Pastetenlust
Apparat und klang für diese Zeit
überraschend munter, fröhlich und enegiegeladen. Ohne lang herum zu reden
informierte Palinski den Freund darüber, wie sich die Sache seiner fundierten
Meinung nach abgespielt haben musste.
„My new friend Will hat für uns auch noch geklärt, wie die
Sache gedreht wurde, die unsere an sich richtigen Überlegungen so lange
blockiert hat. Im Kriminalroman ›Innocent murderer‹ eines gewissen Jack
Schiller, den bei uns kein Mensch kennt, wird der raffinierte Trick ganz
detailliert beschrieben. Im Übrigen soll der Roman aber ein übles Machwerk
sein.”
Dann ersuchte er den Inspektor, einige Beamte für die
Verhaftung bereitzuhalten. Denn, „falls mein Anruf die erwartete Bestätigung
bringt, solltest du rasch handeln.”
Wallner sagte das natürlich zu. „Übrigens, Roman Schuster hat
sich bei einem Restaurant in Deutsch Wagram absetzen lassen, Dort verliert sich
seine Spur allerdings.”
„Ich habe so einen Verdacht, wo er sich aufhalten könnte”,
warf Palinski ein, „ich bin sogar ziemlich sicher. Könntest du eventuell
Kollegin Aigner anrufen, vielleicht kann sie noch rasch etwas in Erfahrung
bringen?”
„Einen Moment”, antwortete Wallner und reichte den Hörer der
neben ihm sitzenden und mit einem seiner Pyjamaoberteile bekleideten Franca.
Fünf Sekunden später verstand Palinski, Wallners auffallend gute Laune an
diesem Morgen.
„Hallo Herr Palinski, Vielleicht werden Sie sich wundern,
aber ...”
„Ich finde das wunderbar und wünsche euch viel Glück”, fiel
er der jungen Frau ins Wort. „Ihr seid ein schönes Paar und mehr ist dazu nicht
zu sagen. Ich habe aber noch eine Bitte an Sie.” Er erklärte ihr, worum es ging
und sie sagte zu, sofort das Notwendige zu veranlassen.
*
Verdammt, bin ich aufgeregt. Ich darf das
Gespräch jetzt nicht vergeigen, da hängt viel zu viel davon ab.
Welchen Pfarrer will ich eigentlich sprechen? Den
katholischen oder den evangelischen?
Wenn es sein muss, lüge ich dem Monsignore oder Pastor
etwas vor, so dass sich die Balken biegen. Um welches Jahr geht es eigentlich?
Ach ja, 1963. Hoffentlich lebt der Pfarrer überhaupt noch, kann noch hören und
zumindest sein Langzeitgedächtnis funktioniert noch.
Der Maximilian merkt genau, wie ich mich aufrege. Der Hund
macht ein Gesicht, als ob er mich auslachte.
Ob ich da um 8 Uhr überhaupt schon anrufen kann? Aber,
haben die nicht eine Stunde Vorsprung uns gegenüber? Hoffentlich ist nicht
gerade eine Messe im Gange?
Also wenn das noch lange dauert, brauch ich ein Valium.
Ich rufe jetzt ganz einfach an, damit ich es hinter mich bringe. Blöder Hund, lach mich nicht aus.
*
„Pastor Manzauer.” meldete sich eine tiefe
Stimme mit einem eigenartigen, aber nicht unangenehmen Akzent. Hoppala, dachte
Palinski, eigentlich wollte ich ja mit dem Katholen beginnen. Na, egal.
„Hier Burmann, deutsches Konsulat in Bukarest. Spreche ich
mit Pastor Manzauer von der Evangelischen Kirche in Reschitz?” improvisierte
Palinski.
„So ist es, mein Sohn” bestätigte der Gottesmann. „Was kann
ich für Sie tun?”
Einen Moment lang zögerte der selbsternannte Konsularbeamte.
Mit welchem Namen sollte er beginnen?
„Kennen Sie einen Herrn Roman Schuster, geboren am 14. April
1963 in Reschitz?”
„Der Name ist mir bekannt, die Schusters sind eine
alteingesessene Familie hier in der Stadt.” Bereitwillig gab der Pastor
Auskunft. „Wenn Sie aber mehr wissen wollen, fragen Sie doch meinen Kollegen
Mayer von der Katholischen Kirche. Oder noch besser, den alten Pfarrer
Puttinger. Der war damals in die ganze Sache verwickelt.”
Palinski spitzte die Ohren, wollte schon nachfragen, in
welche Sache, entschied sich dann aber, sein bisheriges Glück nicht zu sehr zu
strapazieren. Immerhin hatte er schon einiges in Erfahrung gebracht. Vor allem
den Namen des zuständigen Mannes.
„Herzlichen Dank, Herr Pastor”, verabschiedete er sich.
„Wie war noch Ihr Name?”, wollte Pastor Manzauer nochmals
wissen.
„Burmeister”, Palinski legte rasch auf. Zu blöd, wenn man
sich den erfundenen Namen nicht merken kann. Hoffentlich hatte der Herr Pastor
nicht zu genau zugehört. Um auf Nummer sicher zu gehen, sollte er die
Konsulatsnummer jetzt nicht noch einmal durchziehen.
Palinski schenkte sich frischen Kaffee ein, streichelte den
inzwischen neben ihm stehenden Maximilian und holte tief Atem.
„Pfarramt Reschitz”
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