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Patria

Patria

Titel: Patria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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Bainbridge war ein zutiefst religiöser Mensch gewesen. Er wäre nie auf den Gedanken gekommen, Jesus zu verleugnen.
    Die ältere Dame, die neben dem Kurator stand, trat aufs Rednerpodest. Sie hatte silbriges Haar und trug ein hellblaues Kostüm.
    »Dieses Monument hat uns eine gute Gelegenheit geboten, unsere Fähigkeiten zu testen«, sagte sie mit klangvoller Stimme. »Als ich damals gemeinsam mit vielen anderen Kryptographen in Bletchley arbeitete, stellten die Verschlüsselungen der Deutschen oft eine große Herausforderung für uns dar. Sie waren schwierig. Doch ein Code, den ein menschliches Gehirn erdenkt, kann auch von einem menschlichen Gehirn geknackt werden. Die Buchstaben hier sind dagegen komplexer. Sie sind persönlich, und das macht ihre Interpretation schwierig. Wir haben alle hundertdreißig Lösungsvorschläge für dieses Rätsel genau unter die Lupe genommen, aber wir sind zu keinem Konsens gelangt. Genau wie die Öffentlichkeit waren auch wir gespaltener Meinung. Doch wir halten es für wahrscheinlich, dass es sich wirklich um eine Botschaft handelt.« Sie drehte sich um und zeigte hinter sich auf das Monument. »Ich persönlich halte dies hier für eine Liebeserklärung.«
    Sie hielt inne, um ihre Worte wirken zu lassen.
    »OVOSVAVV steht für ›Optimae Uxoris Optimae Sororis Viduus Amantissimus Vovit Virtutibus.‹ Das heißt grob übersetzt: ›Ein liebender Witwer der besten aller Ehefrauen und der besten aller Schwestern.‹ Die Übersetzung ist nur eine Annäherung. Im klassischen Latein ist sororis sowohl die Genitivform für Schwestern als auch für Gefährtinnen. Und vir, Ehemann, würde besser passen als viduus, Witwer. Aber die Bedeutung ist klar.«
    Einer der Reporter erkundigte sich nach den Buchstaben D und M, die etwas abgerückt links und rechts der anderen zusammengeschriebenen Buchstaben standen.
    »Ganz einfach«, erwiderte sie. »›Dis Manibus‹. Eine römische Inschrift. ›Heil den Göttern der Unterwelt.‹ Vergleichbar mit unserem Sie ruhe in Frieden. Diese Buchstaben sind auf fast allen römischen Grabsteinen zu finden.«
    Sie schien sehr zufrieden mit sich zu sein. Haddad hätte ihre intellektuelle Gedankenblase nur allzu gerne mit ein paar einschlägigen Fragen zum Platzen gebracht, doch er schwieg und sah zu, wie die beiden Bletchley-Park-Veteranen mit einer alten deutschen Verschlüsselungsmaschine, die für diese Gelegenheit ausgeliehen worden war, vor dem Monument fotografiert wurden. Dann gab es viele lächelnde Gesichter, Fragen, Lob und Applaus.
    Thomas Bainbridge war tatsächlich ein brillanter Kopf gewesen. Unglückseligerweise hatte er sich mit seinen Ideen aber nicht ausreichend verständlich machen können, so dass seine Fähigkeiten verkannt wurden und für die Nachwelt verloren waren. Die Menschen des achtzehnten Jahrhunderts mussten ihn als Fanatiker empfunden haben. Haddad dagegen kam er wie ein Prophet vor. Bainbridge hatte etwas gewusst. Und dieses sonderbare Monument vor ihm, dieses Spiegelbild eines obskuren, schwer zu deutenden Gemäldes und einer wirren Zusammenstellung von zehn scheinbar willkürlich ausgewählten Buchstaben, war nicht grundlos errichtet worden.
    Haddad kannte den Grund.
    Dieses Monument war weder eine Liebeserklärung noch ein Code oder eine Botschaft.
    Sondern etwas ganz anderes.
    Es war eine Karte.

9
Kronborg Slot
10.20 Uhr

    Malone bezahlte die sechzig Kronen Eintrittsgebühr für sich und Pam. Dann folgten sie einer Gruppe, die aus einem der ersten drei Busse gestiegen war, in die Festung.
    Dort fiel ihnen als Erstes eine Fotoausstellung mit Szenen aus zahlreichen Hamletinszenierungen ins Auge. Malone fand das paradox. Bei Hamlet ging es um einen Sohn, der seinen Vater rächte, und nun kam er hierher als Vater, der für seinen Sohn kämpfte. Er litt Seelenqualen wegen Gary. Er hatte den Jungen niemals in Gefahr bringen wollen, und in den zwölf Jahren seiner Dienstzeit beim Billet hatte er immer eine klare Trennlinie zwischen Arbeit und Zuhause gezogen. Doch jetzt, ein Jahr nach seinem freiwilligen Ausscheiden aus dem Dienst, war sein Sohn entführt worden.
    »So hat deine Tätigkeit als Agent also ausgesehen?«, fragte Pam.
    »Teilweise schon.«
    »Wie hast du es nur ausgehalten, so zu leben? Ich bin ja jetzt schon das reinste Nervenbündel, und mir sitzt immer noch der Schreck von gestern Abend in allen Gliedern.«
    »Man gewöhnt sich daran.« Das meinte er genau so, wie er es sagte. Malone war ein ehrlicher Mann. Er

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