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Pastetenlust

Pastetenlust

Titel: Pastetenlust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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Erkennungsmerkmal. Ein Auffahrunfall am Praterstern und der dadurch bedingte
Verkehrsstau erwies sich aus der Sicht der Verfolger
als Glücksfall. Als Franca ihr Fahrzeug verkehrsbedingt anhalten musste,
erblickte der Inspektor das leicht im Wind vibrierende Rohr. Etwa zehn bis
zwölf Wagenreihen vor ihnen. Er wollte das Fahrzeug schon verlassen und nach
vorne laufen, als sich der Stau wieder auflöste.
    So ging es weiter über die Reichsbrücke, vorbei an der UNO
City und über die Wiener Stadtgrenze. Das Glück, das ihnen bisher zur Seite
gestanden war, verließ sie in Süßenbrunn. Eine, durch eine Baustelle bedingte,
ampelgeregelte Straßenenge zwang die Verfolger zum Anhalten, während die
schadenfroh wippende Angelrute langsam aber sicher verschwand. Nach einer
halben Stunde brachen die beiden Verfolger die inzwischen aussichtslos
gewordene Suche nach dem Taxi mit Roman Schuster resigniert ab. Immerhin, es
gab ihn noch und er war noch in der Gegend.

     
    *

     
    Miki Schneckenburger musste in einer
spätpubertären Phase stecken geblieben sein. Anders war nicht zu erklären, dass
sich seine Phantasie immer noch mit dieser seltsam aufreizenden Leonie
befasste. Diese junge Frau mit ihren enorm langen Beinen und dem sensationellen
Busen war entweder wahnsinnig naiv oder besonders raffiniert. Er wusste es
nicht und es war ihm eigentlich auch egal. Seine streng katholische Erziehung
hinderte ihn daran, die Vorstellung von einer nackten Leonie allzu anregend zu
finden. Zumindest vorerst. Denn schon bald gewann das kleine Schweinderl in ihm
die Oberhand. Jetzt konnte ihn nur noch der Gedanke an seine schwangere Frau
wieder abkühlen. Der irritierte Ministerialrat schämte sich etwas und bat seine
liebe Moni insgeheim um Verzeihung für seine allzu frechen Gedanken. Dann
konzentrierte er sich auf die jüngsten Meldungen über den Erpressungsfall.
    Die ganze Angelegenheit hatte eine kuriose Eigendynamik
entwickelt. Täglich wurden mehr und mehr Nachahmungstaten bekannt. Zum größten
Teil so idiotisch geplant und stümperhaft durchgeführt, dass sich die
trittbrettfahrenden Täter fast selbst wieder aus dem Verkehr zogen.
    Wie beispielsweise der eine, der sein Erpresserschreiben
seinem alten Vater mit zwei Einschreibebriefen zum Aufgeben auf dem Postamt
mitgegeben hatte. Der alte Herr wollte seinem Sohn sicher nichts Böses, als er
irrtümlicherweise den Absender auch auf diesem Kuvert vermerkte. Oder die Frau,
die die von ihr mit einem starken Abführmittel versetzten Punschkrapferln
versehentlich selbst gegessen hatte.
    Sie musste mit Anzeichen schwerer Dehydrierung ins Spital
eingeliefert werden und befand sich im Zustand höchster Geständnisbereitschaft.
    Andere wieder machten sich nicht einmal die Mühe, aktiv in
das Vergiftungsgeschäft einzusteigen. Sie wollten lediglich abkassieren,
schnell ein bisschen Geld machen. Bei fingierten Geldübergaben, die niederste
Forderung lag bei 20.000, die höchste bei 250.000 Euro, waren der Polizei
alleine in den letzten beiden Tagen fünf so eigenartige Würschteln ins Netz
gegangen.
    Das Seltsamste an der ganzen Sache war aber, dass die
eigentlichen Erpresser seit nunmehr vier Tagen nichts mehr von sich hatten
hören lassen.
    Schneckenburger überlegte, was das wohl bedeuten mochte.
Ratlos hob er die Schultern, schloss den vor ihm liegenden Aktendeckel und
beschloss, nach Hause zu gehen.

     
    *

     
    Palinskis Freude auf einen Abend mit seinen
Kindern hatte sich als verfrüht herausgestellt. Nachdem er, beladen mit zwei
vollen Tragetaschen aus dem besten Gourmet-Geschäft der Stadt, einem riesigen
Strauß roter Rosen und einem teuer aussehenden kleinen Kästchen mit der Aufschrift
eines als noch teuerer bekannten Juweliers wieder nach Hause gekommen war,
erwarteten ihn Harry und Maximilian.
    Sein Sohn war für diesen Abend zur Geburtstagsfeier eines
seiner besten Freunde geladen, die letzte Möglichkeit, sich vor der in Kürze
beginnenden Matura noch einmal etwas zu unterhalten. Ganz klar, dass dies Vorrang hatte.
    Nachdem Palinski die für Sonntagabend vorgesehenen
Delikatessen und Getränke im Kühlschrank gelagert und die Rosen eingewässert
hatte, warf er seine neue Kaffeemaschine an. Sein sagenhaft guter Cappuccino
war ihm in den letzten Tagen richtig abgegangen.
    Kurz danach hielt ein Taxi vor dem Haus und Tina stieg aus.
Palinski lief hinaus und half seiner Tochter mit dem Gepäck. Er wunderte sich
jedes Mal,

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