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Pastetenlust

Pastetenlust

Titel: Pastetenlust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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funktionieren. Ludwig der XIV. und sein Zwillingsbruder, offiziell durfte es
nur einen der beiden geben, der andere musste aus Staatsräson verschwinden.
    Palinski brauchte mehrere
Sekunden, um die Bedeutung der mit dem letzten Gedanken verbundenen Inspiration
auch voll zu verstehen. Blitzartig fiel ihm wieder ein, welchen Verdacht er
beim Besuch von Josefa Willinger kurz gehabt, aber mangels jeglicher Grundlage
wieder verworfen hatte. Im Trubel der Ereignisse seither hatte er es wieder
vergessen. Aber es musste so sein, denn mit dieser Annahme als Arbeitshypothese
ließen sich die meisten Fragen im Fall Lettenberg schlüssig beantworten.
    Palinski, den das Jagdfieber voll gepackt hatte, überlegte,
was als nächstes zu tun sei. Erstens frischen Kaffee machen, zweitens Gesicht
kalt abwaschen, drittens Computer anwerfen und sich auf eine lange Nacht
einrichten. Wieder einmal.
    Eine Stunde später hatte er die wesentlichen Fakten des
Falles in einem Zeit-Weg-Diagramm angeordnet und seine Datenbank nach
verschiedenen Kriterien durchforstet. Leider erwies sich das Suchwort, auf das
er so gesetzt hatte, als nicht wirklich erfolgreich. Einige kleine Hinweise ja,
durchaus hilfreich, aber der große Durchbruch war nicht dabei gewesen.
    Wonach konnte er noch suchen? Welche Begriffe deckten den
einen, entscheidenden auch noch ab? Er versuchte es mit Hilfe des Dudens,
freier Assoziation und was ihm sonst noch einfiel. Nichts, Null-Ergebnisse.
    Jetzt gingen ihm die Ideen
langsam aus. Eine letzte Möglichkeit sah er noch und startete einen neuerlichen
Suchlauf. Bingoooo, nur ein Ergebnis, aber das hatte es in sich. Wenn man sich
den Kuddelmuddel, den der Schreiber mit seiner überschießenden dichterischen
Freiheit verursacht hatte, wegdachte und damit fast alle unlogischen Passagen,
dann passte der Rest zu fast 100 Prozent. Damit war ein wesentlicher Teil des
Verbrechens zu erklären.
    Zufälligerweise handelte es sich dabei um jenes Drehbuch, das
für Palinski den Beginn seiner gewinnbringenden Arbeit mit der Datenbank
bedeutet hatte.
    Das Werk, das auf dem Roman ›Sospetto‹ eines weithin
unbekannten Carlo Alassio basierte, war nach Palinskis Wissen auch nie verfilmt
worden. Er selbst hatte seinerzeit wegen zu großer Unlogik davon abgeraten.
    Bei einem wichtigen Teilaspekt kam Palinski aber einfach
nicht weiter. Inzwischen war es halb zwei Uhr, an der amerikanischen Ostküste
also erst halb acht Uhr abends. Jetzt wollte er sein letztes Atout aus dem
Ärmel holen und versuchen, ob ihm Will Scott, sein transatlantischer Bruder im
Geiste weiterhelfen konnte. Er kramte sein bestes Schulenglisch zusammen und fasste
ein E- m ail ab, in dem er das
Problem und die Situation schilderte, die relevanten Fragen formulierte und um
möglichst rasche Antwort bat. Nachdem er das E-Mail auf Reisen geschickt hatte,
entschied er sich dazu, Will auch noch anzurufen.
    Nach längerem Klingeln meldete sich eine tiefe, äußerst
sympathisch klingende Stimme. Falls Will Scott hielt, was er rein akustisch
versprach, musste er ein netter Kerl sein.
    „Hi, Mario, nice to hear you”, der Bursche klang vif und
erkannte Palinskis Problem schon bald. Das w ichtigste
aber war, Will sicherte ihm zu, die Sache sofort in Angriff zu nehmen und sich
so rasch wie möglich wieder zu melden.
    Nach einem kurzen Gassigehen mit Maxi kletterte Palinski
gegen 2.45 Uhr endlich in sein Bett. Müde, aber durchaus zufrieden.

     

     

9
    Es war ein Sonntagmorgen wie aus dem Bilderbuch.
Die Temperatur auf dem Thermometer vor dem Fenster betrug um 6.45 Uhr bereits
elf Grad. Es würde ein warmer Tag werden, vermutete Palinski, der wie immer
bereits kurz nach 6 Uhr aufgewacht war. Im Gegensatz dazu schlief Maximilian
noch tief und schnarchte leise vor sich hin.
    Falls der Anruf, den er um 8 Uhr tätigen wollte, den
ultimativen Beweis für seinen schon reichlich durch Indizien gestützten
Verdacht bringen würde, wäre dieser Tag für einige böse Menschen für lange Zeit
der letzte Tag in Freiheit.
    Erfreulicherweise hatte ihm die Dame von der Fernauskunft
relativ rasch die beiden in Frage kommenden Telefonnummern genannt, dass er
sich damit nicht mehr aufhalten musste.
    Während er duschte, breitete sich der verführerische Duft
frischen Kaffees in Palinskis kleiner Klause aus. Um 7 Uhr ging die Wallner von
Palinski zugestandene Schonfrist zu Ende. Erstaunlicherweise war der Inspektor
bereits nach dem zweiten Klingeln am

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