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Patient Null

Titel: Patient Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Maberry
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Doktor.«
    »Ich bin auch nicht in der Laune, Streicheleinheiten zu verteilen«, entgegnete Rudy mit einer gewissen Schärfe. »Ich will darauf hinaus, dass Sie durch Umstände außerhalb Ihrer Kontrolle dazu gezwungen waren, diese Einrichtung zu schnell und unter zu viel Druck zusammenzustellen. Brooklyn als Vorbild zu haben, das ist sicher gut. Aber es braucht Zeit, bis eine Einrichtung wie diese auch nur annähernd gut läuft. Mehr Zeit, als Ihnen zu Verfügung steht. Sie waren wohl oder übel gezwungen, alte Schulden einzufordern, um Gefallen zu bitten, die Hilfe anderer Agenturen in Anspruch zu nehmen. Sie haben sich gezwungen gesehen, unorthodoxe Pfade zu beschreiten. Und das Resultat? Eine nicht ganz perfekte Einrichtung. Sie hat Löcher. Und die Folge ist, dass Menschen sterben mussten.«
    »He, Rudy, immer sachte«, sagte ich leise.
    Er ignorierte mich. »Ich sage das nicht, um Sie zu beschuldigen, Mr. Church. Keineswegs. Ich will damit nur klarmachen, dass Sie mit dem Rücken zur Wand stehen. Alle Selbstbeherrschung der Welt kann nicht negieren, dass Sie das wissen und darunter leiden. Die chemischen Prozesse, die sich im Gehirn abspielen, können nie zu einhundert Prozent kontrolliert werden. Sie stehen unter einem beinahe unfassbaren Stress, sowohl physisch als auch psychisch … Und es zerreißt Sie innerlich, besonders nach dem Vorfall in Raum zwölf.«
    »Ich glaube nicht, dass hier der richtige Ort oder Zeitpunkt für eine solche Unterhaltung ist«, erwiderte Church und blickte Rudy ruhig in die Augen. Er blinzelte nicht einmal.
    »Da haben Sie natürlich Recht. Ich kann mir auch günstigere Umstände für ein solches Gespräch vorstellen.« Rudy ließ nicht locker. »Aber wir können uns dem Thema nicht verschließen. Wir müssen es ansprechen. Und zwar jetzt. Das Leben meines Freundes steht auf dem Spiel – und das schon zum dritten Mal innerhalb der letzten Stunden. Solange ich mich hier befinde, steht es um das meine vermutlich auch nicht viel besser. Zumindest so lange nicht, bis der Verräter gefunden wurde.«
    »Das gilt in der Tat für jeden.«
    »Darauf wollte ich nicht hinaus, und ich glaube, das wissen Sie auch. Ich verlange von Ihnen nicht, sich mir gegenüber zu öffnen, Mr. Church. Nicht hier und jetzt oder irgendwann. Es sei denn, Sie spüren das Bedürfnis. Ich will vielmehr, dass Sie Folgendes anerkennen: Die Vorfälle in Raum zwölf und die Tatsache, dass wir einen Verräter in unserer Mitte haben, sind direkte Folgen Ihres Handelns.« Er hob einen Finger, um Church davon abzuhalten, ihn zu unterbrechen. »Ein Handeln, zu dem Sie gezwungen waren. Wenn wir die Uhr zurückstellen und von neuem beginnen
könnten, würden Sie das eine oder andere vielleicht anders angehen. Aber es lässt sich nichts mehr ändern. Sie müssen sich also im Klaren sein, dass die heutigen Vorfälle ein logisches Resultat der Umstände waren, die Sie nicht beeinflussen konnten … Ja, Sie müssen die Sicherheitsmaßnahmen verbessern. Sie müssen den Verräter finden. Und Sie müssen jeden in dieser Organisation dreifach kontrollieren – insbesondere diejenigen, die Sie in letzter Zeit angeheuert haben. Aber Sie müssen Ihr Ziel im Auge behalten und dürfen sich nicht von Schuld oder Zorn oder Angst ablenken lassen. Ihre Aufgabe besteht darin, Terroristen davon abzuhalten, eine furchtbare Waffe einzusetzen. Wenn Sie die heutige Tragödie in irgendeiner Weise davon abhalten oder auch nur ablenken sollte, könnte das unser Ende bedeuten. Ich rate Ihnen also, Mr. Church, Ihre Wut und Ihre Schuldgefühle auf Eis zu legen, zumindest so lange, bis Joe und sein Team wieder heil aus der Krebsfabrik zurück sind.«
    Church zögerte, ehe er antwortete. »Glauben Sie, dass ich mir darüber nicht im Klaren bin, Doktor?«
    »Da bin ich mir eben nicht sicher, Mr. Church. Sie haben Ihre Emotionen besser unter Kontrolle als alle anderen. Aber ganz gleich, wie hart Sie im Nehmen sind – und ich glaube, Sie sind hart wie Stahl -, sind und bleiben Sie ein Mensch. Innerlich kochen Sie vielleicht vor Wut, und wenn Gott gnädig ist, wird er mich in sicherer Entfernung halten, wenn bei Ihnen der Knoten platzt. Das haben Sie und Joe gemeinsam. Die meiste Zeit haben Sie sich unter Kontrolle, aber es kommt ein Punkt, an dem die Kontrolle nicht mehr kontrolliert werden kann, und was übrig bleibt, ist tödliche Rage. Das ist nur natürlich, und der ideale Ort für einen solchen Ausbruch wäre in unserem Fall ein Raum voller

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