Pastetenlust
s ie mit
der bekannten Van-Houten-Familie verwandt, dem Kakaoimperium?”
Zu früh gefreut, dachte sich Palinski. Was sollte er jetzt
bloß sagen? „Nun ja, das ist ein entfernter Onkel von mir. Wir haben nur wenig
Kontakt.”
„Aber das ist doch eine protestantische Familie, soviel ich
weiß”, Hochwürden warf ihm einen neuen, unverdaulichen Knochen zu.
„Ja, der Onkel ist das schwarze Schaf in der Familie.
Schlimm, diese Lutheraner”, rutschte es Palinski heraus.
„Ihre Worte sind aber gar nicht im Sinne der letzten
Enzyklika ›De gustibus non est disputandum‹”, schien der alte Herr aus Reschitz
ihn zu tadeln.
„Das stimmt schon und ich schäme mich auch meiner Intoleranz.
Manchmal geht mir die Zunge etwas durch.” Was hatte Puttinger da eben gesagt?
„De gustibus non est disputandum”, über Geschmack lässt sich nicht streiten?
Stimmt zwar, war aber sicher nicht der Titel einer Enzyklika. Palinski seufzte,
er hatte es versaut. Der alte Fuchs aus dem Banat hatte ihn ganz sachte aufs
Eis geführt und ihn auch noch zum Tanzen gebracht.
„Also Bruder.” Pfarrer Puttinger betonte das Bruder unmissverständlich, „wie wäre es jetzt mit der Wahrheit. Am besten, Sie
fangen mit Ihrem Namen an.”
Palinski kapitulierte und lieferte sich der Gnade der
Katholischen Kirche in Reschitz aus. Er erzählte Hochwürden von den Ereignissen
der letzten Tage, von den Menschen, die darin involviert waren, seine Funktion
als Hilfssheriff und dass ihm zur Lösung des Falles nur noch die Antworten auf
ein oder zwei Fragen fehlten. Antworten, die er sich von Hochwürden Puttinger
erhoffte.
„Sehen Sie, Herr Palinski, jetzt glaube ich Ihnen. Ihren
Schwindel vorhin habe ich ziemlich rasch durchschaut. Ich nehme Ihnen das aber
nicht weiter übel. Sie hatten ein durchaus ehrbares Motiv.” Puttinger schwieg
einige Sekunden und fuhr dann fort:
„Eines kann ich Ihnen für die Zukunft aber nur raten. Lassen
Sie das Schmähführen, wie das bei Ihnen ja wohl genannt wird. Sie sind nicht
sehr gut darin, nur unfreiwillig komisch.”
„Da haben Sie sicher recht ”, musste
Palinski einräumen.
Puttiner lachte leise vor sich hin. „Der entfernte Onkel, das
protestantische schwarze Schaf der Familie Van Houten. Wenn ich das meinem
Freund Manzauer erzähle, der rutscht mir unter den Tisch vor Lachen. Und das
kommt nicht oft bei ihm vor.”
„Darf ich noch hoffen, Antworten auf meine drängenden Fragen
zu erhalten?” Immer, wenn Palinski etwas eingeschüchtert war, fing er an, sich
ein wenig gestelzt auszudrücken. Jetzt war er reichlich eingeschüchtert.
„Sie dürfen, mein Sohn. Da sich die Katholische Kirche hier
keine langen Telefongespräche mit dem Ausland leisten kann, schlage ich
allerdings vor, Sie rufen nochmals an und ich erzähle Ihnen alles w eitere auf Ihre Kosten.”
Palinski fand, dass das nur recht und billig war.
*
Da habe ich mich ja ordentlich blamiert. Na
ja, man darf die Kirche halt nicht unterschätzen. Dieser Pfarrer Puttinger
scheint ein wirklich netter und gescheiter Mann zu sein, was sage ich, ein
Herr.
Wer weiß, wenn ich mehr solche Vertreter der Kirche
getroffen hätte, wäre ich möglicherweise nicht ausgetreten. Ich muss gestehen,
dass ich mich wirklich ein wenig geniere. Aber was jetzt zählt, ist das
Ergebnis. Ich bin grundsätzlich nicht der Meinung, dass der Zweck jedes Mittel
heiligt. In diesem Fall glaube ich aber schon, dass mein zugegebenerweise
tölpelhafter Versuch zumindest in seiner Intention entschuldigt werden kann.
Hat Puttinger auch gesagt.
Was die Witwe jetzt gerade wohl macht? Den Anruf vorhin im
Hotel hätte ich mir sparen können. Dass die Lettenberg
heute Morgen abgereist ist und keine Adresse hinterlassen hat, habe ich
eigentlich angenommen. Und wo sie hingefahren ist, weiß ich auch. Hoffentlich
zumindest, denn sonst blamiere ich mich noch einmal an diesem Tag. Und einmal
ist wirklich genug.
Was solls. Die Früchte sind reif. Jetzt müssen wir rasch
an das Pflücken denken, damit uns diese Früchterln nicht noch im letzten
Augenblick durch die Maschen schlüpfen.
Wallner scheint schon unterwegs zu sein. Bei ihm zu Hause
meldet sich niemand mehr und im Kommissariat noch niemand, außer dem
unvermeidlichen Journalbeamten. Am besten, ich mache mich jetzt fertig, gehe
mit dem Hund Lulli machen und fahre dann direkt zu Helmut.
*
Beim Betreten von Wallners Büro musste sich
Palinski
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