Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pasta Mortale

Pasta Mortale

Titel: Pasta Mortale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
Und du willst Chefermittler werden,
höhnte ihn diese innere Stimme, und kannst nicht einmal diese einfache Sache
auf die Reihe kriegen?
    Das war hart, das war gemein, aber irgendwie auch wieder
richtig. Heidenreich schloss die Augen und versuchte, sich die Situation bei
der heutigen Besprechung der Soko nochmals genau vorzustellen.
    Alle saßen bereits da, einer war zu spät gekommen. Dieser
Vertreter der Wiener Gastronomie, wie hieß er noch schnell? Ach ja, Hummel.
    Hummel hatte sich entschuldigt, als Grund für seine
Verspätung den Stau genannt, der durch … Ja, das war es. Woher wusste der
Mann zu dem Zeitpunkt schon von der Explosion in der ›Vinothek Wain‹? Die erste
Meldung darüber war erst um 15 Uhr in den Nachrichten erfolgt, also eine knappe
Stunde nach der Besprechung. Er konnte es zu dem Zeitpunkt nur gewusst haben,
falls er dabei gewesen war.
    Außer Hummel hörte den Polizeifunk ab. Das sollte es ja
schließlich auch geben, aber das würde sich leicht feststellen lassen. Und
falls nicht, dann geriet der Herr Hummel aber in Erklärungsnot.

     
    *

     
    Rücksichtslos und unbeeindruckt von den mehr
oder weniger ausgeprägten Hysterieausbrüchen einzelner Darsteller der
Fledermaus näherte sich der kleine Zeiger der Uhr der Sieben und der große der
Zwölf. Auf dem Gelände der Villa und des Parks hatten sich bereits gut
300 Besucher eingefunden, und an den drei Eingängen warteten noch jede
Menge weiterer Interessierter darauf, eingelassen zu werden.
    Helmut Ondrasek hob die rechte Hand hoch und bewegte sie mit
ausgestreckten fünf Fingern in Richtung Schauspieler und Musik hin und her. Das
sollte wohl ›noch fünf Minuten‹ bedeuten, sinnierte Palinski. Und auch die
gingen vorüber.
    Dann war es endlich so weit. Auf ein Zeichen
Miroslav Bredinskys, des technischen Leiters, begann das 14-köpfige
Fledermaus-Orchester unter seinem Dirigenten Franz Barweger die Instrumente zu
bedienen. Fast synchron dazu war auch die mit der Krakauer Symphonie
erarbeitete orchestrale Aufnahme angelaufen. In die plötzliche gespannte Stille
hinein verbreitete sich die wunderbare, die Menschen seit mehr als 130 Jahren
verzaubernde Ouvertüre. Im Vergleich zu dem zauberhaften, machtvollen
Klangbild, das den Park und dann den ganzen Bezirk zu erfüllen schien, wirkte
der optische Eindruck der 14 wirklich bemühten Hanseln mit ihren Instrumenten
ein wenig lächerlich. Aber lieb lächerlich und daher freundlich akzeptiert.
    Und plötzlich schien es Palinski, als ob sich die Zeit im
Galopp dahinbewegte. Kaum war sein Dr. Blind aufgetreten, war er auch bereits
wieder weg von der Bühne. Bereits kurz darauf der Auftritt Gefängnisdirektor
Falks, der gekommen war, um Eisenstein abzuholen. Und schon ging es ab in den
Arrest mit Alfred, der Eisensteins Hausmantel an – und so die Verwechslung
provoziert hatte. Dann war der 1. Akt auch schon wieder zu Ende.
    Fünf Minuten begeisterter Applaus, dann zehn Minuten Pause.
Und von Valeria weit und breit nichts zu sehen. Aber bitte, nach dem, was sie
durchgemacht hatte, hatte sie jetzt natürlich andere Sorgen als den Prinzen
Orlofsky.

     
    *

     
    Dr. Arthur Bachmayr-Wieslochs ultimativer
Racheplan für Charlie Brown wirkte sehr kompliziert, war aber im Grunde
genommen ganz einfach. Er hatte sich unter die Zuschauer der Döblinger
Fledermaus gemengt und wartete, bis das Objekt seiner Rache auftauchte. Dann
würde er ZweiVier über das ihm übergebene Handy anrufen und den in der letzten
Hypnose verankerten Tötungsbefehl geben. Ja, und dann würde das Unausweichliche
geschehen, und Charlie Brown würde der Vergangenheit angehören.
    Es war dem Professor ausgesprochen wichtig, dass dieser
Scheißkerl vor seinem Tod noch erfuhr, wem er dieses Schicksal zu verdanken
hatte. Nämlich ihm, Arthur. Rache für Jolante, das war alles, was für
Bachmayr-Wiesloch im Moment zählte.
    In seiner Jackentasche fühlte er die kleine Beretta, mit der
sich seine Mutter erschossen hatte. Er hatte selbst auch ein paar Patronen
damit abgeschossen, um das Ding funktionsfähig zu erhalten. Heute hatte er es
eingesteckt. Warum eigentlich? Wahrscheinlich für alle Fälle. Es konnte
schließlich immer etwas schiefgehen.
    Der Professor fühlte sich durstig. Vielleicht sollte er sich
jetzt ein Bier genehmigen. Oder ein Glas Sekt? Zur Feier des Tages?

     
    *

     
    Wilma und die beiden Harbachs hatten sich unter
die Gäste des Prinzen Orlofsky gemischt.

Weitere Kostenlose Bücher