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Patient Null

Titel: Patient Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Maberry
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auf eine Taste.
    »Es ist vollbracht«, berichtete sein Leutnant Abdul.
    »Habt ihr alle vier Exemplare unter Kontrolle?«

    »Ja, Herr.«
    »Und die Bewohner?«
    »Fünf sind schon wiederbelebt«, sagte Abdul, und der Kämpfer glaubte, Ehrfurcht und Zittern aus der Stimme am anderen Ende der Leitung herauszuhören. »Es wird nicht mehr lange dauern, ehe alle wieder auf den Beinen sind.«
    Der Kämpfer nickte. Jetzt konnte er sich sicher sein, dass Seif-al-Din , das heilige Schwert der Gläubigen, funktionierte. Und nichts – absolut gar nichts – konnte den Willen Gottes aufhalten.
    Im Dorf ertönte das trockene Knattern von Geschützfeuer. Es klang wie Musik in seinen Ohren.

23
    Baltimore, Maryland Dienstag, 30. Juni / 09:11 Uhr
     
    Ich überlebte den Rest der Nacht und den folgenden Morgen, ohne dass mir Agenten die Haustür eintraten. Inzwischen hatte ich mehrere Tage damit verschwendet, nach DMS, Javad, den beiden Lastwagen und Mr. Church im Internet zu suchen. Nichts. Das Einzige, was ich aufweisen konnte, war ein beinahe lückenloses Wissen über spongiforme Enzephalopathie samt Rinderwahn und letaler familiärer Insomnie. Aber was konnte ich damit schon anfangen? Super, Joe!
    Ich stellte mich unter die heiße Dusche, zog mir danach Shorts an und warf mir ein supergroßes Hawaii-Shirt über, so dass man den.45 Colt, den ich mir an den Gürtel schnallte, nicht bemerkte. Dann machte ich mich auf zu Rudy. Schließlich hatte ich einen Termin. Erst musste ich aber noch bei Starbucks vorbeischauen, um dieses Gesöff, das er Kaffee nannte, zu besorgen.

    »Tut mir leid, Joe«, meinte Kittie, als ich die Tür zu seiner Praxis öffnete. Kittie war Rudys Sprechstundenhilfe. »Aber Dr. Sanchez ist zu Mittag gegangen und seitdem nicht mehr aufgetaucht. Ich habe versucht, ihn auf seinem Handy und zu Hause anzurufen, aber die Telefonate werden sofort zu seinem Anrufbeantworter weitergeleitet. Und im Krankenhaus ist er auch nicht.«
    »Okay, Kittie. Hier der Plan … Ich schaue bei ihm zu Hause vorbei, um dort nach dem Rechten zu sehen. Und falls ich irgendetwas herausfinde, rufe ich Sie an. Und Sie kontaktieren mich, falls er sich bei Ihnen meldet.«
    »Okay, Joe.« Sie biss sich nervös auf die Lippe. »Es ist ihm doch nichts passiert – oder?«
    Ich lächelte sie zuversichtlich an. »Nein, natürlich nicht … Wer weiß, was er gerade treibt. Könnte alles sein oder nichts. Aber ich bin mir sicher, dass ihm nichts passiert ist.«
    Sobald die Praxistür hinter mir ins Schloss gefallen war, verschwand mein Lächeln schlagartig. Klar, es konnte alles oder nichts sein. Hoffentlich war es Letzteres.
    Aber wenn doch etwas geschehen war – was dann?
    Im Lift nach unten verspürte ich eine leichte Übelkeit. Jetzt war definitiv eine suboptimale Zeit für Rudy wie vom Erdboden zu verschwinden. Ich dachte an die Nachricht, die ich mit aller Wahrscheinlichkeit an Church geschickt hatte – die ganzen Internetrecherchen … Allein bei dem Gedanken daran wurde mir ganz anders.
    Ich trat auf die Straße hinaus und blickte mich auf dem Parkplatz um. Sein fahrbarer Untersatz war nirgends zu sehen, aber das hatte ich auch nicht erwartet. Also ging ich zu meinem Wagen, drückte auf den Schlüssel, um die Tür zu entriegeln, öffnete das Auto …
    … und erstarrte.
    Ich hatte meine Knarre schon gezogen, ehe ich überhaupt genau ausmachen konnte, was ich da sah. Blitzschnell
drehte ich mich um und sondierte die Gegend, die Pistole neben meinem Bein auf den Boden gerichtet. Mein Herz löste wahrscheinlich gerade einen Tsunami in Südostasien aus. Vor mir standen etwa fünfzig geparkte Autos. Zudem sah ich ein halbes Dutzend Leute, die entweder zum Parkplatz oder davon weggingen. Nichts Verdächtiges. Jeder sah normal aus. Ich wandte mich wieder dem Fahrersitz zu, auf dem friedlich eine Packung Oreo-Kekse lag. Die Plastikhülle war fein säuberlich aufgeschnitten. Ein Keks fehlte. Statt des Kekses hatte jemand eine von Rudys Visitenkarten in die Packung gesteckt.
    Ich packte die Knarre weg und schaute mir die Karte genauer an. Auf der hinteren Seite war etwas geschrieben. Nichts Kompliziertes, keine Drohung. Nur eine Adresse, die mir wohlbekannt war. Darunter stand ein einziges Wort.
    Bei der Adresse handelte es sich um die Lagerhalle, in der ich Javad das erste Mal umgebracht hatte.
    Und das Wort darunter lautete: »Jetzt.«

TEIL ZWEI
    HELDEN
    Unglücklich das Land, das Helden nötig hat.
    - BERTOLT BRECHT

24
    Baltimore, Maryland

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