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Patient Null

Titel: Patient Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Maberry
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hatte damals nicht einmal geahnt, dass mir das Kevlar das Leben gerettet hatte.
    Die Frau nickte in Richtung eines Sessels, der in einer Ecke stand. »Setzen Sie sich. Mr. Church wird jeden Augenblick …«
    »Wer sind Sie?«, unterbrach ich schroff.
    Sie schien innerlich bis drei zu zählen, ehe sie antwortete. »Major Grace Courtland.«
    »Major?«, fragte ich. »SAS?«
    Ihre Augen weiteten sich kaum merklich. »Machen Sie es sich bequem, Detective Ledger«, meinte sie und verließ das Zimmer.
    Ich drehte eine Runde durchs Zimmer, um mir alles genauer anzuschauen, und entdeckte dabei drei Überwachungskameras. Sie machten einen teuren Eindruck; diese
Art von Technologie war mir zuvor noch nie untergekommen. Ich hätte mein Jahresgehalt darauf gewettet, dass Church im Zimmer nebenan saß und mich beobachtete. Am liebsten hätte ich mir meine Eier gekratzt. Dieses Gehabe brachte unweigerlich den fünfzehnjährigen Rebellen in mir hervor. Aber ich riss mich zusammen, denn sobald man sich auf ein solches Niveau begab, hatte man auch schon verloren, ehe das Spiel überhaupt begonnen hatte.
    Also lief ich weiterhin durch das Zimmer und sah mir alles genau an – ganz gleich, ob mich das Waffelmonster nun beobachtete oder nicht. Am anderen Ende des Raums befand sich eine schwere nagelneue Tür, die – soweit ich mich erinnern konnte – eine normale Holztür ersetzt hatte. Ich nahm sie genauer unter die Lupe und klopfte dann dagegen. Holzfurnier über Stahl. Zwei Jahresgehälter, dass die Wand auch verstärkt worden war.
    Ich hörte, wie sich die Tür hinter mir öffnete, und drehte mich um. Church betrat das Zimmer. Die Engländerin folgte ihm dicht auf den Fersen. Church trug einen dunkelgrauen Anzug, hochpolierte Schuhe und die gleiche getönte Brille wie zuvor. Er sagte nichts dazu, dass ich das Zimmer gefilzt hatte, sondern zog sich nur einen Stuhl heraus und setzte sich. Major Courtland verharrte hinter ihm. Ihr Gesicht spiegelte deutliches Missfallen wider.
    Ich trat auf ihn zu. »Wo zum Teufel ist Dr. Sanchez?«, wollte ich wissen.
    Er strich sich einen unsichtbaren Fusel von der Krawatte. Falls er sich von mir bedroht fühlte, so ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken. Courtland stellte sich mit verschränkten Armen neben ihn. Die ideale Position, um eine Pistole zu ziehen.
    »Mr. Ledger, wissen Sie, warum Sie hier sind?«
    »Ich bin mir sicher, dass Sie einige Erklärungen parat haben, aber die können Sie sich sonst wohin stecken. Wo ist Rudy Sanchez?«

    Einen Moment lang zuckte Churchs Mundwinkel belustigt, aber er hatte sich sofort wieder unter Kontrolle. »Grace?«, sagte er.
    Major Courtland trat an die riesige TV-Konsole an der hinteren Wand und drückte auf einen Knopf. Sofort erschien ein Bild, das ein Büro mit Schreibtisch und Sessel zeigte. In dem Sessel saß ein Mann. Seine Augen waren verbunden und die Hände hinter dem Rücken gefesselt. Rudy. Ein zweiter Mann stand hinter ihm. Er hielt ihm einen Pistolenlauf in den Nacken.
    Zorn stieg in mir auf, und mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich musste mich schwer zusammenreißen, um ruhig stehen zu bleiben und den Mund zu halten.
    Nach einer Weile meinte Church: »Nennen Sie mir einen einzigen Grund, warum ich den Sergeant davon abhalten sollte, Dr. Sanchez ein paar Kugeln in den Kopf zu jagen.«
    Ich zwang mich dazu, mich vom Fernseher loszureißen. »Wenn er stirbt, sterben auch Sie«, brachte ich mit gepresster Stimme hervor.
    »Wie langweilig«, meinte er. »Sie haben noch einen Versuch.«
    »Was soll Ihre Organisation dadurch gewinnen, wenn man ihn umbringt? Er ist harmlos, ein Zivilist.«
    »Er hat in dem Augenblick aufgehört, ein harmloser Zivilist zu sein, als Sie ihm vom DMS und unserem Patienten Null erzählt haben. Sie waren es, der ihm diese Situation eingebrockt hat, Mr. Ledger.«
    »Das ist totaler Schwachsinn, und das wissen Sie. Nach 9/11 dürfen Sie jetzt vielleicht die Verfassung anpinkeln, wenn Ihnen das behagt, aber sie noch lange nicht durch einen Aktenvernichter jagen.«
    Church streckte die Arme. »Ich wiederhole meine Frage: Nennen Sie mir einen guten Grund, warum Sergeant Dietrich Ihren werten Dr. Sanchez nicht erschießen soll. Wir
sind eine geheime Organisation, und wir spielen mit dem höchstmöglichen Einsatz. Nichts, auch nicht die Bill of Rights und die zehn Zusatzartikel sind so wichtig wie das, was wir hier machen. Und zu Ihrer Information, Mr. Ledger: Ich neige nicht zu Übertreibungen.«
    Ich schwieg.
    »Mr.

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