehende Anzahl von
Kriminalbeamten in Zivil unter das Publikum mischen, um notfalls sofort
eingreifen zu können.
Werner Lommel teilte mit, dass er als Bediensteter
des Prinzen Orlofsky verkleidet in das Geschehen auf der Bühne integriert sein
würde. »Falls mir aus dieser Perspektive etwas auffällt, werde ich mich sofort
über Sprechfunk mit den Polizisten in Verbindung setzen. Ich bin aber sicher,
es wird nichts vorfallen und der Abend wird ein riesiger Erfolg.«
Markus Heidereich teilte den Optimismus des Vertreters der
Gastronomie nicht ganz. Die Skepsis war aber berufsbedingt. Na gut, man würde
sehen. Es kam ohnehin so, wie es kam.
*
Des Botschafters an seine Frau gerichtetes
Abschiedsschreiben entlastete Beatrix Arenbach weitestgehend aller
strafrechtlichen Verantwortung. Belastete sie allerdings indirekt, was Naivität
und Ignoranz gegenüber den Geschehnissen um sie herum betraf.
Daniel gestand, von Valerias Ankunft in Wien an bis vor
Kurzem eine sexuelle Beziehung zum gemeinsamen ›Schützling‹ gehabt zu haben. Er
stellte das nicht gerade sehr charmant als Konsequenz der inzwischen offenbar
vertrockneten Libido seiner Frau dar und bat nicht um Entschuldigung, sondern
um Verständnis.
Nachdem ihn Valeria über ihre neuerliche
Schwangerschaft unterrichtet hatte, hatte er sich zunächst geehrt gefühlt, auf
seine alten Tage nochmals Vater zu werden. Gleichzeitig hatte sie ihm aber auch
von ihrem neuen Freund erzählt und dass sie deswegen das Verhältnis sofort
beenden wollte. Am meisten Angst hatten ihm aber einige Andeutungen Valerias
gemacht, die darauf schließen ließen, dass sie mehr über die Visa-Affäre damals
wusste, als er bisher angenommen hatte.
Aus diesem Grund hatte er Valeria beseitigen
lassen wollen und sich dafür den äußeren Schein der Schubhaft einfallen lassen.
Sein Plan sah vor, dass Nataschas Mutter nach Bukarest gebracht und dort in der
Folge aus dem Weg geräumt werden sollte. So was konnte da unten schon
vorkommen.
Nicht nur da unten, dachte sich Wallner angewidert. Durch die
rasche Entdeckung der falschen Schubhaft und die darauf erfolgte Fahndung nach
Frau Modrianow war dieser Plan wohl durchkreuzt worden. Aber nicht verhindert,
sondern lediglich abgeändert. Die Beseitigung Valerias sollte eben im Inland
erfolgen.
Als
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