Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Patient Null

Titel: Patient Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Maberry
Vom Netzwerk:
und schloss den Heißwasserhahn mit seinen Zehen. »Natürlich kannst du dich auf mich verlassen. Alles wird reibungslos über die Bühne gehen. Keine Sorgen.«
    Eine Weile herrschte Schweigen. Dann sagte der Kämpfer: »Richte meiner Frau aus, dass ich sie liebe.«
    Gault lächelte die Decke an. »Selbstverständlich, alter Freund. Allah sei mit dir.«

    Er hängte auf und legte das Telefon auf den Toilettensitz. Dann lachte er laut.

29
    Baltimore, Maryland Dienstag, 30. Juni / 14:46 Uhr
     
    Nachdem Major Courtland das medizinische Notfallteam angerufen hatte, trat sie wieder zu mir in den Flur. Es war offensichtlich, dass sie mich jetzt in einem neuen Licht sah. Ihre Augen wanderten wie ein Scanner über mein Gesicht, und ich konnte beinahe ihre Synapsen im Kopf klicken hören.
    Auf der anderen Seite des Flurs gab es eine Herrentoilette. Ich trat einen Schritt darauf zu, als ich ihre Hand auf meinem Arm spürte.
    »Ledger … Wie sind Sie darauf gekommen, dass Church genau das von Ihnen wollte?«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Er hat doch etwas von wenig Zeit gesagt.«
    »Das ist aber nicht das Gleiche, wie Ihnen zu befehlen, da hereinzugehen und jeden krankenhausreif zu prügeln.«
    »Haben Sie ein Problem damit?«
    Sie lächelte. Ein schönes Lächeln. Sie verwandelte sich von einer Kobra in etwas, das man verdammt attraktiv nennen konnte – beinahe menschlich. »Überhaupt nicht. Und so sehr es mich schmerzt, Ihnen das sagen zu müssen, aber ich bin beeindruckt.«
    »Es schmerzt Sie, mir so etwas zu sagen?«, hakte ich nach.
    »Sie machen es einem schwer, Sie zu mögen, Mr. Ledger.«
    »Nennen Sie mich Joe. Und das stimmt nicht. Viele Leute mögen mich.«

    Sie ging nicht darauf ein. »Was ich damit sagen will … Es ist schwer, Ihnen zu vertrauen. Vor allem in einem solchen Einsatz, wie er uns bevorsteht.«
    »Grace – darf ich Sie Grace nennen?«
    »Für Sie bin und bleibe ich Major Courtland«, wies sie mich zurecht.
    »Okay, Major Courtland«, sagte ich. »Es ist nicht meine Absicht, dass Sie mir vertrauen. Sie und Ihr Boss haben mich in diesen Schlamassel hineingezogen. Ich kann mich nicht erinnern, einen Lebenslauf in dreifacher Ausführung eingeschickt zu haben. Ich bin nicht beim Militär. Und um es mal ganz klar zu formulieren: Wenn Sie Probleme haben, was Vertrauen angeht oder damit, mich nicht zu mögen, dann kann ich Ihnen nur eines raten: Sie können mich mal, Major.«
    Sie blinzelte.
    »Ich will nicht und habe es nie gewollt, dass ich etwas mit diesem Nacht-und-Nebel-Mist, einem Haufen toter Typen, mit Pisswettbewerben eines durchgeknallten Testosteron-Team oder einer spießigen, Earl Grey trinkenden, Scones knabbernden Majorin zu tun habe, die noch nicht einmal mein Boss ist. Ich kenne Sie nicht, und es ist mir scheißegal, ob Sie mir vertrauen oder nicht.«
    »Mr. Ledger …«
    »Ich muss mal«, sagte ich und ging zu den Toiletten.
     
    Nachdem ich mich erleichtert hatte, wusch ich mir Hände und Gesicht. Zuerst mit heißem, danach mit kaltem Wasser. Dann nahm ich einige Papiertücher und tupfte mich trocken, ehe ich mich im Spiegel betrachtete. Meine Haut war gerötet, und meine Augen wiesen ein verräterisches Funkeln auf, wie man es normalerweise bei Junkies antrifft. Meine Haare glichen eher den Stacheln eines gereizten Igels.
    »Nun«, sagte ich zu meinem Spiegelbild, »wen haben wir denn da Hübsches?«

    Da ich keinen Kamm dabeihatte, benetzte ich mir die Finger noch einmal mit Wasser und fuhr mir damit durch die Haare. Auf einmal wurde mir klar, wie ernst die Lage war, in der ich mich befand. Ich beugte mich über das Waschbecken, wobei ich bereits die Galle schmecken konnte, die sich meine Speiseröhre hocharbeitete. Ich war schon darauf gefasst, erneut mit meinem Frühstück Bekanntschaft zu machen, doch zu meiner Überraschung hielt sich mein Magen zurück. Vorsichtig richtete ich mich wieder auf und blickte erneut in den Spiegel. Die Augen, die mir jetzt entgegensahen, waren voller Furcht. Sie begannen langsam zu begreifen, was mir bevorstand.
    Draußen gab es also noch mehr von ihnen . Mehr Wiedergänger. Und ich durfte als Nächster hinaus und … Ja – und was? Sollte ich mich wie ein Comic-Held benehmen, der seine Mannen tapfer zum Sieg führt? Worauf hatte ich mich nur eingelassen? Das war keine normale Einsatzgruppe. Nicht einmal ein Sonderkommando kam an das heran, was wir hier taten. Von etwas derart Großem hatte ich bis vor kurzem noch nicht die leiseste Ahnung gehabt,

Weitere Kostenlose Bücher