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Patient Null

Titel: Patient Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Maberry
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Wiedergänger. Aber ich möchte mich vergewissern, dass der Mann, der diese Operation leitet, nicht mittendrin in diesen Zustand verfällt und womöglich nach Rache dürstet.

    Das Problem bei Ihnen, Mr. Church, ist, dass ich nicht einschätzen kann, wie nahe Sie sich an diesem Punkt befinden. Ich weiß nur, dass Sie kein Roboter sind. Sie müssen sich im Klaren sein, dass das Unterdrücken von Gefühlen nicht das Gleiche wie das Verarbeiten dieser Gefühle ist. Beim Letzteren verschwinden die Gefühle langsam aus Ihrer Psyche. Wenn Sie so clever sind, wie ich vermute, werden Sie über meine Worte nachdenken. Sie müssen jegliche Anzeichen psychischen Stresses identifizieren und absolut sichergehen, dass sie weder Ihre Entscheidungen noch Ihren Zeitplan beeinflussen.«
    Rudy trat einen Schritt zurück. Es war, als ob er vom Giganten wieder zu einem normalen Menschen schrumpfen würde. Er schaltete seinen perzeptuellen Röntgenstrahl aus, entzog der Situation seine Energie und hinterließ ein Loch, das Church wohl oder übel füllen musste. Wie er das tat, würde entscheidend sein, und ich wünschte mir, ich könnte mich in Rudys Kopf einklinken, um seine Beurteilung der Situation ungefiltert erleben zu können.
    Church blieb ruhig. Zehn, fünfzehn Sekunden lang passierte nichts. Ich hielt den Atem an. Dann verzog er den Mund zum Ansatz eines Lächelns und nickte. »Ich verstehe es als einen gut gemeinten Rat.«
    Rudy musterte ihn. Er musste etwas in Churchs steinerner Maske erkannt haben, denn schließlich nickte auch er. »Vielen Dank.«
    »Also, Leute«, sagte ich. »Es tut mir leid, diese faszinierende Unterhaltung zu unterbrechen. Aber ich muss mich jetzt um ein paar Zombies kümmern.«
    Rudy fluchte etwas in nicht sehr feinem Spanisch, und Church drehte sich um, um die Teams in Augenschein zu nehmen. In Wirklichkeit wollte er allerdings wahrscheinlich nur sein Lächeln verbergen.

57
    DMS-Lagerhalle, Baltimore Mittwoch, 1. Juli / 01:16 Uhr
     
    Wir drängten uns in den Helikopter. Es war ein SH-60 Seahawk, der mit allen erdenklichen Gunpods und Raketenwerfern ausgestattet war. Sobald wir alle verstaut waren und die Tür hinter uns zugemacht wurde, schalteten wir die Kommunikation auf die Helmmikrofone um. Nur so konnten wir uns über den Lärm der Rotoren hinweg besprechen. Church flog mit. Er legte eine Packung Müsliriegel auf eine Ecke des Lageplans. Kampfkekse, dachte ich. Der Kerl hat echt einen Knall.
    Rudy war ebenfalls mit von der Partie. Ich hatte ihm beim Einsteigen eine Ecke zugewiesen. »Setz dich dorthin und sei still«, riet ich. Er nickte und blickte ein wenig verängstigt um sich. Er wollte sich zwar alles nur aus der Ferne anschauen, aber ich hatte ihn gebeten, dass er sich stets an Churchs Seite befand. Es gab mir ein besseres Gefühl.
    Die riesigen T700-GE-701C-Motoren des Seahawk fingen zu dröhnen an, und schon bald hob sich der Vogel in die Luft. Mit einhundertfünfzig Knoten flogen wir und drei andere Hubschrauber in enger Formation gen Südosten – zwei mit dem Alpha-Team und ein weiterer mit Hilfspersonal.
    »Okay, es sieht folgendermaßen aus«, fing ich an, sobald wir uns um die Karte versammelt hatten. »Jemand hat die Sicherheitseinrichtungen umgangen und die Tür zu Raum zwölf geöffnet. Ergebnis: zehn Opfer – sechs Ärzte beziehungsweise Sanis, unser Gefangener und drei Wachmänner plus einer, der von einem Wiedergänger gebissen wurde. Er wird also auch bald tot sein.«
    Bunny und Top schwiegen. Schließlich hatten sie alles mit eigenen Augen miterlebt. Ollie fuhr sich mit einer zitternden Hand durch die Haare, während Skip nicht einen
Tag älter als zehn aussah. Die Angst war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.
    »Wer war es?«, wollte er wissen.
    »Das wissen wir noch nicht.«
    »Es war doch ein Unfall, oder?«, fragte Ollie.
    Ich zog es vor, nicht zu antworten, was Antwort genug war.
    »Ach du Scheiße«, meinte Ollie und sah niedergeschlagen zu Boden.
    Skip hatte es noch nicht ganz begriffen. »Halt. Soll das heißen, dass es kein Unfall war? Dass jemand das absichtlich gemacht hat?«
    »Haben wir es mit einem Spion oder einem Terroristen zu tun?«, wollte Ollie wissen.
    »Wir können weder noch ausschließen«, antwortete Church, und als Ollie den Mund aufmachen wollte, fügte er hinzu: »Diese Diskussion ist damit bis auf Weiteres beendet.«
    Meine Männer warfen mir einen hilflosen Blick zu. Trotz Churchs klaren Worten wollte ich es nicht ganz dabei belassen. »Noch

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