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Patria

Patria

Titel: Patria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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allgemeine Aufmerksamkeit auf das Monument gerichtet war.
    Thomas Bainbridge, der damalige Earl, hatte im Jahr 1784 acht Denkmäler in den Gartenanlagen seines Landsitzes errichten lassen. Haddad kannte die Geschichte der Familie. Die Bainbridges hatten die in einem stillen Winkel Oxfordshires versteckten und von Birkenwäldern umgebenen Ländereien 1624 erworben und mitten auf dem zweihundertvierzig Hektar großen Areal ein riesiges Gutshaus im zeitgenössischen Stil errichtet. Der Besitz war bis 1848 in der Hand der Bainbridges geblieben, dann aber bei der Eintreibung von Steuerschulden in die Hand der Krone gelangt, und Queen Victoria hatte Haus und Ländereien als Museum eingerichtet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Seit damals kamen die Besucher, um die antike Einrichtung zu besichtigen und sich ein Bild davon zu machen, wie ein Luxusleben in vergangenen Jahrhunderten ausgesehen hatte. Die Inneneinrichtung der Bibliothek wurde mittlerweile als eine der interessantesten Antiquitätensammlungen des achtzehnten Jahrhunderts angesehen. Doch seit einigen Jahren kamen die meisten Besucher vor allem wegen des Monuments. Denn dieses barg ein Geheimnis, und die Touristen des einundzwanzigsten Jahrhunderts liebten Geheimnisse.
    Haddad betrachtete aufmerksam die weiße Marmorlaube.
    Sie umrahmte ein Relief – wie er wusste, die in Stein gemeißelte Kopie von Les Bergers d’Arcadie II , die Hirten von Arkadien II, ein unbedeutendes Werk, das Nicolas Poussin 1640 als ein Spiegelbild seines früheren Werks Die Hirten von Arkadien gemalt hatte. Auf diesem Bild beobachtete eine Frau drei Hirten, die sich um ein Steingrab versammelt hatten und auf die dort eingemeißelten Buchstaben zeigten: ET IN ARCADIA EGO. Haddad kannte die Übersetzung. Und in Arkadien ich. Eine rätselhafte Inschrift, die wenig Sinn ergab. Unterhalb des Bildes prangte das nächste Rätsel in Form von Buchstaben, die aufs Geratewohl zu einem Muster angeordnet zu sein schienen:

    D O.V.O.S.V.A.V.V. M

    Haddad wusste, dass Esoteriker und Verschwörungstheoretiker sich intensiv mit dieser Buchstabenkombination befassten, seit diese vor einem Jahrzehnt durch einen Reporter des Guardian, der das Museum besucht hatte, wiederentdeckt worden waren.
    »Wir heißen alle, die heute hierhergekommen sind, in Bainbridge Hall willkommen«, sagte ein großer, stattlicher Mann in ein Mikrofon. »Vielleicht erfahren wir ja heute die Bedeutung jener Botschaft, die Thomas Bainbridge vor mehr als zweihundert Jahren in diesem Denkmal hier zurückgelassen hat.«
    Haddad wusste, dass der Sprecher der Kurator des Museums war. Links und rechts neben ihm standen ein Mann und eine Frau, die beide schon recht betagt waren. Er hatte ihr Foto in der Sunday Times gesehen. Sie gehörten zu den Kryptoanalytikern, die damals im Bletchley-Park Entscheidendes geleistet hatten, und sie hatten den Auftrag, die verschiedenen Vorschläge abzuwägen, wie die möglicherweise in dem Monument enthaltene Botschaft zu entschlüsseln sein könnte. Es war nämlich allgemein Konsens, dass es sich bei der Aufschrift des Monuments um einen Code handelte.
    Was sollte es denn sonst sein?, hatten viele gefragt.
    Haddad hörte zu, wie der Kurator berichtete, dass auf ihre öffentliche Bitte um die Einsendung von Lösungsvorschlägen einhundertdreißig Kryptographen, Theologen, Linguisten und Historiker ihre Theorien eingereicht hatten.
    »Einige dieser Theorien waren recht bizarr«, bemerkte der Kurator, »und es spielten Faktoren wie UFOs, der Heilige Gral oder auch Nostradamus in ihnen eine Rolle. Natürlich gab es für diese Behauptungen so gut wie keine Beweise, und so konnten wir sie schnell verwerfen. Einige hielten die Buchstaben für ein Anagramm, doch ihre Versuche, aus ihnen einen Text zu bilden, ergab wenig Sinnvolles.«
    Was Haddad nur allzu gut verstehen konnte.
    »Eine vielversprechende Lösung kam von einem ehemaligen amerikanischen Armeekryptographen. Er entwarf zweiundachtzig Entschlüsselungs-Matrizes und entnahm dieser Sequenz schließlich die Buchstaben SEJ. Wenn man diese Buchstaben umdreht, wird daraus JES. Unter Zuhilfenahme eines komplexen Flaggensignal-Systems kam er auf die Lösung Jesus H defy – Jesus H trotzen. Unsere Bletchley-Park-Berater hielten dies für eine Botschaft, die die angeblich göttliche Natur Jesu in Frage stellt. Diese Lösung ist – um es milde auszudrücken – sehr fantasievoll, aber auch faszinierend.«
    Dieser Unsinn ließ Haddad lächeln. Thomas

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