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Pastworld

Pastworld

Titel: Pastworld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Beck
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Ecke bog und der zerlumpte Mann plötzlich weg war, wie vom Erdboden verschluckt. Die Straße, auf der es weder Kreuzungen noch Seitenstraßen oder Durchgänge gab, war menschenleer. Catchpole ging langsam auf und ab und prüfte sorgfältig alle Gebäude und Eingänge. Einer davon war noch mit dem Ausgangsschild einer U-Bahn-Station aus dem zwanzigsten Jahrhundert versehen, das gerade noch auf dem Mauerwerk erkennbar war. Die meisten dieser geisterhaften Überbleibsel des vergangenen Systems waren sorgsam entfernt worden, aber manchmal blieben Spuren zurück. War der Bettler in den Untergrund gestiegen?
    Catchpole ging zu dem Eingang, der mit Brettern vernagelt war. Auf den Brettern hing eine Vielzahl von Plakaten, von denen die meisten auf den großen Abriss hinwiesen, der in wenigen Tagen stattfinden sollte.

Catchpole hatte keine Lust, die Bretter zu überprüfen. Er wollte nicht auf sich aufmerksam machen, aber er war sich im Klaren, dass dies ein möglicher Fluchtweg war. Er ging die Straße hinunter und machte sich auf den Rückweg, um auf Caleb zu warten.

41
     
    Aus Eves Tagebuch
     
    Heute Nachmittag kam mich BibleMac nach der Vorstellung besuchen und es passierten ein paar komische Dinge. Dinge, die irgendwie zusammenhingen und irgendwie unerklärlich waren. Zunächst mal hatte er jemanden bei sich. Es war Caleb, der Junge, den er auf der Straße aufgelesen hatte. Alle beide trugen das, was BibleMac die »Hausuniform« nannte. Lange marineblaue Gehröcke mit Metallknöpfen, Westen und weiße Hemden.
    Caleb hielt mir seine Hand hin, ich nahm sie und sah ihn mir aus der Nähe an. Plötzlich fing ich an zu zittern, mein Arm zuckte nach oben und als ich seine Hand losließ, war es, als hätte mich etwas gestochen.
    »Haben wir uns schon mal gesehen?«, fragte ich.
    »Nein, ich sehe dich heute zum ersten Mal«, antwortete Caleb. »Da bin ich mir sicher …«
    »Aber ich hatte ein ganz eigenartiges Gefühl«, sagte ich. »Als ich dir die Hand gab, spürte ich etwas Merkwürdiges, etwas wie eine Verbindung zwischen uns. Manchmal kann ich so etwas fühlen. Und du hast die gleichen Augen wie ich.«
    Caleb zuckte verlegen mit den Schultern, als wüsste er nicht, was er dazu sagen sollte. Aber ich fragte mich, ob er nicht auch etwas gespürt hatte. Irgendwie kam es mir so vor.
    »Jetzt hört aber mal auf damit, ihr zwei, ihr macht mich ganz eifersüchtig«, sagte BibleMac. »Noch mehr von diesem unheimlichen Zeug und du kannst in einer der wissenschaftlichen Versammlungen von Mr William auftreten.«
    »Ich glaube nicht, dass mir diese Versammlungen gefallen würden«, sagte ich.
    »Gestern Abend hätte es dir bestimmt nicht gefallen, was, Caleb?«
    Caleb schüttelte den Kopf.
    »Was war denn los?«, fragte ich und dachte immer noch über Caleb nach. Irgendetwas war da.
    »Wir wurden mitten in der Versammlung von bewaffneten zerlumpten Männern überfallen. Sie haben jeden Einzelnen ausgeraubt und die ganzen Eintrittsgelder und den Schmuck der Gaffer mitgenommen.«
    Plötzlich hatte ich das Gefühl, BibleMac beschützen zu wollen. Ich wollte die Arme um ihn legen und ihn festhalten, um ihm Sicherheit zu geben. Ich bekam Herzklopfen. Die Vorstellung, dass BibleMac mit einer Waffe bedroht wurde, ließ mich frösteln und ich fühlte mich persönlich angegriffen. Wenn jemand, den ich kannte, das Zuhause von BibleMac überfallen hatte, war es so, als wäre man hinter mir her, obwohl es doch nur eine klitzekleine Verbindung zwischen Mr Leightons Haus und mir gab. Der Gedanke beunruhigte mich und ebenso die Anwesenheit von Caleb, dessen Augen den meinen so sehr glichen.
    Jago kam auf uns zu und BibleMac stellte ihm Caleb vor.
    Dann erzählte er ihm von dem Überfall.
    »Mr Leighton packt alles, was im Haus ist, in Kartons. Es kommt alles in ein Lagerhaus. Er will keinerlei Risiko eingehen. Er meint, dass Caleb ein paar Tage lang woanders besser aufgehoben wäre.«
    »Ich will auch ein, zwei Tage lang von Pastworld weg«, sagte Jago. »Ich habe schon lange vor, die Stadt zu verlassen und im großen Wald ein bisschen Ruhe zu genießen.«
    Vor meinen Augen erschienen plötzlich orangefarbene und gelbe Blätter und ich erinnerte mich an einen ganz bestimmten Geruch nach etwas Verbranntem. Der Wald. Ich erinnerte mich an einen Wald … und wünschte mir ganz heftig, dorthin zu gehen.
    BibleMac sagte: »Sie könnten doch meinen Freund Caleb hier mitnehmen, Mr Jago. Mr Leighton will, dass er in Sicherheit ist. Ich kann Caleb nicht

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