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Patient Null

Titel: Patient Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Maberry
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Wut offen zur Schau und warf mir einen hasserfüllten Blick zu. Er rieb seine Brust und blinzelte mich zornig an.

    Meine Hände zitterten. Das war wohl das Adrenalin. Aber ich konnte auch das Bild von Rudy mit der Pistole im Genick nicht von mir schütteln.
    »Ich will zu Rudy«, sagte ich. »Jetzt.«
    Church schüttelte den Kopf. »Es gibt andere Dinge, denen Sie sich zuerst widmen müssen.«
    »Wenn Sie ihm etwas angetan haben …«
    Er lächelte. »Dr. Sanchez verzehrt in diesem Augenblick das halbe Jahresbudget für Entertainment und ist aller Wahrscheinlichkeit nach dabei, Sergeant Dietrichs recht komplizierte Kindheit aufzuarbeiten. Es geht ihm gut, und er kann warten.«
    »Okay«, meinte ich nach einer Weile und überraschte mich selbst, wie ruhig und kontrolliert meine Stimme klang. »Was kommt als Nächstes?«
    »Major Courtland wird Sie in alle Einzelheiten einweihen. In einer halben Stunde werden Sie den gesamten Stab treffen.« Er hielt inne und streckte dann die Hand aus. »Willkommen im Club, Mr. Ledger.«
    »Ich will Sie nicht beleidigen«, meinte ich und nahm seine Hand, »aber Sie sind beide echte Arschlöcher.« Ich drückte so fest zu, wie ich nur konnte. Aber seine Hand besaß zu meiner Überraschung genauso viel Kraft wie die meine.
    »Danke für das Kompliment«, meinte Church.
    Wir ließen los, und ich verschränkte die Arme. »Wenn ich also Teamleader sein soll, wo ist dann mein verdammtes Team?«
    »Sie haben gerade Kleinholz daraus gemacht«, erwiderte Courtland.
    Ich drehte mich um und blickte die fünf Männer an. Ach du grüne Neune.
    Ich hatte mich viele Jahre über mit Gangstern, Mördern und dem schlimmsten Abschaum abgegeben, den man sich vorstellen konnte. Ich hatte ihnen die Köpfe eingeschlagen,
sie erschossen, mit einer Taser-Waffe lahmgelegt und für den Rest ihres Lebens hinter Gitter gebracht. Aber niemand von ihnen hatte es gewagt, mir solche Blicke zuzuwerfen, wie ich sie gerade von meinem »Team« bekommen hatte.
    Als Church sich abwandte und den Raum verließ, hätte ich schwören können, dass er leise lachte.
    War dies der Moment, in dem ich eine kleine Rede halten sollte? Ehe ich jedoch den Mund aufmachen konnte, ergriff Courtland das Wort.
    »Bringen Sie sich wieder auf Vordermann«, bellte sie die Männer an. »Ledger – folgen Sie mir.« Und ohne auf mich zu warten, drehte sie sich um und ging zur Tür.
    Ich folgte ihr, aber mein sechster Sinn verriet mir, dass sich hinter mir etwas zusammenbraute. Ich drehte mich um und sah gerade noch, wie sich Affenmann auf mich stürzte. Sein Gesicht war hassverzerrt und purpurfarben wie eine reife Pflaume, während er die Fäuste so stark geballt hatte, dass die Knöchel weiß anliefen.
    »Du hast mich reingelegt, Arschloch! Aber jetzt kriege ich dich und werde deine Eingeweide an meine Katze verfüttern!«
    »Nein«, erwiderte ich ruhig. »Das wirst du nicht.« Dann verpasste ich ihm einen Schlag gegen die Kehle.
    Danach drehte ich mich um und folgte Courtland. Affenmann ging röchelnd zu Boden.
    Im Raum war es totenstill. Ich wandte mich absichtlich nicht mehr um, als ich zu Courtland sagte: »Ich hoffe, Sie haben einen Sani vor Ort. Der Kleine hat dringend einen nötig.«

28
    Bebastian Gault / Hotel Ishtar, Bagdad Fünf Tage zuvor
     
    »Leitung?«
    »Sicher«, meinte der Kämpfer.
    »Was haben Sie zu berichten, mein Freund?« Gault war bis zum Kinn in einem Schaumbad versunken. Im Hintergrund spielte leise eine CD mit Bachs Goldberg-Variationen. Die junge Frau im anderen Zimmer war eingeschlafen. Toys, der wie immer vorsichtig war und ihr etwas ins Getränk geträufelt hatte, da er den Anruf erwartete, hatte sie rechtzeitig ins Nebenzimmer gebracht. Sie würde die nächsten vier Stunden in der Waagerechten verbringen und sich danach frisch und erholt fühlen. Es war durchaus nützlich, Chemiker zu sein und einen Assistenten zu haben, der sein Gewissen bereits bei der Geburt abgegeben hatte.
    »Es ist alles vorbereitet«, erwiderte El Mudschahid. »Wir sind so weit.«
    »Vorzüglich. Sobald du die erste Phase erfolgreich abgeschlossen hast, werden meine Jungs beim Roten Kreuz dafür sorgen, dass die Transfers ohne Probleme vonstattengehen. Mit etwas Glück bist du schon vor Mitternacht auf einem Lazarettschiff und segelst Richtung Golf.«
    »Sebastian?«, fragte El Mudschahid.
    »Ja?«
    »Ich kann mich auf dich verlassen, nicht wahr? Du hältst dich doch an die Vereinbarungen?«
    »Ich schwöre bei Allah«, erwiderte Gault

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