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Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten

Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten

Titel: Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Brodrick
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Lärm zu urteilen, war das Kind keineswegs zufrieden.
    »Entschuldigung«, sagte George, »wir vertreten eine Geheimgesellschaft, die es sich zum Ziel gesetzt hat, der Menschheit zu dienen.«
    Das Mädchen ließ den Blick rasch von George zu Nancy und wieder zurück schweifen. Dann sagte sie: »Tut mir leid, ich brauche nichts.«
    »Ich fürchte, das sieht der Lenkungsausschuss anders«, erklärte George ernst. »Hier sind tausend Pfund.«
    Nancy zog einen Umschlag aus ihrer Handtasche und hielt ihn der jungen Mutter hin, die ihn anstarrte wie einen Pfändungsbescheid vom Gerichtsvollzieher.
    »Die einzige Bedingung ist, dass sie es unter gar keinen Umständen für etwas Vernünftiges ausgeben«, fügte George, plötzlich freundlich, hinzu. »Wir wünschen Ihnen einen besonders guten Tag.«
    Damit überquerten die Delegierten die Hauptstraße und gingen in Richtung Brighton Pier. In der Nähe des Zugangs zur Seebrücke spielte eine Kapelle der Heilsarmee. Feierlich gingen sie den langen Kai entlang, als ob es der Mittelgang einer Kirche und die ganze Welt eine unsagbar prächtige Kathedrale wäre.
    Georges Stimmung schraubte sich mit den frechen Möwen immer höher hinauf. Es gab keine Wolken, keine Schatten, nur das grelle Licht am Meer. Der Wind wehte den Geruch von Sand und Blasentang, Muscheln und Salz heran.
    Im Vorübergehen verteilte Nancy Zehnpfundnoten, als ob es Werbezettel für Sonderangebote wären. Die Leute blieben stehen und starrten sie an. Eine alte Frau in Schwarz watschelte auf krummen Beinen mit bullig gesenktem Kopf und haarnetzgepanzerter Frisur auf sie zu.
    »Entschuldigung«, sagte George, »hier sind fünfhundert Pfund für Ihre Mühe.«
    »Sind Sie verrückt?«, fragte sie und mühte sich ab, den Nacken zu recken.
    »Das war ich, aber jetzt bin ich es nicht mehr.«
    Sie schaute sich vorsichtig um. »Ist das Versteckte Kamera? «
    »Wirklich nicht, Madam«, antwortete George wie ein Zauberer. »Das ist das echte Leben.«
    »Nein danke.« Ihr Kopf sank nach unten und sie wühlte sich weiter durch den Wind in Richtung Stadt.
    Nancy lachte neben ihm. Sie nahm ihren gelben Hut mit den schwarzen Punkten ab und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Dann atmete sie tief ein, schloss die Augen und warf den Kopf in den Nacken. Ihre Nase war ganz rot an der Spitze.
    »Lasst alle wissen«, rief George und breitete die Arme aus wie Charlton Heston, bevor er das Rote Meer teilte, »dass für eine Woche eine gewisse Gerechtigkeit auf Brighton Pier geherrscht hat.«
    Bei den Fahrgeschäften kaufte Nancy Tickets für den Autoscooter. Das Mädchen an der Kasse trug eine Weihnachtsmannmütze und rief den Chef, als George ihr zweihundert Pfund gab. Die Polizei kam und nahm ihre Personalien auf. Als alle Anzug- und Uniformträger zufrieden – eigentlich nicht wirklich zufrieden – waren, kletterten George und Nancy in einen ziemlich kleinen Rolls-Royce. Die Musik setzte ein, und sie fuhren Funken sprühend los.
    Fahren machte George immer nachdenklich, und auch dieses Mal war es nicht anders. Nancy hatte ihren Mann in den Limehouse Cut gestoßen; George hatte gesehen, wie er fiel, und hatte die Einzelheiten noch am selben Abend im Zug (erster Klasse) aufgeschrieben. Mit einem Glas Champagner in einer, einem Stift in der anderen Hand hatte Nancy in einer Nachschrift erklärt, dass unmittelbar neben der Stelle, an der Riley ins Wasser gefallen war, ein Boot an der Ufermauer vertäut lag. George machte sich Sorgen um seine Freundin: Was wollte sie machen, wenn das ganze Geld weg war?
    »Wohin willst du gehen, wenn das hier alles vorbei ist, Nancy?«, fragte er.
    »Ich habe keinen Schimmer.« Sie hatte die Hände auf ihrer Handtasche gefaltet und presste die Knie gegen das Armaturenbrett. »Und was ist mit dir?«
    »Keine Ahnung«, sagte George. Er drehte sich zu Nancy um und wollte ihr für ihre gemeinsame Zeit danken, für diesen kurzen, glanzvollen …
    George rammte einen gelben Lamborghini. Es war seine Schuld. Er hatte nicht aufgepasst. Der Aufprall war so heftig, dass Sterne vor seinen Augen funkelten. Als er wieder klar sehen konnte, bemerkte er einen Polizisten – den von vorhin –, der in sein Funkgerät sprach und George mit einer behandschuhten Hand zu sich winkte. Mit dem Gefühl, dass die Welt Kopf stand (mal ganz abgesehen von seinen und Nancys Bemühungen in dieser Hinsicht), fuhr er an den gummigepufferten Rand. Zehn Minuten später brachte man sie in einem Streifenwagen auf die Polizeiwache.

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