Pastworld
überfallen, tätlich angegriffen und rücksichtslos ausgeraubt wurden, wir alle.«
»Die Angreifer scheinen aber offensichtlich nicht besonders viel mitgenommen zu haben, Sir?«, fragte Catchpole und zeigte auf die wertvolle Ausstattung des Raums.
»Sie gingen genauso schnell, wie sie gekommen sind. Sie haben Kleinkram mitgenommen, Bargeld, Schmuck, was meine Gäste in den Taschen hatten und um den Hals trugen. Ich konnte nichts dagegen tun, obwohl ich Waffen im Haus habe, und bevor Sie etwas dazu sagen, sie sind allesamt registriert.«
»Daran habe ich keinen Zweifel, Sir. Aber warum haben Sie nicht selbst Anzeige erstattet?«, fragte Catchpole.
»Das wollte ich ja, aber dann dachte ich, welchen Sinn ergibt das? Ich weiß, wer das getan hat. Ich habe vor, mich und meine zukünftigen Besucher auf meine Art und Weise zu beschützen. Ich werde mich nicht auf die Inkompetenz und Korruptheit von Scotland Yard verlassen – nichts für ungut.«
»Schon gut, Sir«, erwiderte Catchpole mit einem freundlichen Lächeln. »Wer befand sich zu dieser Zeit noch im Haus, Sir? Abgesehen von Ihren Gästen, meine ich.«
»Meine Haushälterin, Mrs Boulter, die Sie hereingelassen hat, mein Assistent, Mr McCreddie und mein Hausdiener, sonst niemand.«
»Könnte ich mit ihnen sprechen?«
»Mr McCreddie und der Diener sind gerade außer Haus. Sie würden Ihnen nur bestätigen, was ich Ihnen gerade erzählt habe.«
»Trotzdem, ich denke, ich werde später noch einmal wiederkommen, um sie persönlich zu der Angelegenheit zu befragen.«
»Wie Sie meinen, Sergeant. Hören Sie, alles, was ich Ihnen sagen kann, ist, dass sie zu dritt oder viert waren, Abgesandte des Phantoms, die ›zerlumpten Männer‹ werden sie genannt. Sie waren bewaffnet und zweifellos gefährlich. Einer von ihnen hielt mir einen schweren Revolver zwischen die Augen. Die anderen habe ich kaum gesehen. Sie haben mich und meine Gäste ausgeraubt und sind schnell wieder in einer Kutsche verschwunden.«
»Sonst war nichts?«, fragte Catchpole.
»Eine Frau war unmittelbar vor dem Überfall gegangen«, sagte Leighton widerstrebend. »Sie hatte sich aufgeregt, eine typische Gafferin. Mein Hausdiener hatte sie an die Tür gebracht, aber das war schon alles. Ich bin ein sehr beschäftigter Mann und habe es eilig. Ich kann Ihnen wirklich nicht mehr berichten, als ich bereits gesagt habe.«
»Sie glauben also, dass diese Besucherin – die Frau, die früh gegangen ist –, mit den zerlumpten Männern unter einer Decke steckt?«
»Ich habe keinerlei Grund, das anzunehmen. Zugegeben, es ist seltsam, dass die zerlumpten Männer genau wussten, wann die Versammlung stattfinden würde. Diese Treffen sind sehr privat und werden mit äußerster Diskretion nur für die allerbesten Klienten organisiert. Aber ich habe da meine eigene Theorie, woher sie davon wussten.«
»Möchten Sie noch irgendetwas hinzufügen?«
Leighton schwieg. Er schüttelte lediglich den Kopf, dann läutete er eine Glocke, worauf die Haushälterin erschien. »Der Herr möchte jetzt gehen, Mrs Boulter. Bitte bringen Sie ihn zur Tür.«
»Sehr wohl, Sir«, antwortete sie und so verabschiedete sich Catchpole und ließ sich zur Tür begleiten.
Es war nicht möglich gewesen, den Jungen, Caleb Brown, zu treffen. Zumindest aber war er indirekt erwähnt worden. Catchpole beschloss, das Haus zu beobachten und auf den Jungen und eventuelle weitere Geschehnisse zu warten. Die zerlumpten Männer hatten Leighton überfallen und ihn ausgeraubt, und das ausgerechnet gestern Abend. Allmählich bekam Catchpole ein Gefühl für die größeren Zusammenhänge. Vielleicht würde etwas passieren. Gab es irgendeine Verbindung zwischen diese Dingen, dem Jungen und Brown?
Eine Weile später sah er die Haushälterin mit einem Einkaufskorb am Arm das Haus verlassen. Ein zerlumpter Mann sprach sie an und sie unterhielten sich eine Zeit lang. Schließlich sah er, wie der zerlumpte Mann sehr diskret ein in Leinwand verpacktes Päckchen in ihren Korb legte, bevor er sich von dannen machte. Catchpole beschloss, ihm zu folgen.
Der Mann ging schnell und sehr zielbewusst. Er hielt sich vor allem auf den Hauptstraßen, auf denen die meisten Besucher und Gaffer herumliefen. Aber er bettelte niemanden um Geld an und belästigte niemanden. Er schlüpfte zwischen den Passanten hindurch, so schnell, dass Catchpole Mühe hatte, ihn nicht aus den Augen zu verlieren.
Sie gingen auf den Fluss zu, südlich der Kathedrale, als Catchpole um eine
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