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Pastetenlust

Pastetenlust

Titel: Pastetenlust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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meldete sich eine resolute weibliche
Stimme, die Palinski sofort an eine dieser legendären Pfarrersköchinnen denken
ließ.
    „Gott zum Gruß, meine Tochter. Hier spricht Monsignore Van
Houten vom erzbischöflichen Ordinariat in Wien”. Palinski hatte sich für diese
etwas extravagante Lüge entschieden, weil er sich ausgefallene Namen wesentlich
besser merken konnte als einfache. Sicherheitshalber machte er sich aber auch
eine entsprechende Notiz.
    „Ach Wien, wie schön”, die Frau schien sich zu freuen. „Womit
kann ich helfen?”
    „Ich hätte gerne mit Hochwürden Puttinger gesprochen. Es geht
um die Klärung einer wichtigen Frage für den Heiligen Vater“. Wenn Palinski
einmal die Phantasie durchging, dann aber ordentlich. Im Moment galoppierte sie
dahin wie eine Horde junger Wildpferde.
    Die gute Frau schien aber nicht sonderlich beeindruckt. „Der
Herr Pfarrer ist im Moment nicht zu sprechen. Wir rufen Sie aber gerne zurück,
so in einer Viertelstunde. Geben Sie mir bitte Ihre Telefonnummer.”
    Was sollte Palinski jetzt
tun? Da ihm nichts Besseres einfiel, gab er der Frau seine Festnetznummer und
flehte in der für viele Ungläubige typisch inkonsequenten Art Gott an, dass man
die tatsächliche Nummer des Wiener Erzbischofs im Pfarramt Reschitz nicht
zufällig kannte.
    Palinski schloss die Augen und lehnte sich zurück. Wenn das
gut ging, würde er vielleicht doch noch gläubig werden. Er versuchte, seinen
heftiggehenden Atem unter Kontrolle zu bekommen.
    Einige Minuten später läutete tatsächlich das Telefon.
Palinski wollte schon eine weibliche Stimme imitieren, hatte aber rechtzeitig
Bedenken. Wahrscheinlich saß beim Erzbischof ein Mitbruder in der Vermittlung
und keine Telefonistin, war ja billiger. Oder wurden auch Ordensschwestern
eingesetzt?
    „Erzbischöfliches Ordinariat Wien, Pater Michael, Guten Tag”,
meldete er sich. Aus dem Hörer schlug ihm verständnisloses Schweigen entgegen.
    „Wer ist da?” Palinski erkannte die Stimme Wallners, der das
›Wer‹ besonderst betont hatte.
    „O.k. ich bins”, gab er sich zu erkennen.
    „Pater Michael. Was soll der Scheiß”, der Inspektor konnte
sich das Lachen kaum verbeißen. „Übrigens, als Pater musst du dich mit Grüß
Gott melden.”
    „Ungewöhnliche Aufgaben
erfordern ungewöhnliche Methoden”, rechtfertigte sich Palinski, musste aber
ebenfalls lachen. „Ich erwarte einen entscheidenden Anruf. Danke für den
Hinweis mit dem ›Grüß Gott‹. Jetzt mach aber bitte die
Leistung frei, ich melde mich in Kürze bei dir.”
    Der nächste Anruf brachte dann endlich die erwartete
Verbindung. Die resche Reschitzer Pfarrersköchin verband ihn mit Hochwürden
Puttinger.
    „Pfarrer Puttinger” meldete sich eine leise, für einen Mann
des Alters, in dem er sich bereits befinden musste, aber erstaunlich feste
Stimme.
    „Hier Monsignore Van Houten aus Wien”, Palinski fand langsam
Gefallen an dem Namen. Wenn ihm bloß einfiele, an wen der ihn erinnerte?
    „Ach, Wien, wie schön”, meinte der alte Pfarrer und Palinski
überlegte sich, ob es in Reschitz wohl noch mehr Fans der alten Kaiserstadt gab
oder ob es sich dabei nicht um die Standardfloskel dieses anscheinend sehr
freundlichen Menschenschlages handelte. Rief jemand aus Bochum an, dann hieß es
wohl „Ach, Bochum, wie schön” und auch die Leute aus Nabelhofen. das war der
hässlichste Ort, den Palinski kannte, würden entsprechend freundlich verarscht
werden.
    „Was kann ich für meine Brüder vor dem Wienerwalde tun?”
    Palinski widerstand der Versuchung, sich auch auf diese etwas
ungewöhnliche Formulierung einen Reim zu machen. Dazu war jetzt keine Zeit.
    „Die Wiener Polizei hat
uns um Hilfe bei einem etwas heiklen Fall gebeten, an dessen rascher Klärung
der Her Minister des Inneren selbst größtes Interesse hat. Über die offiziellen
Kanäle würde das aber ewig dauern. Man hofft jetzt auf das direkte Gespräch
zwischen uns Brüdern im Glauben.” Palinski hatte gelegentlich Filme gesehen, in
welchen sich geistliche Herren so oder zumindest ähnlich geschwollen unterhalten
hatten. Er hoffte, die angemessene Diktion einigermaßen zu treffen, sicher war
er aber absolut nicht.
    „Es wird mich freuen, der Wiener Polizei und dem Herrn
Minister zu helfen”, Palinski jubilierte innerlich, der alte Herr hatte seine,
sagen wir einmal Notlüge gefressen. „Vorher möchte ich Sie aber noch etwas
Persönliches fragen. Sind

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