Patria
in See, um die Neue Welt zu entdecken und Christus dorthin zu bringen. Und Hieronymus übersetzte die Bibel ins Lateinische, damit mehr Menschen ihre Wunder erkunden konnten.« Malone merkte, dass McCollum den Vortrag ebenfalls verstand.
»Sie sprechen Italienisch?«, fragte Malone.
»Ich kann mich verständigen.«
»Sie sind ein Mann mit vielen Talenten.«
»Mit allem, was man so braucht.«
McCollums Selbstsicherheit war augenfällig, und Malone fragte: »Und wie geht die Suche jetzt weiter?«
McCollum zog einen Zettel hervor, auf dem das Ende des ersten Abschnitts und ein paar weitere kryptische Sätze standen.
Es ist ein Geheimnis, doch suche die unserem Schutzheiligen geweihte Kapelle am Tejo in Bethlehem auf. Beginne die Reise im Dunkeln, und vollende sie im Licht, wo ein sinkender Stern eine Rose findet, ein Holzkreuz durchdringt und Silber in Gold verwandelt. Suche den Ort, der eine Adresse ohne Ort darstellt und an dem ein anderer Ort zu finden ist. Dann wird dich wie die vom Rätsel verwirrten Hirten des Malers Poussin plötzlich das Licht der Erleuchtung überkommen.
Er reichte den Zettel Pam und sagte: »Okay. Lasst uns die Abtei besichtigen und sehen, was wir dort finden.«
Sie folgten einer Schar von Touristen zum Eingang. Auf einem Schild stand, dass man kostenlos in die Kirche kam, für den Rest des Gebäudes aber Eintritt zahlen musste.
Der Eingangsbereich beim Westportal hatte eine niedrige Gewölbedecke, die für ein eindrucksvolles Dämmerlicht sorgte. Zu Malones Linken stand der Sarkophag Vasco da Gamas. Der schlichte Steinsarg war mit nautischen Symbolen verziert. Rechts von Malone befand sich das Grabmal des Dichters Louis de Camões und daneben ein Taufbecken. Die beiden Grabnischen wirkten durch die kahlen Wände noch strenger und erhabener. Besucher drängten sich in die Nischen, und Blitzlichter zuckten. Reiseführer leierten ihre Beiträge über die Bedeutung der Beigesetzten herunter.
Malone schlenderte ins Kirchenschiff, wo das Dämmerlicht des Eingangsbereichs einem hell glänzenden Wunder wich. Sechs schlanke Säulen, die üppig mit Rankenornamenten verziert waren, wuchsen zur hohen Decke empor, und durch die Buntglasfenster ergoss sich das Licht der Nachmittagssonne. Licht und Schatten jagten einander auf den altersgrauen Kalksteinwänden. Die Säulen trugen das Gewölbe, dessen Rippen in ihrer verschlungenen Feinheit an Tauwerk erinnerten, wie einen Baldachin. Malone spürte den Geist der Sarazenen, die einmal über Lissabon geherrscht hatten, und ließ die byzantinische Pracht auf sich wirken. Die Ornamente verloren sich in unzähligen Details, die sich aber nie wiederholten.
Es war beeindruckend.
Und noch beeindruckender fand Malone, dass die alten Steinmetze den Mut gehabt hatten, etwas derart Gewichtiges auf Lissabons bebendem Boden zu errichten.
Auf den Holzbänken, die einmal den Mönchen Platz geboten hatten, saßen nun nur noch Touristen. Das Kirchenschiff hallte von einem leisen Stimmengewirr wider, das in regelmäßigen Abständen von einer ruhigen Lautsprecherstimme übertönt wurde, die in verschiedenen Sprachen um Ruhe bat. Malone sah sich um und entdeckte, wo die Ermahnungen herkamen. Dort, wo das Längsschiff und das Querschiff ein Kreuz bildeten, stand ein Priester vor dem Mikrofon am Volksaltar. Doch niemand beachtete ihn – und am allerwenigsten die Reiseführer, die ihre Vorträge weiter herunterleierten.
»Ein überwältigendes Bauwerk«, sagte Pam.
Er pflichtete ihr bei. »Auf dem Schild draußen steht, dass hier um siebzehn Uhr geschlossen wird. Für den Rest des Klosters brauchen wir Eintrittskarten.«
»Ich besorge welche«, sagte McCollum. »Aber verweist das Rätsel uns denn nicht nur auf die Kirche?«
»Ich weiß es nicht, aber ich bin dafür, dass wir uns sicherheitshalber alles ansehen.«
McCollum schlängelte sich durch die Menschenmenge zum Eingangsportal.
»Was denkst du?«, fragte Pam, die noch immer den Zettel in der Hand hielt.
»Über ihn oder über das Rätsel?«
»Beides stellt ein Problem dar.«
Malone lächelte. Sie hatte recht, aber nicht was das Rätsel anging. »Ein Teil des Rätsels ergibt schon jetzt Sinn. Beginne die Reise im Dunkeln und vollende sie im Licht. Das trifft wunderbar auf das Westportal zu. Es liegt da wie ein Kellereingang, der sich zu einem lichtdurchfluteten Dachzimmer öffnet.«
Wieder bat der Priester die Menschenmenge gelassen um Ruhe, und wieder ignorierten ihn alle.
»Der hat einen ganz
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