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Patient Null

Titel: Patient Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Maberry
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Das war der Tod, das war blankes Grauen.
    Als Khalid zurückgeschleudert wurde, fingen ihn die Kreaturen hinter ihm auf und drückten ihn weiter in Gaults Richtung, obwohl er in seiner Dumpfheit in eine andere Richtung wollte. Er wirkte wie Treibgut, das von einer Strömung direkt aus der Hölle gespült worden war.
    Gault würgte und schoss erneut. Khalids Gesicht wurde zerfetzt, und er brach in sich zusammen. Zwei Monster hinter ihm stolperten über seine Überreste. Man konnte ihre Knochen brechen hören, als sie ungelenk auf dem harten Betonboden aufschlugen. Gault schoss auch ihnen in den Kopf. Doch die letzten beiden kletterten bereits über ihre ehemaligen Kumpanen, wobei ihre Kiefer in schrecklicher Vorfreude schon zu malmen anfingen.
    Er drückte ab und schoss dreimal, während er hinter sich durch den schmalen Spalt Amirahs verrücktes Lachen vernahm.

115
    Grace / im Glockenraum Samstag, 4. Juli / 12:11 Uhr
     
    »Um Himmels willen … So helfen Sie mir doch!«, schrie der junge Senator aus Alabama, hob den Kopf und starrte Grace Courtland verzweifelt an. Seine Haut, gerade noch straff und gebräunt, war jetzt fahl und grau wie altes Pergament. Seine Wange wies zwei Einstiche auf, die von den Pfeilen aus der Glocke stammten.

    Grace hob die Pistole und zielte auf ihn. »Stellen Sie sich an die Wand, Sir«, befahl sie ihm.
    »Ich … fühle … mich … nicht … wohl …« Er schüttelte den Kopf, als ob er die drohende Umnachtung abschütteln könnte. »Ich … bin … krank …«
    »Sir … Sie müssen mir gehorchen. Stellen Sie sich zusammen mit den anderen an die Wand!«
    Hinter ihr ertönte die schrille Stimme einer hysterischen Frau. »Was zum Teufel! Wer glauben Sie, dass Sie sind? Hören Sie sofort auf, dem Mann zu drohen!« Das war nicht das erste Mal, dass sie die Frau des Vizepräsidenten angeschrien hatte. Grace achtete nicht weiter auf sie.
    Dann herrschte Stille im Raum. Man konnte nur das Stöhnen und Schluchzen der Verwundeten hören. Grace, Bunny, Dietrich und Brierly hatten sich durch die Menge gekämpft. Jeder, der einen Pfeil abbekommen hatte – insgesamt waren es über sechzig Menschen, die fiebrig zitterten -, war in eine Ecke gebracht worden, die sich gegenüber der Tür mit dem Schild »NUR FÜR PERSONAL« befand. Rudy musterte die Leute nacheinander, untersuchte sie aber nur oberflächlich. Sein Gesicht war vor Entsetzen wie versteinert. Fünfzehn Secret-Service-Agenten bewachten die Infizierten mit erhobenen Pistolen. Selbst besonders Hartgesottene blickten immer wieder nervös um sich und schwitzten vor Angst. Draußen auf der anderen Seite der dicken Glaswand brachte sich die Nationalgarde mit Geschützen in Stellung, und über ihnen füllte sich die Luft mit Kampfhubschraubern.
    Als erneut Panik auszubrechen drohte, sprang Grace aufs Podium und gab zwei Schüsse ab. Sofort war es wieder ruhig, so dass sie sich verständlich machen konnte. »Hören Sie mir zu!«, rief sie.
    Bunny und Dietrich hatten mit gezückter Pistole die Zugänge zum Podium gesichert. Die fünfzehn restlichen Agenten standen noch immer in einer Reihe zwischen den
Infizierten und den Gesunden. In ihren Gesichtern konnte man deutlich die fürchterlichen Zweifel und den Konflikt erkennen, die in ihnen tobten.
    Grace erklärte knapp, dass man die Freedom Bell manipuliert hatte und jeder, der von einem Pfeil getroffen worden war, mit einer gefährlichen, sich rasch verbreitenden Krankheit angesteckt war. Ihre Worte bewirkten, dass die Abschirmung der Kranken schneller als bisher voranging. Die Gesunden wichen entsetzt vor jedem zurück, der irgendwie anders wirkte. Die Krankheit, erklärte Grace weiter, würde unvorhersehbare und brutale Reaktionen verursachen. Während sie das in ruhigen Worten erklärte, sah sie sich nach weiteren Infizierten um, die es möglicherweise geschafft hatten, sich nicht zu erkennen zu geben.
    Nun kam Audrey Collins, die Frau des Vizepräsidenten, auf die brillante Idee, sich auf die Seite der Infizierten zu schlagen und sich für sie einzusetzen. Collins war eine dünne Frau mit einer scharfen Nase und leuchtend blauen Augen. Trotz der Schmerzen, die ihr die angebrochenen Rippen bereiteten, riss sie sich zusammen und brachte genug Mut und Überzeugungskraft auf, um zu versuchen, die Führung zu übernehmen. »Sie werden sofort Ihre Waffe senken oder – so wahr mir Gott helfe – ich werde dafür sorgen, dass Sie mit der Höchststrafe für Zuwiderhandlung bedacht werden.«
    Grace

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